Hollywood Rose
Szétfeszít Az Élet
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Hollywood Rose sind seit 2003 als Guns-’n-Roses-Coverband unterwegs und haben es mittlerweile auf eine vierstellige Konzertanzahl gebracht. Ähnlich wie beispielsweise Demon’s Eye genügt aber auch ihnen mittlerweile das reine Nachspielen nicht mehr, und sie schreiben auch Eigenkompositionen, von denen sieben plus ein Intro den Weg auf die vorliegende CD fanden – bereits die (mindestens) dritte dieser Sorte nach Minimal Design (2009) und Piknik A Holdon (2012) nebst mindestens zwei Live-DVDs, welchletztere allerdings primär das Coverschaffen abbilden. Szétfeszít Az Élet ist nun das erste eigene Zeugnis der Band, das dem Rezensenten zu Ohren kommt. Das orchesterbombastische Intro läßt dabei noch alle Möglichkeiten offen, welche Stilistik das Sextett denn in seinem eigenen Schaffen auffahren wird – niemand zwingt die Ungarn ja dazu, im gleichen Genre zu bleiben, wenngleich es natürlich seltsam anmuten würde, wenn Hollywood Rose ihre eigenen Titel auch im Konzert einstreuen und zwischen „November Rain“ und „Welcome To The Jungle“ plötzlich Elektropop oder Death Metal erklänge. Aber schon „Sorszámok“ macht klar, dass mit derartigen Stilbrüchen wohl nicht zu rechnen ist, wenngleich man am Ende der summiert nur knapp 31 Minuten Spielzeit dann doch ein wenig überrascht sein könnte, welches Stilspektrum man geboten bekommt. Das klassische Intro wurde schon erwähnt, dann folgt zunächst keyboardfreier und griffiger Midtempo-Hardrock mit leichter Sleazekante und einem großen Gitarrenheldensolo, bevor im mit fünfeinhalb Minuten längsten Song „Ketten Egy Testben“ auch Keyboarder Cocó ins Geschehen eingreift und wir eleganten klassischen Melodic Rock mit wieder mal hochenergetischer Gitarrenarbeit zu hören bekommen, nach dem sich so manche große AOR-Formation die Finger lecken würde und der nur deshalb außerhalb Ungarns kein großer Hit werden kann, weil da mal wieder die Sprachbarriere vorgeschaltet ist: Sänger Jesse muß zwar zwangsweise Englisch beherrschen (es sei denn, Hollywood Rose magyarifizieren die GnR-Songs, wovon aber nicht auszugehen sein dürfte), die eigenen Songs aber sind komplett in Ungarisch vokalisiert. „Mindennap“ schwingt dann die Metalkeule, und zwar mit einer zugänglichen Variante des Südstaatensounds Marke Hellyeah und Konsorten, aber als quasi familienfreundliche Variante von ebenjenen, im eigenen Schaffen freilich trotzdem die Härtegrenze markierend und Jesse als mäßig angerauhte Rockröhre positionierend. „Jég II.“ steckt die andere Grenze ab – es ist eine hübsche Akustikballade, wo der Vokalist glasklar zu Werke geht und man sich lediglich daran gewöhnen muß, wie hier die Backingvokalisten ihm immer wieder „ins Wort fallen“. „Szelfibot“ lehnt sich stilistisch am weitesten aus dem Fenster, denn hier hören wir punkige Untertöne, reggaeartige Strophenelemente und einen knochentrockenen Tanzrhythmus, wobei aber auch hier die rockende Anbindung gewahrt bleibt – und dann wäre da noch die schräge Keyboardfanfare, die freilich gar nicht aus dem Keyboard kommt, sondern ein leicht verfremdetes, von László Sziráki gasthalber beigesteuertes Saxophon darstellt. Alles zusammen ergibt eine Nummer, die man auch bei den ganzen Balkanbeat-Truppen vermuten könnte und die live garantiert für intensiv zuckende Tanzbeine sorgen dürfte, zumal ein klassischer Ohoho-Part auch noch vokalistische Identifikation des Publikums mit den Bühnenaktiven ermöglicht. In „normalere“ Gefilde begeben wir uns mit „Ez Az Élet“, wenngleich der appellierende Strophengesang und die verschleppte Bridge mit auffälliger Baßarbeit dafür sorgen, dass die Nummer im aktuellen Ossian-Repertoire doch nicht ganz so gut aufgehoben wäre, wie man anhand ihrer sonstigen Komponenten hätte mutmaßen können, wobei Jesses Gesang von dem Endre Paksis eindeutig unterscheidbar ist. Zum Abschluß kommt mit „A Holrap Határán“ eine weitere Ballade zum Vorschein, diesmal auch mit Pianoklängen und sinfonischem Klangteppich – und ab der zweiten Strophe mit einem Drumcomputer, der jedwedem Feeling den Hals umdreht und den einzigen Schwachpunkt eines interessanten Songs (was für ein Gitarrensolo auch hier!) wie einer gelungenen CD darstellt. Okay, einen weiteren Schwachpunkt hat die Scheibe noch: Mit nur einer reichlichen halben Stunde Spielzeit ist sie viel zu kurz – man hätte gern noch mehr Material gehört, zumal es an der technischen Komponente nichts auszusetzen gibt und man auch über das Cover des einfach, aber geschmackvoll gestalteten Digipacks durchaus philosophieren kann. Freilich könnte eine längere CD auch Gefahr laufen, stilistisch zu viel zu wollen – aber andererseits ist eine solche Betrachtung müßig, wenn man sich vor Augen bzw. Ohren führt, was eine gewisse Band da allein auf Use Your Illusion abgezogen hat ...
Roland Ludwig
Trackliste |
1 | Intro | 1:43 |
2 | Sorszámok | 4:16 |
3 | Ketten Egy Testben | 5:33 |
4 | Mindennap | 3:48 |
5 | Jég II. | 4:19 |
6 | Szelfibot | 3:42 |
7 | Ez Az Élet | 3:31 |
8 | A Holnap Határán | 3:24 |
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Besetzung |
Jesse (Voc)
Erik (Git)
Viktor (Git)
Cocó (Keys)
Luki (B)
Zaba (Dr)
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