KEEP-IT-TRUE Festival Nummer 10 – Reign of the Tyrant
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Jetzt noch ein Bericht über ein Festival im April?! – Das wird sich der eine oder andere Leser sicher fragen. Aber diverse Umstände, zu denen auch mehrere Festplattencrashs, sowie ein komplett schrottreifer Laptop gehören, haben die Berichterstattung immer weiter hinausgeschoben. Aber trotzdem wollen wir unserer Leserschaft nicht die gesammelten Eindrücke des zehnten KEEP-IT-TRUE Festivals in Lauda-Königshofen vorenthalten. Denn diese Jubiläumsfeier hatte es ordentlich in sich und zählt definitiv zu den absoluten Highlights im Festivaljahr 2008. Als wenn nicht schon dieses wunderbare Line-Up, welches schon lange im Vorfeld für eine ausverkaufte Halle sorgte, gereicht hätte, auch sonst haben die Organisatoren ein paar Details verbessert damit sich die feierwütigen Headbanger weiterhin so wohl wie immer fühlen. So bekam man dieses Mal den Sound in der Halle in den Griff, welcher immer wieder für Kritik sorgte. So massiv tönte es in der Tauberfrankenhalle noch nie. Und auch in Sachen Essens- und Getränkeversorgung gab es nichts zu bemängeln. Es war genügend Personal vorhanden um eine zügige Abwicklung zu ermöglichen. Ansonsten blieb glücklicherweise alles beim Alten. Kultige Bands, ein großzügig bemessener Metalmarkt um seine hart verdienten Groschen loszuwerden und viele aus allen Herren Ländern (es wurden sogar Besucher aus Australien, USA und Puerto Rico gesichtet) angereiste Fans sorgten für ein tolles Festivalfeeling. Mit rund 2.000 Besuchern war die große Halle auch recht gut gefüllt und damit die Kapazität voll ausgeschöpft. Hier ist das obere Ende des Wachstums definitiv erreicht. Aber da das Motto der Veranstalter „ein Festival von Fans für Fans“ zu sein ist, braucht man sicher nicht befürchten, dass hier noch eins draufgesetzt werden soll.
Extra für dieses Jubiläumsausgabe nahm die Halle in Königshofen gleich für zwei Tage in Beschlag und machte aus der sonst immer stattfindenden kleinen Warm-Up-Show am Freitag gleich einen zweiten Festivaltag, welcher um 14.00 Uhr starten sollte. Doch hier fing die Pechsträhne des MAS-Vertreters bereits an. Gleich zwei platte Reifen auf einmal verhinderte ein pünktliches Erscheinen. Deshalb hier die Eindrücke von KIT Nr. 10 ab Band Nummer drei:
Freitag, 04.04.2008
Die Griechen BATTLEROAR und die Mexikaner STRIKEMASTER gingen, wie bereits erwähnt, aufgrund höherer Gewalt am Redakteur vorbei (besonders erstere sollen laut Ohrenzeugen mit ihren episch angelegten Songs, die um diese Zeit bereits ziemlich große Menge begeistert haben). Und auch der Auftritt von Band Nummer drei lag gerade in seinen letzten Zügen. So war es nun an MERCILESS DEATH das Blut in Wallung zu bringen. Dieses Kalifornische Trio hat sich genauso wie die Band vorher ganz dem Thrash Metal verschrieben, und zwar von der ganz rohen Sorte. Hier regierte ein pausenloser Highspeedhammer. An sich nicht schlecht um mal so richtig das Haupthaar durchzuschütteln. Aber insgesamt fehlte es dem Songmaterial doch ein wenig an Variabilität und an Hitqualitäten. Auch spielerisch wirkte der recht statische Dreier etwas schludrig. Aber was soll’s, zum Aufwärmen und für zwischendurch auf jeden Fall o.k.
Mit SENTINAL BEAST ging es anschließend ähnlich schwungvoll, aber etwas massiver weiter. Mit ihrer Mischung als Thrash und traditionellen US Metal zog man das anfangs noch etwas ruhige Publikum schnell auf seine Seite. Was die Band etwas aus der Masse heraushob, ist Sängerin Debbie Gunn. Diese ist alles andere als ein graziles Elfenwesen mit glockenheller Stimme, sondern eine echte Metel-Powerbraut. Zwar etwas rundlich um die Hüften, aber mit einer kraftvollen Stimme gesegnet. Etwas das man leider viel zu selten in diesem Genre hören darf. Kein Wunder, dass Debbie zusammen mit ihrem dauerbangenden Bassisten die meisten Blicke auf sich zog, als die mit ziemlich jungen und spielfreudigen Personal aufgestockten Band mit „Depths of death“ und „Mourir“ ins etwas kurze Set startete. Da man aber erst ein einziges in den 80er Jahren veröffentlichtes Album aufzuweisen hat, ist das Reportaire des Quintetts natürlich auch ein wenig beschränkt. Man präsentierte allerdings einen neuen Song namens „Forbidden terrotories“ und kündigte an, an einem neuen Rundling zu arbeiten. Das macht doch mal Appetit auf mehr. Denn wenn auch eine recht speedige Coverversion von Iron Maidens „Phantom of the opera“ den Höhepunkt des Auftritts darstellte, war das Ganze doch nicht übel, sondern recht unterhaltsam.
