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Mandels Büro - Ein Rock'n'Roll-Krimiroman von Berni Mayer





Gerade eben waren Max Mandel und Sigi Singer noch gefragte Journalisten beim Rock'n'Roll Express und dann stehen sie von einem Tag auf den anderem auf der Straße. Der Schwund der Musikindustrie macht eben auch nicht vor deren Peripherie und ihren Printblättchen halt. Tja, was nun? Da trifft es sich gut, dass Mandel ein Detektivbüro von seinem verstorbenen Onkel Hans „vererbt“ bekommt. Wie die Jungfrau zum Kinde geraten die beiden Herren auch in ihren ersten Fall. Veronika Malleck, bekannte deutsche Schauspielerin, möchte ihren Mann Leo Tillmann, seinerseits alternder Sänger einer Punkband und ruheloser Schwerenöter, beschatten lassen. Zumindest solange, bis man ihn in zwei Teilen nach einem Konzert auffindet. Was so harmlos begann, zieht die beiden Hauptdarsteller immer tiefer in einen Strudel aus Liebeseskapaden, Intrigen und seltsamen Zusammenhängen zwischen Plattenlabel, Rechtspopulisten, Liebschaften und der Band selbst.

Das ist die Grundlage für Berni Mayers Debütroman Mandels Büro (juhu, endlich mal wieder etwas ohne englischen Apostroph!). Der Mann war selbst in der Verbreitung von Plattenfirmenwerbung tätig und verdingte sich als Chefredakteur bei MTV und Viva Online. Auch produzierte er Markus Kavkas Webshow „Kavka vs. The Web“ auf MySpace und arbeitete mit ihm am Roman „Rottenegg“. Nun also ein ganz eigenes Buch: ein Kriminalroman. Zumindest vom Grundsatz her. Denn wenn man tiefer blickt, ist das Buch nebenbei auch eine ironische Abrechnung mit der Musikindustrie.

Dabei wimmelt Mandels Büro von teils etwas skurrilen, aber immer liebenswerten Figuren. Allen voran natürlich die beiden Herren Mandel und Singer. Letzterer (und seine Gedankenwelt) dient auch als Erzähler der Geschichte, die vielleicht etwas unspektakulär startet, aber einen sobald sie richtig in Fahrt kommt ziemlich mitreißt. Zumindest so sehr, dass man unbedingt wissen möchte, wie es weitergeht. Dabei ist das Ganze nicht nur spannend, sondern oftmals auch noch saukomisch. Zumindest mehr als so mancher am Ende etwas spießig anmutender „Lokalkrimi“.

Als Debütroman sind die 336 Seiten in Taschenbuchform also durchaus ein kurzweiliger und flott zu lesender Volltreffer, auch wenn einige Passagen noch etwas holprig wirken. Davon dürfte es gerne noch die eine oder andere Fortsetzung geben. Denn die gezeichneten Charaktere geben sicher noch einiges her.


Mario Karl



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