····· Wolvespirit verkaufen Bullshit ····· Rock of Ages - Zusatzshows in 2025 ····· Ally Venable veröffentlicht Video zur neuen Single „Do you cry“ ····· Das zweite Album von Wizrd kommt zum Nikolaus ····· 40 Jahre Helloween - Das muss gefeiert werden ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Artikel

25 Years after - Mein Leben mit der CD; Folge 75: Rolling Stones - Some Girls

Etwas hochtrabend formuliert könnte man Some Girls als den Wendepunkt in meiner Beziehung zu den Rolling Stones beschreiben. Vor diesem Album war die Musik der Rolling Stones etwas, das es immer schon gab - ähnlich wie die der Beatles, von Elvis oder Chuck Berry. Ich war damals weder großer Stones-Fan, geschweige denn –Kenner – wie auch? - mit 14 Jahren! Aber „Jumpin‘ Jack Flash“, „Paint it black“ „Let’s spend the Night together” und natürlich vor allem „Satisfaction“ hatten einen Bekanntheitsgrad und einen Status fast wie Volkslieder, die es eben auch immer schon gab, die Teil der überkommenen allgemeinen Kultur sind und eigentlich gar nicht wirklich einem bestimmten Künstler zuzuordnen sind, da sie jeder singt, spielt, bringt.

Und dann plötzlich – einige Wochen nach meinem 15. Geburtstag – wurden die Stones - zumindest in meiner Wahrnehmung – mit der Single Auskopplung „Miss you“ aus dem Album Some Girls zu einer aktuellen Band, die aus dem dunklen Grund der Vergangenheit heraus trat und zu einer Größe von heute wurde, den Gesetzen und Bewertungen normaler Bands unterworfen. Mit „Beast of Burden“, „Respectable“ und „Shattered“ legten die Stones im weiteren Verlaufe des Jahres 1978 noch drei Mal nach und verfestigten diesen Eindruck der Normaität weiter.

Der Mythos war schnöde Realtität geworden – vielleicht auch, weil das, was auf diesem neuen Album, das ich damals nur in Form seiner Singleauskopplungen wahr genommen habe, zu hören war, nicht ganz dem entsprach, was ich so mit den Rolling Stones verband. Diese „Volkslieder-Band“ war für mich – zusammen mit den bereits oben genannten Acts und vielleicht noch Jerry Lee Lewis, Little Richard und Fats Domino – Teil der vergangenen und abgeschlossenen Epoche des Rock’n’Roll gewesen. Das etwas funkig Groovende, das die Briten (die ich damals noch für Amis hielt), jetzt in ihrem Sound hatten, gehörte aber eher zu dem gerade aufkommenden hippen Disco-Sound.

Obwohl nie wirklicher Fan der Band, schien mir da etwas verloren zu gehen. Die outstanding Band wurde Teil der allgemeinen Musikszene. Sie verlor damit ihren gottgleichen Status. Und das haben die wirklichen Fans der Band damals wohl auch sehr deutlich gespürt.

Nach dem Erscheinen des Albums hat es noch gut 14 Jahre gedauert bis ich Some Girls - als meine allererste Stones-CD - am 12. Juni 1992 bei einem Bummel den Potsdamer Broadway entlang in der City Music Filiale eingetütet habe. Bis dahin gab es nur Still live und Dirty Work auf MC.
Im Kopf hatte ich während dieses Spazierganges durch die Hauptstadt Brandenburgs aber mit großer Sicherheit noch etwas ganz anderes.

Der eine oder andere Leser mag bei der Lektüre meiner letztmonatlichen Kolumne gestutzt haben. Ich berichte dort von meinem ersten Zeitungsartikel, faksimiliere ihn auch und dann steht unter dem Artikel aber ein anderer Name, als unter der Kolumne. War das „Norbert Andrae“ etwa ein journalistisches Pseudonym? Gar nicht falsch gedacht. So habe ich den Namen seitdem ein paar Mal für bestimmte Artikel benutzt. 1992 hatte das Ganze aber einen ganz anderen Hintergrund.


Genau 14 Tage nach dem Kauf der Rolling Stones-CD habe ich zum ersten Mal mit dem Namen „Norbert von Fransecky“ unterschrieben – auf dem Standesamt in Berlin-Lichterfelde. Es war der „Vertragstag“ meiner Hochzeit, die sich dementsprechend in diesem Monat silbern jährt. (Was es mit dem Begriff „Vertragstag“ auf sich hat, erkläre ich im nächsten Monat.) Seitdem steht in meinem Pass „von Fransecky (geb. Andrae)".

Dieser (bis heute nicht sehr gebräuchliche) Namenswechsel des Mannes war für meinen Vater eine echte Anfechtung, für mich unumgänglich. Maria hatte mir freigestellt, ob ich den Namen wechsele, oder den „Andrae“ behalte. Sie, die nach ihrer ersten Heirat bereits einmal einen Doppelnamen getragen hatte, wollte dieses Mal bei ihrem Mädchennamen bleiben. Für mich machte das Sinn. Ich war gerade durch das Examen durch. Sie war beruflich etabliert und hatte unter ihrem Namen bereits zwei Bücher veröffentlicht. Da war es rein objektiv für mich mit einem Namenswechsel leichter. Zudem entstamme ich einer Zeit, in der wir selbst im gemeindlichen Jugendbibelkreis (kurzzeitig) eine Frauengruppe hatten. Da lag eine solche Entscheidung natürlich in der Luft – schon rein politisch moralisch. Der einzige Haken für mich, war die Überlegung, man könne auf die Idee kommen, ich habe halt einfach nur den Adel im Namen haben wollen, was für mich nie eine Rolle gespielt hat.

Das Cover Artwork von Some Girls passt nun leider gar nicht zu diesen nostalgisch frauenbwegten Gedanken – aber man kann nicht alles haben.

Norbert von Fransecky


Zurück zur Artikelübersicht