Die Rock Hard-Lieblinge METAL INQUISITOR waren nicht nur schon einmal in Lauda-Königshofen zu Gast, sondern auch die Pechvögel des Wochenendes. Denn kurz vor dem Festival erkrankte ihr Sänger El Rojo und konnte an diesem Tag nicht mit auf die Bühne steigen. Da ist guter Rat natürlich teuer. Die Teutonenmetaller ließen sich allerdings nicht unterkriegen und machten das Beste aus dieser Situation. Gitarrist Blumi stellte sich kurzerhand hinter das Mikro und bestritt so den Großteil des etwas gekürzten Sets. Dabei machte er zwar bei Schmankerl wie „Run for life“ oder „Daze of avalon“ eine etwas unsichere Figur, kam aber ziemlich sympathisch und ehrlich rüber. Jedenfalls nahm keiner der Anwesenden der Band diese Situation übel, sondern feierten Metal Inquisitor verdientermaßen ab. Um das Ganze etwas aufzupeppen schleppten die Jungs einen Kumpel einer Judas Priest-Coverband mit auf die Bühne, mit dem sie ein etwas holpriges „Invader“ zum Besten gaben. Das sollte es allerdings noch nicht gewesen sein in Sachen Schützenhilfe. Nacheinander enterten Tygers of Pan Tang-Sänger Jess Cox und Brian Ross (Satan, Blitzkrieg) die Bühne um jeweils den Tygers-Oldie „Euthanasia“ und anschließend „Trial by fire“ vom fast schon legendären Court in the act zu singen. Dies allein machte den Auftritt schon zu etwas besonderem. Die Zugabenrufe waren anschließend recht zahlreich, so dass die Band noch einmal „Daze of avalon“ anhängte.
Ein erster überraschender Festivalhöhepunkt waren die anschließenden ATTACKER. Auch diese durften schon einmal ihre Qualitäten auf dem Keep-it-true beweisen und taten dieses auch bei der Jubiläumsausgabe. Angekündigt war eine spezielle Battle at helm’s deep-Show. Und tatsächlich spielte die Band ihr Debütalbum komplett durch; von „The hermit“ bis zum abschließenden „(Call on) The attacker“. Attacker präsentierten sich in prächtiger Spiellaune und auch der damals noch aktuelle Sänger Bob Mitchell zeigte sich gesanglich gut in Schuss. Zwar ist seine leicht quäkige Stimme nicht jedermanns Sache, doch passt sie recht gut zum amerikanischen Power Metal der recht sympathischen Band. „Disicple“, „Slayer’s blade“ oder auch „Dance of the crazies“ entpuppten sich als echte Stimmungsgaranten und Fäuste und Haare flogen regelrecht durchs gut gefüllte Auditorium. Dass der Fünfer auch noch einen guten und druckvollen Sound gezaubert bekam, tat sein übriges dazu. Nachdem quasi als Zugabe noch drei Songs ihrer anderen Alben gespielt wurden, verabschiedeten sich Attacker mit einer frenetisch bejubelten Coverversion von Saxons „Denim & leather“. Hier fiel kurzzeitig die PA aus, was die Fans allerdings nicht großartig störte. Insgesamt ein starker Auftritt. In dieser Form werden wir die Band aber wohl nicht mehr so schnell erleben. Denn kurz danach quittierte Bob Mitchell seinen Dienst bei ihr.
