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Titel: Genesis 1975 to 2021. The Phil Collins Years
Verlag: Kingmaker
ISBN: 978-1-8384918-0-2
Preis: € 24,99 Pfund
289 Seiten
Den zweiten Band seiner Genesis-Biographie hat Mario Giammetti genauso angelegt, wie den ersten. Dazu ist in der Review zum ersten Band alles Notwendige gesagt worden. Auch die dort erwähnten Kritikpunkte gelten für den zweiten Band genauso wie für den ersten.
Eine für den ersten Band wichtige Quelle stand Giammetti für den zweiten Band nicht mehr zur Verfügung. Für den ersten Band hatte er sich mit Tony Banks, Steve Hackett und Anthony Phillips zusammengesetzt, um sich durch die Alben zu hören und über die Stücke und ihre Entstehung zu sprechen. Das war nicht wieder möglich, da Phil Collins nicht zur Verfügung stand und das Erinnerungsvermögen von Mike Rutherford nicht ausreichte. Banks hätte also für alle Alben der Mithörer und Kommentator sein müssen.
Beim Lesen merkt man das kaum, da Giammetti weiter auf die (weitestgehend unveröffentlichten) Interviews von Mike Kaufmann mit der Band zurückgreifen konnte.
Die beiden Bände sind mit den Namen der beiden Sänger überschrieben. Das ist auf den ersten Blick naheliegend. Denn der Ausstieg von Peter Gabriel war sicher einer der großen Einschnitte in der Geschichte von Genesis. Ebenso fraglos ist der prägende Einfluss von Phil Collins in den 80er Jahren. Daher machen die Titel, die die beiden Frontmänner in den Focus stellen, durchaus Sinn. Aber ganz so einfach ist es nicht.
Peter Gabriel war mitnichten der Dominator der frühen Jahre. Diese Rolle kommt wesentlich stärker Anthony Phillips zu – und zwar lange über seinen Ausstieg hinaus. Das hatte Band 1 sehr deutlich herausgearbeitet. Musikalisch war Gabriel vor allem bei dem (über)-ambitionierten Doppelalbum The Lamb lies down on Broadway prägend. Und er dominierte die Live-Auftritte durch seine spektakulären Bühnen-Outfits.
Ein Fragezeichen hinter seine Überschriften setzt Giammetti selbst, wenn er darauf hinweist, dass Ray Wilson damit unter den Teppich gekehrt wird. Das scheint mir allerdings recht problemlos. Denn auch wenn ...calling all Stations bei mir durch das intensive Hören aller Genesis-Alben während der Vorbereitung für diese Review ein wenig gewonnen hat, bleibt es im Gesamt-Oeuvre der Band mindestens so belanglos und randständig wie das Debüt From Genesis to Revelation.
Wesentlich schwerwiegender scheint mir die Tatsache zu sein, dass der Bruch zwischen den „alten“ und den „neuen“ Phil-Collins-Genesis nicht sofort mit der Übernahme des Gesangs durch den Schlagzeuger eintritt – noch nicht einmal mit dem Beginn der Trio-Phase.
Giammetti selber weist daraufhin, dass A Trick of the Tail letztlich ein stilistischer Schritt zurück in die Zeit vor The Lamb lies down war und auch das oft sehr zarte Wind and Wuthering lässt nicht einmal ansatzweise etwas von Collins’ späterer stilistischer Prägung erahnen. Und auch das sehr warm und in kräftigen Farben gemalte ...and then there were three ist nicht von ihm geprägt – im Gegenteil: Giammetti beschreibt eingehend, dass Collins zu diesem Album so gut wie nichts beigetragen hat, da er während der Entstehungszeit des Albums privat eine sehr schwierige Zeit durchstehen musste.
Erst mit dem phänomenalen Erfolg seines Solo-Debüts und der Single „In the Air tonight“, erschienen am 6. Februar 1981, respektive am 5. Januar 1981, geht sein Stern als Musiker, Komponist und Produzent steil auf. Das im Herbst folgende zehnte Genesis-Studioalbum Duke trug dann bereits seine Handschrift; die drei folgenden Alben noch einmal deutlich mehr.
Wie der erste Band zeichnet auch Genesis 1975 to 2021. The Phil Collins Years ein sehr differenziertes Bild einer der eigenständigsten Rock-Bands aller Zeiten, das intime Einblicke in die innere Dynamik zwischen den verschiedenen Musiker bietet. Unverzichtbar für Fans! Höchst instruktiv für jeden Musikliebhaber.
Ein persönliches Schlusswort: Wie bereits erwähnt habe ich – während das Buch mehrere Wochen lang mein ständiger Begleiter in der Fahrradpacktasche war – parallel dazu immer wieder die entsprechenden Alben gehört. Dabei ist auf der einen Seite der nicht seltene Effekt bei sich kreativ weiter entwickelnden Bands zu beobachten gewesen, dass das Album, das gerade lief, für einige Zeit mein Lieblingsalbum der Band war. Das gilt lediglich für die beiden ersten und die beiden letzten Alben nicht.
Über die ganze Zeit gesehen hat sich meine Genesis-Top-Drei stabilisiert; An der Spitze – kaum zufällig – die beiden Alben, durch die ich Genesis kennen gelernt habe. Hinter ihnen auf Platz #3 liegt das selbstbetitelte 83er Album Genesis; auf Platz #2 das zweite Live-Album Seconds out und unangefochten auf der Pole Position ...and then there were three.
Ansonsten – auch das hatte ich bereits erwähnt – hat das bislang selten gehörte ...calling all Stations… eine gewisse Aufwertung erfahren – mit der Einschränkung, dass das Album für mich eigentlich immer noch kein Genesis-Album geworden ist, sondern ein solides, eher unauffälliges AOR-Album, das eher in den Katalog von Wilson als den von Genesis passt.
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