Evidence One
Tattooed Heart
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Es war einmal ein Gitarrist, der mit seiner Band in der Hardrockszene ein ziemlich hohes Ansehen genoss und im Laufe der Jahre mit ebenjener Truppe ein feines Album nach dem anderen veröffentlichte. Die Fans liebten diese Art von Musik, doch eines Tages wurde unserem Helden klar, dass sich noch viele weitere Songideen angesammelt hatten, die jedoch zwecks erhöhtem Härtegrad absolut nicht auf einem regulärem Album seines Haufens passen wollten. Daher hob er sozusagen als "Ventil" für seine neuerlichen Einfälle eine neue Band aus der Taufe, verpflichtete dafür ein paar seiner Kollegen sowie ein paar relativ bekannter Musiker und zockte mit dieser Besetzung ein komplettes Album ein. Dieses Nebenprojekt wurde jedoch schon bald erfolgreicher als das Hauptbetätigungsfeld unseres Heroen, und dies blieb auch einem sehr bekannten Plattenfirma nicht verborgen, die unsere Freunde für ihr Zweitwerk gleich mit einem lohnenswerten Deal ausstattete.
Tattooed Heart erblickte also das Licht der Welt, und anstatt das Erfolgsrezept nach gleichem Schema weiterzuspinnen, verpassten Frontiers-Mastermind Bobby Böbel und seine Mannen dem neuen Output sogar noch einen Zacken mehr "Heaviness", so dass sich das Songmaterial irgendwo in der Schnittmenge Sinner/Jaded Heart einpendelt, ohne jedoch abgekupfert zu wirken. Daran hat auch die eindrucksvolle Röhre vom "hauptberuflichen" Domain-Sänger Carsten Schulz einen hohen Anteil. Trotz des erhöhten Metalanteils, der dafür verantwortlich ist, dass dem Hörer ab und zu sogar Referenzen wie z.B. Masterplan durch die Hirnwindungen huschen, können Evidence One, nicht zuletzt wegen der groovenden Rythmusabteilung, noch ohne schlechtes Gewissen dem Hardrock-Lager zugeordnet werden und das ist heutzutage absolut ein Vorteil, da die Band so nicht Gefahr läuft im aktuellen Melodic-Metal-Einheitsbrei unterzugehen. Bis auf die Halbballade "In Love And War", sind alle Tracks im sogenannten Midtempo angesiedelt und ohne Ausnahme weit über dem Genredurchschnitt, auch wenn der absolute Bandhit immernoch darauf wartet endlich geschrieben zu werden. Eine "echte" Feuerzeugschwenk-Nummer hätte das Gesamtbild des Longplayers vielleicht noch zusätzlich abgerundet, doch geile Songs, die sich nach einigen Durchgängen unweigerlich im Kopf festsetzen und sich dort auch sehr lange heimisch fühlen, ohne zu musikalischen Nervensägen zu mutieren, sowie eine fette Produktion entschädigen mehr als genug für die Überlandfahrt ohne größere Geschwindigkeitswechsel.
Als Anspieltipps würde euch der Hautverschönerer eures Vertrauens die schwer rockenden "Virus In My Veins", "Child Of Insanity" oder den Titeltrack an euer tätowiert Herz legen, und spätestes da würdet ihr merken, dass sich in der geheimen Farbmixtur auch ein kleiner Schuss kräftiger, seit ca. 1985 lagerndem amerikanischen Heavy-Rock befindet.
Kurz und knapp kann man hiermit dem Fünfer zum Erreichen der Gruppenspiele des Hardrock-Uefa-Cups gratulieren. Was dabei letztendlich herauskommt, kann man bei diesem Longplayer, der eine der kompaktesten Heavy-Rock-Scheiben anno 2004 darstellt, eigentlich nur ahnen. Well done!
Manuel Liebler
Trackliste |
1 | Moonsigh | 5:35 |
2 | Virus In My Veins | 5:11 |
3 | Written In Blood | 3:48 |
4 | Tattooed Heart | 4:23 |
5 | Infinite Seconds | 4:46 |
6 | When Thunder Hits The Ground | 3:58 |
7 | In Love And War | 4:40 |
8 | Slave To The Machine | 3:35 |
9 | Anything I Need To Know | 4:14 |
10 | Child Of Insanity | 3:37 |
11 | Wall Of Lies (Bonustrack) | 4:23 |
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Besetzung |
Carsten Schulz - Voc Bobby Böbel - git, keys Wolfgang Schimmer - git Thomas Bauer - bass Rami Ali - drums
Producer: Bobby Böbel
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