Metal Inquisitor waren nicht die einzigen welche ohne ihren etatmäßigen Frontmann anreisen mussten. Auch die semi-legendären OMEN teilten dieses Schicksal. Deren Kevin Goocher musste sich einer Hüftoperation unterziehen. Dies war allerdings schon länger bekannt, so dass auch der geplante Auftritt seiner Zweitband Phantom X im Vorfeld gestrichen werden musste. So hatten Omen zuerst einen Matt Storey als Ersatz angekündigt, doch erschienen mit Aska-Sänger George Call. Und eine bessere Wahl hätten die beiden Omen-Urgesteine Kenny Powell und Steve Wittig gar nicht treffen können. Denn an manchen Stellen hätte man fast denken können, der verstorbene J.D. Kimball stünde auf der Bühne. Optisch und vor allem gesanglich war George doch verdammt nahe dran an ihm. Zudem war seine Performance, genauso wie sein Gesang, tadellos und selbstsicher. Überhaupt präsentierte sich das Quartett an diesem Abend gut aufeinander eingespielt, als wäre dieser Auftritt nicht der erste in dieser Form. Wäre dies alleine nicht schon ein Grund zum jubeln gewesen, sorgten sämtlich gespielte Omen-Klassiker, egal ob „Death rider“, „Don’t fear the night“, „Ruby eyes of the serpent“ oder „Battle cry“ für kollektives Ausflippen. Dies sind die echten Underground-Hymnen, welchen den wahren Metalspirit präsentieren. Kein Wunder, dass der Mob vor der Bühne kollektiv am Ausflippen war. Überhaupt war zu diesem Zeitpunkt so viel los in der Halle wie sonst nicht mehr ersten Festivaltag und Omen damit so etwas wie der heimliche Headliner. Nachdem man mit „Voices“ auch einen neuen (und etwas durchschnittlichen) Song präsentierte, machte die Band mit „Teeth of the hydra“ und „Die by the sword“ den Sack zu und wurden noch ein letztes Mal abgefeiert. Einfach astrein und ein regelrechter Triumphzug.
Und noch ein Wiederholungstäter: Auch HELSTAR durften man an diesem Ort schon einmal bewundern. Allerdings in einer komplett anderen Besetzung. Man ist nun schon seit längerem wieder im Remnants of war-Lineup unterwegs. Und ebendieser Meilenstein des technischen Power Metal stand an diesem Abend in seiner Gänze auf dem Programm. Ein wahres Fest für jeden US Metal-Fan. Schon als nach dem Intro „Unidos por Tristeza“ der Titeltrack „Remnants of war“ ertönte, gab es kein Halten mehr. Haare wehten im Akkord durch die Lüfte und zahlreiche Fäuste wurden gen Hallendecke geballt. Kein Wunder auch. Denn nicht nur die Songs der Band sind allesamt Klassiker, sondern Helstar präsentierten sich von der ersten bis zur letzten Sekunde in absolut bestechender Form. Allen voran Göttersänger James Rivera. Egal bei welcher Band (und das waren mittlerweile ja schon einige), seine natürliche Bühnenpräsenz, die ganz ohne „starker Mann“-Gehabe und übertriebenem Gepose auskommt, ist jedes Mal unglaublich. Sein Gesang sowieso. Aber auch das wiedervereinte Gitarrenduo Robert Trevino und Larry Barragan hauten ihre Riffs und Leads mit einer chirurgischen Präzission ins Auditorium, die einfach mitriss, während im Hintergrund Jerry Abarca seine einfallsreichen Bassläufe unter die Songs legte. Da das Zweitwerk der Band nicht für einen 75-minütigen Auftritt ausreichte, folgten nach dem saustarken „Angel of death“ noch weitere Highlights der Band wie „The king is dead“, „Dracula’s castle“ und „Burning star“. Dass Helstar allerdings kein Nostalgieact sein wollen, bewiesen sie mit den neuen Songs „Tormentor“ und „Caress of the dead“. Für Bandverhältnisse zwei recht harte und groovige Tracks, die bereits auf der im letzten Jahr veröffentlichten Sins of the past-Scheibe zu hören waren und großen Hunger auf die im Herbst erscheinenden CD The king of hell machten. Mit „Run with the pack“ und „Baptized in blood“ nahm der grandiose Helstar-Auftritt sein Ende. Besser kann die Band auch in den 80er Jahren nicht gewesen sein. Ein echtes Highlight eines an Höhepunkten nicht gerade armen Wochenendes.
