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END OF GREEN verdunkeln Augsburg
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Mit The sick’s sense haben die schwäbischen Gothicrocker END OF GREEN (mal wieder) ein feines Scheibchen herausgebracht, welches dieses Mal sogar zu Chartsehren kam. Platz 21 und der höchste Albumeinstieg der Woche ist für eine Band dieser Größenordnung nicht zu verachten und absolut verdient. Doch wenn es auf dieser Scheibe relativ gut gelang die Intensität, welche die Band auf der Bühne an den Tag legt rüberzubringen, ist sie live doch noch mal ein anderes Erlebnis. Davon konnte man sich auf der „Live & Sick“-Klubtour im Dezember selbst überzeugen. Bei ihrem Halt am 04.12.2008 im Augsburger Spectrum stattete MAS der Band einen Konzertbesuch ab.
Doch bevor rockige Düsternis Augsburgs Liveclub Nr. 1 umhüllte, war erst einmal eine gute Portion Schwermetall angesagt. Diese kam von den Landsbergern STIMPACK. Der Fünfer setzte die spärlich vorhandene Kulisse mit seinem modernen, deutschsprachigen Metal ziemlich unter Strom. Zwar nicht unbedingt zu 100 % zum Hauptact passend, aber daran störte sich das gemischte Publikum nicht allzu sehr. Schon eher an einer anderen Tatsache. Denn der Mann hinter dem Mischpult meinte es an diesem Abend nicht besonders gut mit der Band und erst recht nicht mit dem Publikum. Der Sound war so unerträglich laut und matschig, dass es die reinste Zumutung war. Dies raubte so unterhaltsamen Songs wie „Allein unter Geistern“, „Spiel des Lebens“ oder dem Titeltrack ihrer aktuellen EP Weltenbrand ein ganzes Stück der sonst vorhandenen Durchschlagskraft. Da half auch das sympathische Auftreten der Band nicht viel. Denn ansonsten gaben Stimpack alles. Allen voran Frontmann Oli, der ständig über die Bühne fegte und das Publikum anzuspornen versuchte. Dieses honorierte den Auftritt der Band trotzdem ziemlich wohlwollend. Musikalisch ein guter Auftritt, der Appetit auf mehr machte. Aber aufgrund der sonstigen Umstände etwas ernüchternd.
Nach einer relativ kurzen Pause standen die Brachialromantiker END OF GREEN auf der Bühne, stimmten noch einmal ihre Instrumente und legten ganz unprätentiös mit den ersten ruhigen Tönen von „Evergreen“ los. Bevor das Publikum merkte, dass es schon losgegangen war, zog die Band es mit einem Schrei von Frontmann Michelle Darkness und satten Powerchords in ihre Düsterwelt mit. Anschließend ging es gleich Schlag auf Schlag mit den ersten beiden Stücken von The sick’s sense weiter. „Dead city lights“ und „Killhoney“ blieben nicht die einzigen Stücke des neuen Albums. Sechs weitere sollten ihnen noch folgen. Die beiden Songs kamen dabei live noch ein Stück massiver als auf CD rüber. Besonders „Killhoney“ gefiel dabei mit der perfekten Mischung aus Melodie, Düsteratmosphäre und Härte. Bei End of Green passte im Gegensatz zur Vorband auch endlich der Sound. Perfekt abgemischt und mit angenehmer Lautstärke konnte man das Konzert gleich noch mehr genießen. Dies taten an diesem Abend leider nicht allzu viele. Wenn man seine Blicke durchs Spectrum schweifen ließ, konnte man fast mehr Tische und Stühle (wovon es hier auch nicht gerade wenige gibt) als Leute erblicken. Knapp 100 Gäste werden es wohl gewesen sein. Vielleicht war das auch der Grund, dass End of Green anfangs etwas zurückhaltend agierten. Oder musste man sich etwa vorher erst richtig warm spielen? Dies legte sich allerdings nach dem vierten Titel „Demons“ langsam. Besonders die Saitenfraktion taute merklich auf und schüttelte ihre Haarpracht zu den einzelnen Songs. Sänger Michelle wirkt generell etwas in sich gekehrt und zynisch und hält sich mit Ansagen zurück, wirkt dabei aber stets natürlich. Genauso wie der Rest der Band. Man merkt bei jeder Note, dass hier fünf Musiker auf der Bühne stehen, die ihre Musik leben und genießen. Dazu braucht es eben keine großen Gesten.
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End of Green - Michelle Darkness |
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Herr Darkness war an diesem Abend gut bei Stimme, auch wenn er sich an einzelnen Stellen etwas zurück hielt. Nichts desto trotz zog er den Hörer damit schnell in seinen Bann. Dafür sorgten auch die unwiderstehlichen Melodien der End of Green-Songs, sie sich hinter der Wand aus drei Gitarren verstecken. Egel ob bei schnellen Songs wie „Highway 69“ und „Tragedy insane“ oder dunklen Balladen wie z.B. „My crying veins“. Dabei fügten sich die neuen Songs perfekt zu den restlichen Titeln der drei Vorgängeralben Dead end dreaming, Last night on earth und Songs for a dying world. Das Programm war musikalisch gut ausgewogen und es standen, wie nicht anders zu erwarten die rockigen Songs im Fokus, welche das Blut der Anwesenden vor der Bühne in Wallung versetzte. Diese bewegten sich allerdings nicht allzu viel, auch wenn die Stimmung an sich nicht schlecht war. Nach den einzelnen Stücken wurde jedenfalls laut Applaus gespendet. Etwas überraschend war, dass relativ wenig klischeehaftes Gothicpublikum anwesend war. Eher sah man sich mit einem schon fast typischen Rock- und Metalpublikum konfrontiert. End of Green sind eben keine typische Gothrockband, sondern haben den Schmiss einer Metalband und sind deshalb wohl auch immer wieder gern gesehene Gäste auf entsprechenden Festivals. Doch hier im Klub wirkt der Düstersound natürlich noch besser.
Nach einem äußerst intensiv vorgetragenen „Bury me down (The end)“, bei dem ihr Sänger seine Gitarre ablegte, war für End of Green erst einmal Schluss. Hier tat eine kurze Verschnaufpause auch gut. Denn die an den Tag gelegte Emotionalität und Verzweiflung war nichts für Leute, bei denen die Rasierklinge generell ziemlich locker sitzt. Einmal durchatmen tat auf jeden Fall gut. Aber die Band kam natürlich wieder zurück, nachdem der Jubel hier doch noch mal groß war. Es folgten das schöne „She’s wild“ und einem ziemlich brachial vorgetragenes „The sickness crown“, bevor man mit dem wunderbaren Düsteroldie „Death in veins“ endgültig nach 90 Minuten den Sack zumachte und eine zufriedene Menge, mit der Gewissheit ein starkes Konzert erlebt zu haben, zurückließ. An diesem Abend dürfte keiner sein Kommen bereut haben. Zumal auch ein Ticketpreis von 14,- EUR wirklich günstig und fanfreundlich war. Das galt ebenso für die Merchandisingtarife. Bei 15,- EUR für ein beidseitig bedrucktes T-Shirt kann man sich nicht beschweren. Das Ganze schreit auf jeden Fall nach einer baldigen Wiederholung! Dann hoffentlich mit etwas mehr Publikumszuspruch.
Setlist End of Green:
Evergreen
Dead city lights
Killhoney
Demons
Let sleeping gods lie
Pain hates me
Tragedy insane
Sick one
Drink myself to sleep
Highway 69
Die lover die
My crying veins
Bury my down (The end)
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She’s wild
The sickness crown
Death in veins
Mario Karl
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