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Diese Kolumne hat eine gewisse Berührung mit der Kolumne Nummer 64. Zwei Stichworte wiederholen sich: Ausland und Hochzeit. Ich hatte damals – vor 15 Monaten, wie man leicht errechnen kann – die relativ bedeutungslose Paul McCartney-Single Figure of Eight für die Kolumne ausgewählt, weil es die erste CD war, die ich mir außerhalb Deutschlands gekauft habe. Und der Abstecher ins holländische Winschoten geschah, wie in der damaligen Kolumne berichtet, im Zusammenhang mit der Hochzeit eines Freundes.
Nun haben wir meine zweite im Ausland erworbene CD vor uns - die Live-CD Palko von Fatme, die ich am 6. Oktober 1992 während meiner Hochzeitsreise nach Kreta erworben habe. Da ich die – heute nicht mehr ganz konsequent durchgehaltene – Gewohnheit habe, keine Stadt zu besuchen, ohne mir von dort eine CD mitzunehmen und gleichzeitig für diese Kolumne u.a. CDs auswähle, die an besonderen Orten gekauft wurden, lässt sich leicht meine Auslandsreisefaulheit erkennen, wenn man berücksichtigt, dass in den 79 Monaten, die ich diese Kolumne schon schreibe, nun erst die zweite „Auslands-CD“ berücksichtigt wird. Und das wird sich bis zum Jahrtausendwechsel nur geringfügig ändern. Wenn ich es richtig sehe, werden in den kommenden acht Jahren nur Tschechien / die Slowakei und Budapest zum Zuge kommen. Erst dann werden relativ häufigere Besuche in Rom und den USA das Bild etwas verändern.
Eine kleine Einschränkung muss ich allerdings machen. Zwei weitere Auslandsreisen hat es in meiner Zeit als CD-Besitzer dann doch gegeben - allerdings ohne, dass ich von dort CDs mitgebracht hätte. (Und ich habe diese Kolumne ja in dem Monat gestartet, in dem der Kauf meines ersten CD-Players genau 25 Jahre zurück lag.) Wann die erste Fahrt stattgefundne hat, weiß ich gar nicht mehr ganz genau. Aber ich hatte mir den CD Player noch in der münsteraner Zeit gekauft – und die Fahrt durch das damals noch existierende Jugoslawien fand von Berlin aus statt. Es muss also im Sommer 1987 oder 88 gewesen sein. 1990/91 war ich dann auf Zypern, wieder mal wegen einer Hochzeit. Dieses Mal heiratete eine ehemalige Klassenkameradin meiner Frau, mit der ich damals aber noch nicht einmal verlobt war.
1987/88 war so kurz nach der Markteinführung der CD, dass es dieses Produkt in Jugoslawien noch nicht zu kaufen gab, so dass ich das Land, wie bereits in der o.g. Kolumne erwähnt, lediglich mit Musikcassetten u.a. von Style Council und Pink Floyd verlies. Aber Pink Floyds A momentary Lapse of Reason in einer jugoslawischen MC-Ausgabe dürfte heute schon fast so etwas wie ein rares Sammlerstück sein. Immerhin gab es in Jugoslawien also tatsächlich Musik in vernünftiger Aufmachung zu kaufen.
Ganz anders auf Zypern. 1990/91 gab es die CD zwar schon länger. Dennoch habe ich auf der Insel keine einizige gesehen. Wir haben dort auch keinen Buchladen gesehen, kein Theater, überhaupt gar nichts an Kultur, das nicht bereits Hunderte von Jahren alt ist. Gekauft habe ich weiderum MCs - von den Beatles das so genannte rote und blaue Album und ZZ Tops Afterburner. Aber in was für einer Aufmachung. Die Cassetten befanden sich in einer völlig neutralen Hülle, in die man ein Booklet hätte einschieben können – etwa so wie heute in die Verpackung einer DVD. Darin steckte aber lediglich eine etwa streicholzschatelgroße Pappe mit dem Coverbild und eine Tracklist. Die MC selbst war überhaupt nicht mit Titel oder Bandnamen gekennzeichnet – und da die Spielzeit der Platten länger war, als die der MCs brachen die Aufnahmen einfach mitten in einem der letzten Titel der jeweiligen Platte ab. Very strange! - in dieser Wiege der abendländischen Kultue. Dafür gab's bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit Brandy satt!
Auf Kreta war das glücklicherweise anders. Mit dem Laden Diskorama habe ich in Heraklion einen gut geführten Plattenladen gefunden. Ein freundlicher Mitarbeiter stapelte auf meine Frage, was derzeit in Kreta an Bands angesagt sei, die vielleicht auch etwas jenseits des Mainstreams liegen, sofort mehrere CDs auf den Ladentisch. Schnäppchen gab es nicht. Knapp 40 D-Mark musste ich auf den Tisch des Hauses legen. So ist es bei der einen CD geblieben, die nun – 25 Years after - das Thema dieser Kolumne geworden ist.
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