Kurz vor Mitternacht war die Stunde des Tyrant Harry Conklin gekommen, dem mehr oder weniger die Jubiläumsausgabe des KIT gewidmet war. Immerhin durfte er gleich zweimal die Headlinderrolle mit seinen Bands an diesem Wochenende übernehmen. Da kamen Erinnerungen an das Bang-Your-Head 2002 in den Sinn, als er innerhalb von 24 Stunden gleich zwei Auftritte mit TITAN FORCE und einen mit Jag Panzer absolvierte. Am Freitagabend standen erst einmal Titan Force um die Flores-Gebrüdern auf dem Programm. Stimmungsmäßig hatte es die Band nach den beiden vorigen Hammerauftritten nicht gerade einfach. Und es machten sich bei so einigen im Publikum ziemliche Ermüdungserscheinungen breit. Doch musikalisch war dieser in glasklarem Sound aus den Boxen drückende Auftritt über alles erhaben und etwas ganz besonderes. Titan Force spielten perfekt zusammen, als würden sie tagtäglich nichts anderes machen. Und über den Gesang von Harry noch groß Worte zu verlieren, kämen dem sprichwörtlichen Tragen von Eulen nach Athen gleich. Dieser Mann gibt zu jeder Sekunde 110 % und einen schiefen Ton hat man von ihm wohl auch noch nie gehört. So auch an diesem Abend. Der zudem noch äußerst natürliche Sänger nahm auch ständig Kontakt mit dem Publikum auf, pushte es so gut es ging und trieb seine Späße. So wurden für diese Zeit relativ anspruchsvolle Songs wie „Winner/Loser“, „Master of disguise“, „Eyes of the young“, das Instrumental „Will o’ the wisp“ oder „Wings of rage“ vom verbleibenden Rest doch noch von viel Applaus begleitet. Etwas ruhiger wurde es als Titan Force mit „Only the strong“, „Bright red“ und „Darkness“ noch einige Titel ihres 1994er Demos präsentierten. Nach „Fool on the run“ verlässt der Fünfer kurz die Bühne, nur um kurz darauf wieder von den Fans zurückgerufen zu werden. Doch bevor nach zwei weiteren Songs der erste Festivaltag zu Ende geht, betrat Veranstalter Oliver Weinsheimer die Bühne um für den Tyrant ein Geburtstagsständchen anzustimmen und ihm ein individuell gestaltetes Poster des Festivals zu überreichen. Dieser war darauf auch sichtlich gerührt und etwas verlegen. Umso emotionaler beendeten Titan Force mit „New age rebels“ und „Blaze of glory“ ihren Auftritt. Die Band wurde auf jeden Fall ihrer Headlinerrolle gerecht, auch wenn man in seiner recht kurzen Karriere lediglich zwei Alben veröffentlichte.
Setlist: Small price to pay / Winner/Loser / Darkness / Chase your dreams / Master of disguise / Lord desire / Wings of rage / Eyes of the young / Will o' the wisp / Only the strong / Fields of valor / Shadow of a promise / Bright red / Fool on the run / New age rebels / Blaze of glory
Samstag, 05.04.2008
Nachdem viele die vergangene Nacht zum Tage gemacht hatten, war es zunächst noch relativ licht und ruhig vor der Bühne als BATTLE RAM punkt zwölf den zweiten Festivaltag eröffneten. Aber die Italiener können trotz ihres recht überschaubaren Backkatalogs auf eine kleine, aber feine Fanschar zählen, welche sie huldigte, während der Rest eher mit dem ersten Kaffee oder wahlweise der ersten Gerstekaltschale des Tages beschäftigt waren. Dabei bieten Battle Ram mit ihrem Epic Metal genau das richtige um das Blut so langsam in Wallung zu bringen. Zumindest konnten sie mit ihrer „Angel witch“-Coverversion ein paar Banger mehr mobilisieren. Insgesamt ein ganz netter Tagesopener. Aber es sollten ja noch ganz andere Kaliber folgen.
Was nun zu immer noch recht früher Stunde folgen sollte, war ein klassischer Überraschungserfolg, mit dem so keiner gerechnet hatte. Die jungen Ami-Thrasher FUELED BY FIRE brachen mit einer Euphorie über das unschuldige Publikum herein, dass ihm Hören und Sehen verging. Zuerst ernteten sie noch etwas ungläubige Gesichter, aber bereits beim zweiten Song „Chaotic punishment“ bildete sich ein erster Moshpit, der bis zum Schluss in Betrieb blieb. Hier war der Titel ihres Songs „Thrash is back“ wahrlich Programm. Die Band spielte als gebe es kein Morgen mehr. Fueled by Fire haben aber auch einen ansteckenden Sound in der Hinterhand. Klassichen US Thrash in der Tradition von alten Exodus, Slayer und Testament. Sänger/Gitarrist Rick Rangel klang dabei nicht selten wie der Junge Paul Baloff. Damit rennt man hier natürlich offene Türen ein. Zusätzlich hämmerte das Quartett seine Songs äußerst tight und energetisch in die Menge. Den Spielspaß merkte man der Band in jedem Augenblick problemlos an. Fueled by Fire waren von der ihnen entgegen gebrachten Sympathie selbst überrascht und durften mit dem bis dato unveröffentlichten „Plunging into darkness“ sogar noch eine Zugabe geben. Diese Dreiviertelstunde war ein wahrhaftiger Schlag in die Kauleiste. Da wunderte es auch, dass die angebotenen Bandshirts am Merchandisingstand innerhalb kürzester Zeit ausverkauft waren.
