The Great Harry Hillman
Veer Off Course
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Und wieder eine Band aus der Schweiz, Gewinner des ZKB Musikpreises 2015 beim diesjährigen Zürcher Musikfestival. Ob der Hürdenläufer Harry Hillman, der 1904 drei Goldmedaillen gewann, nun Namensgeber sein soll, ist mir nicht bekannt. Und ob der Hürdenlauf nun eine Bedeutung hinsichtlich der musikalischen Ausrichtung der Musik haben wird, mag sich nach dem Hören der Platte möglicherweise ergeben.
Eigenkompositionen bestimmen das Bild der überwiegend deutschsprachigen Titel der Stücke.
Die Musik klingt modern, es ist Jazz, es ist eigenwillig. Im ersten Titel bestimmt die Bassklarinette den ein wenig abwesend wirkenden Sound, ganz geerdet wirkt die Musik nicht unbedingt, trotz des hart spielenden Schlagzeugs, insofern sehe ich die Quellen des Jazz nicht unbedingt als wesentliche Inspiration. Vielmehr wird mit Stimmungen gespielt, Stimmungen, die sich abwechseln, und die mitunter eher nüchtern und sachlich wirken denn aus dem Bauch heraus interpretiert.
Feste Strukturen, die im üblichen Rahmen von Improvisationen durchbrochen werden, sind in der Regel nur kurz angedeutet, möglicherweise war man von der Idee getrieben, etwas Eigenständiges zu produzieren und hat darüber ein wenig mehr Herzblut und Seele vergessen. Das hohe Maß an Emotionalität, das ich am Jazz so sehr schätze, fehlt mir weitestgehend hinsichtlich der Attribute Wärme, Aufschrei oder Swing. Nur selten wird es ein wenig “brutal“ und hochenergisch, wenn zum Beispiel die E-Gitarre zum Kreischen ansetzt auf „Falls du eigentlich ein Dromedar bist“. Aber auch hier beinhaltet der sehr freie Anteil des Songs mehr emotionale Oberfläche denn Tiefe. Der Aufschrei scheint mir auch hier eher aus dem Kopf zu stammen. Solche Momente wie auf dem letzten Song, wo die Band wohltuend mehr aus dem Bauch heraus agiert, wünschte ich mir für die nächste Produktion.
In angeblich handgefalteter Verpackung findet sich die CD gut versteckt. Letztlich mag die auf ihr enthaltene Musik genauso versteckt sein, so dass man sich durch das Auffalten erst einmal den Zugang verschaffen, oder um meine anfängliche Bemerkung aufzugreifen, erst einige Hürden überwinden muss.
Wolfgang Giese
| Trackliste |
1 Höhenflug (7:18)
2 Auf der Romantikskala von 7 bis 1,4 (4:12)
3 Tiefenrausch (5:34)
4 Rostbuben (7:15)
5 Peace, Love and Horses (4:56)
6 Der anthropomorphe Kabinettschrank (6:15)
7 Der Hall hört mit (5:03)
8 Falls du eigentlich ein Dromedar bist (5:39)
9 Amazing Race (7:06)
10 Die Nebel der Welt (7:56)
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| Besetzung |
Nils Fischer (altosax, bassclarinet)
David Koch (guitar, efx)
Samuel Huwyler (electric bass)
Dominik Mahnig (drums)
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