Liebe Leserinnen und Leser,

folgendes Zitat aus dem in dieser Ausgabe zu findenden Interview mit dem Singer/Songwriter Martin Seidel darf ich mal kurz aufgreifen:

„Hört Musik, kauft physische Tonträger, unterstützt lokale Künstler, geht auf Konzerte und wenn es heißt 'Eintritt frei - um Spenden wird gebeten (Kollekte)', dann gestaltet Eure freiwilligen Kulturbeiträge bitte so, dass sie eher rascheln, statt zu klimpern.“

Ja, Musik finden wir alle toll, darum treibt nicht nur die Redaktion hier ihr Unwesen, sondern ihr lest auch, was wir so schreiben. Doch werden wir in Zukunft noch was haben, über das wir schreiben können, wenn nicht zumindest ein Teil der Kunst der Musiker entlohnt wird? Klar, für die meisten Kunstschaffenden ist es vor allem die Lust und vielfach auch eine Art „Zwang“ sich auszudrücken. Doch werden wir es auch in großer Form zu Hören bekommen? Da beißt die Maus keinen Faden ab, um Musik auf die Bühne zu bringen und/oder sie zu veröffentlichen, braucht es einfach Geld. Geld, das nicht jeder hat. Aber wer es verdient, sollte doch zumindest seine Kosten decken können.

Vom Berufsmusikerdasein träumt heute schon fast kein Musiker mehr. Auf der anderen Seite bestätigen mir jene auf der anderen Seite aber auch, dass man in künstlerischer Hinsicht wesentlich freier agieren kann, wenn man keinen kommerziellen Zwängen unterworfen ist, wenn man seine Musik nur als (professionelles) Hobby betrachtet. Auf der anderen Seite macht es einem der Alltag mit seinen Verpflichtungen aber auch nicht einfach, sich seinem „Hobby“ in vollem Umfang zu widmen.

Deswegen versuchte die Leipziger Metal-Band Disillusion kürzlich einen neuen Weg des Crowdfundings. Anstatt sich die reinen Studioaufnahmen von den Fans finanzieren zu lassen, soll ein Monatsabo den Lebensunterhalt von Bandleader Andy Schmidt sichern, damit sich dieser ein Jahr lang komplett auf das Schreiben und Aufnehmen neuer Musik konzentrieren kann (s. https://www.patreon.com/disillusion). Auch ein interessanter Ansatz, der überraschenderweise sogar funktioniert hat.

Aber um das zu schaffen, braucht es zumindest einen Grundstock an finanzierungswilligen Fans. Und damit wären wir wieder am Anfang. Diese muss man sich erst einmal erarbeiten. Und das geht nun einmal am besten mit Liveauftritten und Werbung. In letzterer Sache unterstützen wir die Musiker zu einem gewissen Teil. Doch auch uns erreichen die meisten Veröffentlichungen auch nur, wenn gewissen Investitionen in Sachen Produktion und Vertrieb getätigt wurden.

So, genug geplappert. Was erwartet Euch in dieser Ausgabe? Neben dem genannten Interview vor allem eine ganze Ladung an Liveberichten aus den verschiedensten Genres. U.a. von Danny Plett, King's X, Peter Cornelius, Joanne Shaw Taylor sowie eine Aufführung von Mozarts Don Giovanni in Leipzig. Ach ja, und an der (vermeintlichen) Abschiedstour und dem Comeback von Guns N' Roses konnten wir natürlich auch nicht vorbeigehen.

Viel Spaß beim Lesen!

Euer Mario