Gegen diese Macht konnten die Franzosen DEMON EYES anschließend kaum anstinken. Allein aus der Tatsache heraus, dass die Band, welche in den 80er Jahren drei Alben veröffentlichte, ihre Songs in ihrer Landessprache sang, gehörte sie schon zu den etwas obskureren Acts. Doch ansonsten war ihr Sound doch ziemlich gewöhnlich. Traditioneller in der NWoBHM verwurzelter Sound stand auf dem Programm. Nicht schlecht, aber irgendwo fehlte es dann doch an einem gewissen Wiedererkennungswert. Die Tatsache, dass ein Großteil der in Leder gekleideten Band auch nicht gerade zu Sympathieträgern zählt, wirkte sich auch nicht besonders positiv auf die Stimmung aus. Der kurz geschorene Bassist wirkte mit seiner Sonnenbrille doch recht lächerlich und auch für das Auftreten des Sängers, welcher der Matrix entsprungen sein könnte und keine Pose ausließ, konnte sich nicht jeder begeistern. Doch ansonsten war Action angesagt und die mitgereisten Die Hard-Fans freuten sich Demon Eyes nach langer Zeit wieder live bewundern zu dürfen. Dieser Auftritt war dann auch eher für dieses Klientel gemacht. Beim Rest sorgte man eher mit den beiden Coverversionen von Metallicas „Seek and destroy“ (auch mit französischen Strophen) und Trusts „Antisocial“ für Aufsehen. Insgesamt ein zwar netter, aber alles andere als zwingender Auftritt, den viele für eine ausgediente Shoppingtour im großen Metalmarkt nutzte.
CRESCENT SHIELD gehörten mit ihrem Debütalbum The last of my kind und dem darauf geboten verspielt-epischen US Metal zu den Überraschungen des Jahres 2007. Da blieb die Frage, ob sie ihre Musik auch entsprechend auf die Bühne bringen konnte. Und das konnte sie. Und auch wenn die Songs der Band beim ersten Hören noch etwas sperrig wirken, konnte sich das Quartett recht schnell eine große Sympathie erspielen. Besonders die verarbeiteten und filigranen Melodien und Riffs, sowie der großartige Gesang von Ex-Onward-Frontmann Michael Grant, verbunden mit der an den Tag gelegten Spielfreude wussten zu gefallen. Was die Band zudem etwas von der Konkurrenz heraushob, war die dauergrinsende Melanie Sisneros am Bass. Frauen findet man in diesem Metier eh viel zu selten und solch engagierte und attraktive noch dazu. Da verzeiht man ihr doch auch gerne den recht prolligen Fuchsschwanz an ihrem Bassgurt. Crescent Shield verbreiteten in ihrer Gesamtheit eine äußerst positive und ungekünstelte Ausstrahlung und es machte Spaß ihnen bei der Arbeit zuzusehen. Ein wirklich angenehmer Auftritt, welcher entsprechend von den Festivalbesuchern gewürdigt wurde.
Der Auftritt von PHARAOH war allein schon aus der Tatsache heraus, dass es überhaupt ihr erster war, etwas Spezielles. Die Umstände an diesem Tag waren allerdings nicht die allerbesten. So konnte ihr Bassist Chris Kerns nicht mit anreisen, so dass Drummer Chris Black sich kurzerhand den Viersaiter umschnallte. Und ex-Control Denied-Sänger Tim Aymar hatte sich eine üble Erkältung eingefangen. Pharaoh, die sich an diesem Tag mit einem zweiten Mann an der Gitarre verstärkt hatten, ließen sich aber nicht unterkriegen und zogen ihr Ding durch. Umso größer war die Freude, dass man die Songs der Band auch mal live erleben durfte. Denn schließlich hatte man mit The longest night eines der besten klassischen Metalalben der letzten Zeit herausgebracht. Doch als Pharaoh loslegten, rieben sich einige erst mal verwundert die Augen. Tim hatte sichtlich ein paar Pfunde mehr auf den Rippen und wartete mit einer Kurzhaarfrisur auf. Doch als er zu „After the fire“ seine Stimmbänder erhob stand fest: Jawohl, hier sind wir im richtigen Film. Anfangs wirkte die Band aufgrund der Situation auch noch etwas nervös, doch schon beim zweiten Song „I am the hammer“ lief die Maschine rund, wenn auch nicht perfekt. Speziell ihr Sänger schien sich nicht die ganze Zeit auf der Bühne richtig wohl zu fühlen und agierte recht zurückhaltend. Und das obwohl, das Publikum die Band recht wohlwollend aufnahm. Besonders bei dem Übersong „By the night sky“ (übrigens einer der besten Songs des ganzen Festivals!) wurde die Band lauthals unterstützt. Rückblickend gesehen, war der Pharao-Auftritt kein wirklich schlechter, wenn auch nicht grandioser. Dafür fehlt der Band doch noch etwas die Routine. Auf CD wirken die Songs so bis jetzt noch besser.
