Schubert, F. (Schuen)
Wanderer (Lieder)
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Info |
Musikrichtung:
Romantik / Lied
VÖ: 15.06.2018
(Avi / CD / 2016 / Best. Nr. 8553373)
Gesamtspielzeit: 66:56
Internet:
Andrè Schuen
Daniel Heide
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SCHUBERT-GLÜCK IM UNGLÜCK
Auf manche Produktionen wird man erst spät aufmerksam, doch auch abseits der bekannten Label und Vertriebe tut sich eben mitunter Großes und das mag es allemal rechtfertigen, das schon 2018 erschienene Schubert Album des Baritons Andrè Schuen selbst jetzt noch hier als Neuerscheinung vorzustellen.
Das Genre der Schubert-Liedinterpretation bewegte sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten zumeist zwischen einem eher nüchtern-lakonischen Vortrag und der Perspektive des „angry young man“. Allenthalben war die Angst spürbar, wieder ins stimmliche Overacting einerseits oder in die biedermeierliche Gemütlichkeit vergangener Zeiten andererseits abzudriften. Vielleicht brauchte es gerade deshalb einen mutigen, jungen Sänger mit Erfahrung auf der Opernbühne, um den existenziellen Gehalt in Schuberts meisterhaft verdichteten Liedkompositionen wirklich wieder spür- und erlebbar werden zu lassen. Schuene präsentiert die – überwiegend wohlbekannten Stücke – mit wenig Scheu vor physischer Präsenz und mit körperlicher, dunkel timbrierter, jungmännlicher Tongebung, weiß seine Kraft aber jeder Zeit klug zu dosieren.
Dies paart er mit einer Textausdeutung, die alle Tiefen und Untiefen en detail ausleuchtet, vor allem aber nicht jene unstillbare Verzweiflung und Heimatlosigkeit ausspart, die diese Lieder wie einen roten Faden durchziehen. „Der sensible Mensch leidet nicht aus diesem oder jenem Grunde, sondern ganz allein, weil nichts auf dieser Welt seine Sehnsucht stillen kann.“ So hat es Jean-Paul Sartre formuliert und könnte damit zugleich das zu Musik geronnene Lebensgefühl Schuberts umschrieben haben. Und genau dies leuchtet Schuene mit seinem Klavierpartner Daniel Heide in sämtlichen Facetten aus, häufig unter Wahl auffallend ruhiger Tempi, mit welchen die schmerzlichen Momente bis zur äußersten Grenze ausgekostet und denen punktuell dramatische Spitzlichter entgegengesetzt werden. Herausgekommen sind auf diese Weise u.a. tiefempfundene Deutungen von „Der Wanderer“, „Der Wanderer an den Mond“ oder „Totengräbers Heimweh“, die an Eindringlichkeit und Schlüssigkeit ihresgleichen suchen. Wohl hört man das Vorbild von Schuens Lehrer Olaf Bär heraus, doch findet sein Schüler zu einem durchaus eigenständigen Ansatz. Echtes Schubert-Glück.
Sven Kerkhoff
Trackliste |
1 Der Wanderer D 493 (3. Fassung / 3rd Version) 06:07
2 Der Wanderer an den Mond D 870 02:51
3 Fahrt zum Hades D 526 06:09
4 Der Schiffer D 536 02:01
5 An den Mond D 259 04:14
6 Des Fischers Liebesglück D 933 08:32
7 Der Musensohn D 764 02:03
8 Auf der Bruck D 853 03:28
9 Totengräbers Heimweh D 842 07:45
10 Im Abendroth D 799 04:51
11 Abendstern D 806 02:46
12 Der Wanderer D 649 03:53
13 Im Frühling D 882 05:15
14 Auf der Donau D 553 03:14
15 Willkommen und Abschied D 767 03:47
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Besetzung |
Andrè Schuen: Bariton
Daniel Heide: Klavier
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