Labtrio

Nature City


Info
Musikrichtung: Chamber Jazz

VÖ: 24.02.2017

(outhere music)

Gesamtspielzeit: 59:18

Internet:

https://labtrio.wordpress.com/
https://outhere-music.com/de


Heute wende ich mich musikalisch gen Belgien. Mir liegt die bereits vor drei Jahren erschienene Platte Nature City der Band Labtrio vor. Die drei Musiker spielten 2017 bereits seit zehn Jahren professionell zusammen, mithin - ein wohl eingespieltes Team.

Grundsätzlich werden Eigenkompositionen geboten, einzeln oder kollektiv komponiert, und dazu gesellen sich zwei Bearbeitungen zu Johann Sebastian Bach, einmal die "Variation 15" der Goldberg-Variationen und dann noch die "Fugue" ("Prelude and Fugue in B minor") aus dem "wohltemperierten Clavier". Ein Piano-Trio im Jazz, und erneut keines der üblichen Art, denn von Beginn an unterstreichen die Drei ihre Ungewöhnlichkeit. In "Elevator" steckt viel Leben, ständige Bewegung, herrlich, wie sich Bass- und Pianoläufe (der linken Hand) unisono vorantreiben, sich lösen, wieder zusammenfinden für eigene Ideen, stets virtuos und die freien Flächen ausfüllend, vom rührigen Schlagzeuger angetrieben.

Und schon strahlt die Musik von Bach eindeutig, "Variation 15" atmet die Eleganz und Verspieltheit der Musik des Komponisten, hier spürt man, wie luftig und leicht Bach als Jazz zu spielen ist. Hier und in der "Fugue" stößt man daher unweigerlich auf die Interpretationen von Jacques Loussier, der seine Versionen jedoch mehr dem Massengeschmack anpasste, was bei Labtrio nicht vorkommt.

Dieser kammermusikalische Aspekt bezieht sich sicher nicht nur auf die beiden Klassiker, sondern in Teilen auch auf die Gestaltung der eigenen Kompositionen. Hauptbestandteil sind hier die jeweiligen langen Improvisationen oder die langgezogenen Entwicklungen einiger Songs, die erkennen lassen, wie die Drei ihre spontanen Ideen einzubringen scheinen und die Stücke im Augenblick entstehen, ein gutes Beispiel hierfür ist "Ihor". Hier treibt die Musik vor sich hin, entwickelt sich und erneuert sich. So ergibt das ein spannendes Hörvergnügen innerhalb der fast zehnminütigen Dauer.

Klassischer Jazz eines klassischen Piano-Trios ist das also nicht. Vernehme ich beim Keyboarder eher klassische Züge, höre ich den Drummer am ehesten als Jazzer, und dazwischen ist es die Bassistin als verbindendes Element. Zusammen kreieren die Drei Stimmungsbilder von großer Tiefe, voller Wucht, voller Eleganz, voller Schönheit, aber auch ein wenig mit Melancholie behaftet. Für eingefleischte Jazzer dürfte es zu wenig swingen, für Schönklang-Fanatiker ist es einfach zu unruhig und mitunter kühl im Ausdruck, und so bleibt die Musik offen für Alle, die sich angesichts der Atmosphäre gönnen können, einzutauchen in diesen verspielten Klang-Kosmos, der als Filmmusik sicher ein brillantes Bild abgäbe. Und hierzu fielen mir etliche Filme ein, ich denke an das Genre des "Film Noir", vielleicht an Polanski....



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Elevator (7:08)
2 Variation 15 (4:01)
3 Lumen (5:30)
4 Ihor (9:50)
5 Fugue (6:01)
6 Inside Now (7:48)
7 Mental Floss (8:45)
8 Happy Famous Artists (4:38)
9 Amnesiac (5:34)
Besetzung

Anneleen Boehme (double bass)
Bram de Looze (piano, Fender Rhodes)
Lander Gyselinck (drums)



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