Mit CAGE stand anschließend ein echtes Power Metal-Highlight auf dem Programm. Der San Diege-Fünfer konnte auch soviel Publikum um sich versammeln, wie keine Band vor ihr an diesem Samstag. Mit „Fire and metal“ und dem folgenden „Rise of the beast“ machten sich auch gleich unmissverständlich klar wo der Hammer hängt. Und mit dem sehr starken „Kill the devil“ hauten sie anschließend gleich einen ihrer bestens Songs in die Halle. Kein Wunder, dass auch das Auditorium kräftig mitging. Sänger Sean Peck mag vielleicht ein Großmaul und nicht der sympathischste Genosse unter der Sonne sein, doch gesanglich konnten ihm nur wenige an diesem Wochenende das Wasser reichen. Auch wenn ihm etwas die emotionale Tiefe fehlt, kann einem den Druck welchen er erzeugt durch Mark und Bein gehen. Auch der Rest der Band gab sich äußerst engagiert, so dass es hier ebenfalls nichts zu bemängeln gab. Besonders der aufgepumpte Muskelberg Dave Garcia an der Sechssaitigen war neben dem moppeligen Gesangsakrobat, der Cages spanische Fans auch in ihrer Landessprache begrüßte, ein regelrechter Blickfang. Mit „Wings of destruction“ nimmt der Auftritt der Band, bei welchem überwiegend aus Songs ihres letzten Albums Hell destroyer zusammensetzte, sein Ende. Starke Sache! Nicht wenige sind sicherlich der Aufforderung Pecks, kräftig in Sachen Merchandising zuzugreifen, nachgekommen.
Als nächstes waren eine große Portion Epik und Dramatik angesagt. Dafür verantwortlich waren DOOMSWORD, welche stimmungsmäßig immer wieder zwischen Epic und Doom wandeln. Und auch die Italiener hatten sich für die zehnte Ausgabe des KIT etwas Besonderes ausgedacht. So hatten sie ihren Ex-Sänger Nightcomer, welcher das Debütalbum der Band einsang, mit im Gepäck. Doch zuerst zeigten sich Doomsword mit „Onward into battle“, „Heathen assault“ und „The DoomSword“ mit Deathmaster am Mikro ganz so wie man sie kennt. Der Fünfer mag zwar nicht gerade zu den besten Livebands des Planeten gehören, denn eine gewisse Schludrigkeit ist hier wohl programmatisch, doch die Stimmungen welche Doomsword verbreiten nehmen einen doch ein. Dafür verantwortlich ist besonders Sänger Deathmaster, der sicherlich zu den emotionalsten Sängern im Metalbereich zählt. Der südländische Wikinger singt die Lieder nicht einfach, er lebt sie regelrecht und zieht das Publikum damit unweigerlich in seinen Bann, welches die Band laut unterstützt. Nach Song Nummer drei ist erstmal ein Mikrowechsel angesagt und Doomsword geben ein Medley aus ihren Anfangstagen mit Nightcomer am Mikro zum Besten. Dieser mag mit seinem kahlen Schädel und seinem euphorischen Rumgezappel zuerst so gar nichts ins Bild passen, auch wenn er technisch sicherlich der bessere der beiden Sänger ist und ansonsten auch recht sympathisch wirkt. Aber trotzdem umwehte das Ganze eine gewisse Aura des besonderen. Und nachdem sich die beiden Sänger im Anschluss gesanglich regelrecht die Bälle zuspielten war auch die anfängliche Atmosphäre wieder da. Für unbedarfte Zuhörer, welche mit der Band bisher noch nichts zu tun hatten, mag manches ein wenig langatmig und gleichförmig gewirkt haben, doch ansonsten war es ein wirklich schönes und stimmungsvolles, allerdings nicht perfektes Konzert.
