Yuri Honing/Wolfert Brederode
Avalon Songs
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Der niederländische Saxofonist Yuri Honing, Jahrgang 1965, ist mir bereits mit seinen letzten Veröffentlichungen, "Goldbrun" (2017) und " Bluebeard" (2020) sehr positiv aufgefallen. Beide Platten wurden im Quartettformat eingespielt. Aus dieser Formation ist der Pianist Wolfert Brederode verblieben, so dass wir nun ein Duo-Album vorliegen haben, Avalon Songs.
Avalon - das gibt Denkanstöße. Richtig - "Avalon ist inspiriert vom alten keltischen Mythos einer Insel in dichtem Nebel, auf der sich angeblich der Heilige Gral befindet, König Artus begraben ist und auf der Excalibur versteckt ist. Ich benutze ihn als Metapher für die heutige Zeit, in der niemandem klar ist, wie die Welt nach der Pandemie aussehen wird", so Honing dazu.
Der jüngere Wolfert Brederode, Jahrgang 1974, ebenfalls Niederländer, kann ebenfalls auf eine lange Reihe internationaler Künstler, mit denen er zusammenspielte, zurückblicken, aus aller Welt stammen diese, so dass bei ihm zahlreiche Einflüsse verarbeitet wurden.
Die ohnehin zumeist kammermusikalische Ausrichtung der Musik des Saxofonisten wird durch das Duo-Format noch ein wenig untermauert. Wie bereits "Bluebeard", ist Avalon Songs ein weiteres Balladenalbum, angesichts der reduzierten Besetzung ein weiterer mutiger Schritt, wirkt doch auch hier die Musik wie aus einem Guss. Nuancen sind es, die die Unterschiedlichkeit der Stücke untermauern, neben der Herkunft der jeweiligen.
So stehen vier Eigenkompositionen neben vier Fremdkompositionen, die eigentlich jeweils im Original sicher anders klangen, also unterschiedlich. Honing und Brederode verstehen es brillant, sich diese Titel zu Eigen zu machen und sie einzureihen in ihre eigenen Songs.
Auch in der Stimmung ist die Musik ähnlich wie der Vorgänger, weit hinweg tragend, bisweilen sehr verträumt und verlassen klingend, aber nicht düster, sondern eher wie gedankenverloren, alles treibt dahin, das Piano scheint vorwiegend die Melodik zu übernehmen, die Basis für die schwebenden Töne des Tenorsaxofons. Man kann gedanklich in eine Landschaft gleiten, die absolut nordisch wirkt, Winter in Norwegen, dunkel, ein schneeverhangener Wald, Kühle, die gleichzeitig warm wirkt.
Die angesprochenen Nuancen beschränken sich insofern auf die Grundthemen der jeweiligen Fremdtitel, "Wenn Ich Mir Wünsche Dürfte", eigentlich heisst der Song von Friedrich Hollaender "Wenn ich mir was wünschen dürfte", nehmen wir einmal die Interpretation von Marlene Dietrich, nur mit Pianobegleitung, dann stelle ich fest, dass Honing hinsichtlich der Atmosphäre die Stimme von Marlene Dietrich gut nachvollzieht.
Der traditionelle US-amerikanische Folksong "Black Is The Colour", mit seinem schottischen Ursprung, vereint sich mit seiner Stimmung gut mit dem Thema der Platte, mit diesem keltischen Mythos, hier atmet ein wenig der Geist von John Surman mit, als sich dieser auch mit ähnlicher Thematik befasste.
Alles in Allem erneut wunderschöne Musik, die in ihrer Reduktion Entspannung entstehen lässt, zum Abschalten auffordert und zum Träumen verführt. Diese Musik verzaubert, und die Suche nach dem Heiligen Gral auf der nebligen Insel verwirklicht sich gedanklich. Doch scheint er auch von den beiden Protagonisten nicht gefunden zu werden. Wir suchen weiter....
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Avalon [Honing]
2 Ellen David [Haden]
3 Wenn Ich Mir Wünsche Dürfte [Hollaender]
4 Goldbrun [Honing]
5 Ebb [Brederode]
6 Under Milk Wood [Honing]
7 Black Is The Colour [folk song]
8 The Flowers Die Of Love [Strayhorn]
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Besetzung |
Yuri Honing (tenor saxophone)
Wolfert Brederode (piano & Rhodes
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