Nach dieser Vorstellung ist es so manchem nach einer kleinen Energiespritze. Und diese sollte mit HEATHEN auch folgen. Wobei, von klein kann hier kaum die Rede sein. Denn die Kraft mit der die Band ihren Thrash-Sound pausenlos durch die PA pumpt, bringt die Anlage fast zum bersten. Bereits mit dem Eröffnungssong „Hynotized“ bricht ein regelrechter Orkan über Königshofen herein, der seines Gleichen sucht. Hier stimmt jeder Ton, jedes Break um die Fans in Ekstase zu versetzen. Die Riffattacken von Lee Altus (ex-Die Krupps, mittlerweile bei Exodus in Lohn und Brot stehend) und seinen Sidekicks treffen einfach den Nerv der Anwesenden und sorgen für einen stattlichen Moshpit und zahlreiche Crowdsurfer. Ganz egal ob es Material aus ihren beiden Alben wie „Opiate the masses“ oder neue Songs wie „Arrows of agony“ sind. Damit wird auch der freundlichen Security ordentlich Arbeit beschert. Nachdem Heathen Song für Song den Energielevel ständig am oberen Limit halten, ist das Publikum für die kurze Verschnaufpause während dem „Heathen song“ nicht gerade erbost. Denn die Power, welche die Band an den Tag legt hat nicht nur positives, sondern sorgt gerade bei Leuten, welche nicht so vertraut mit dem Material des Quintetts sind, für leichte Ermüdungserscheinungen. Was allerdings keiner bestreiten wird, ist dass die momentane Heathen-Besetzung mit David Godfrey am Mikro einfach saustark ist. So wurde die Band frenetisch abgefeiert und der Auftritt, welcher mit „Death by hanging“ sein Ende nahm, war für nicht wenig das Highlight des Festivals. In dieser Form darf sich der Fünfer gerne wieder in unseren Breitengraden sehen lassen.
Nachdem Heathen die Tauberfrankenhalle regelrecht geplättet hatten, war man für ein wenig Abwechslung und Melodie ziemlich dankbar. Und dafür sorgten im Anschluss die kultigen Epic Metaller MANILLA ROAD. Über die Jahre hatte sich ein immer größerer Kult im die Band aufgebaut, welcher von Außen schon fast etwas befremdlich wirkt. Doch wenn man die Band live sieht, kann man die Beigeisterung, welche sich auf Platte nicht direkt einstellen will, nachvollziehen. Die Intensität mit der Manilla Road ihre Songs mit ihren großen Melodiebögen auf der Bühne zelebrieren, weiß schnell zu gefallen. Besonders die Fangruppen aus Italien und Griechenland stehen schier Kopf als Mark „The shark“ Shelton & Co. mit dem Eröffnungsdoppel „Mask of the read death“ und „Death by the hammer“ die Bühne entern. Was sofort auffällt, ist das Schlagzeugspiel von nicht-mehr-ganz-so-neu-Drummer Cory Christner, welches der Band im Hintergrund einen enormen Druck verpasst und nach vorne treibt. Auch wenn das Konzert groß als Mark Shelton-Show angekündigt war, hielt sich der mittlerweile ziemlich in die Jahre gekommene Bandleader die ersten Songs etwas im Hintergrund und überließ den Gesang und die Frontmannrolle Brian „Hellroadie“ Patrick. Später ergriff der Meister, welcher bei „Witches brew“ auch mal ganz locker ein Solo mit der Gitarre hinter den Kopf geklemmt spielte, selbst das Mikro. Der Shark mag zwar nicht unbedingt ein guter Sänger sein, aber seine raue Stimme verlieh dem Manilla Road-Sound eine ganz andere, innigere Atmosphäre. Schade dass man davon nicht noch mehr bekam. Doch auch so war 75-minütige Auftritt eine feine Sache. Unter anderem kamen im weiteren Verlauf noch „Road of kings“, „Riddle master“, „Necropolis“, „Up from the crypt“ und das abschließende und großartige „Avatar“ vom äußerst reichen Backkatalog der Band zu Bühnenehren und wurden lautstark abgefeiert. Aber auch neuer Stoff wie „Blood eagle“ vom aktuellen Werk Voyager sorgte nicht für eine Stimmungsflaute.
Und dann kam das, auf was sicherlich nicht wenige an diesem Wochenende gewartet hatten: Die große Headlinershow mit JAG PANZER. Eine fast zweieinhalbstündige Vollbedienung sollte es werden. Wann durfte man dies schon einmal erleben? Mit „Generally hostile“ stieg man in das Set ein und konnte sogleich eine riesige Menge für sich begeistern und die „No mercy“-Rufe brachten die Halle fast zum Beben. Weiter ging es danach mit zwei weiteren Nummern vom Debüt Ample destruction, bevor man mit „Black“, „Kind at a price“ und denn sehr hymnischen „Iron eagle“ einen Blick in die jüngere Bandvergangenheit wagt. Harry „The Tyrant“ Conklin und seine Mitmusiker waren in prächtiger Spiellaune und es gab daran fast nichts auszusetzen. Lediglich Neu-Gitarrist Christ Lasegue, welcher auch in den 80er Jahren schon einmal kurzzeitig zur Band gehörte, konnte seinem zu Megadeth abgewanderten Vorgänger Chris Broderik nicht ganz das Wasser reichen und hatte bei manchen Soli leichte Probleme. Einen solchen Ausnahmegitarrist ersetzt man allerdings auch nicht allzu einfach. Aber auf jeden Fall haben Jag Panzer einen sehr passenden Ersatz gefunden, der sich im Großen und Ganzen recht gut in die Band einfügte.
Das gespielte Programm pendelte immer wieder zwischen alt („Reign of the tyrants“) und neu („Legion immortal“). Während dem Oldie „Battlezones“ meinte es die Technik, welche immer wieder über den Auftritt hinweg zickte, mit der Band nicht allzu gut und die Gitarrenanlage versagte ihren Dienst. Die etwas längere Zwangpause versuchte Ausnahmedrummer Rikard Stjernquist mit einem improvisierten Schlagzeugsolo zu überbrücken, bevor Jag Panzer wieder loslegen konnten. Es dauerte dann auch wieder ein wenig, bevor man sich bei „Future shock“ richtig eingespielt hatte. Im Vorfeld hatten Jag Panzer bereits einen besonderen Gast angekündigt. Beim noch recht aktuellen „The mission“ durfte man ihn auch zum ersten Mal sehen und hören. Bob Parduba, welcher das zweite und bis vor ein paar Jahren unveröffentlichte Album Chain of command eingesungen hatte, unterstützte den Tyrant hier. Danach durfte er mit dem Titeltrack des Albums selbst die Leadstimme übernehmen. Damit stand zum ersten Mal seit 20 Jahren das originale Chain of command-Lineup wieder auf der Bühne. Der entsprechende Song brachte die Halle auch endgültig zum Überkochen und wurde lautstark mitgesungen. Gänsehautalarm! Bob ist sicherlich ein guter Sänger und hat eine angenehme Stimme. Doch mit der Power eines Harry Conklin kann er nicht mithalten und wurde vom Publikumsecho regelrecht umgeblasen. Er durfte noch „Never surrender“ zum Besten geben, bevor er mit Harry den unverwüstlichen „Shadow thief“ gab. Ein weiteres Highlight des tollen Konzerts. Nach zwei neueren Songs war mit dem großen „The crucifix“ auch erst mal Schluss. Doch so schnell wollte niemand die Band gehen lassen. Aber als Zugabe ertönte kein Jag Panzer-Song, sonder ganz überraschend „Gypsy“ von Mercyful Fate. Der Tyrant gab hier noch mal alles und spielte sehr überzeugend den King Diamond. In dieser Richtung ging es gleich weiter. Bob sang noch ein euphorisches „Electric eye“ von Judas Priest, bevor die ganze Belegschaft (inkl. Gitarrenroadie und Titan Force-Gitarrist John McDaniel) ein schmissiges „Where eagles dare“ (Iron Maiden) zockte. Damit endete dann auch dieser denkwürdige Auftritt. Zwar muss man, wenn man die rosarote Fanbrille abnimmt sagen, dass er ein paar kleine technische Schwächen hatte, aber wann hat man schon die Gelegenheit Jag Panzer in dieser Form und in dieser Länge genießen? Eben, geschenkt. Vielen Dank Oli und Tarek hierfür! Bitte holt die Band auch ein drittes Mal nach Lauda-Königshofen.
Setlist: Generally hostile / Licensed to kill / Symphony of terror / Black / King at a price / Iron eagle / Fate’s triumph / Lustful and free / Tyranny / Battlezones / Future shock / The moors / Reign of the tyrants / Warfare / The mission / Chain of command / Never surrender / Shadow thief / Take to the sky / Legion immortal / The crucifix / Gypsy / Electric eye / Where eagles dare
Damit endete dann auch die zehnte Ausgabe des Keep-it-true. Und dieses Jubiläumsfest war ein ganz Besonderes, an das man sich noch lang erinnern wird. Nirgendwo wird der wahre Heavy Metal so groß geschrieben wie hier in Königshofen. Jeder der sich ein echter Metalhead schimpft und nicht anwesend sein konnte (oder schlimmer nicht wollte), sollte sich in den Allerwertesten beißen. Und für diejenigen bleibt wohl nur, sich die Doppel-DVD des Festivals zu besorgen (z.B. über die Festivalhomepage).
Mario Karl
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