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Deep Purple

Phoenix Rising (DVD/CD)

Info Musikrichtung: Hard Rock VÖ: 20.05.2011 (earMUSIC / Edel) Gesamtspielzeit: 180:00 Internet: http://www.deeppurple.com

Deep Purple rises over Japan war ein halbstündiger Konzertfilm, der das letzte Konzert der Band auf japanischen Boden am 15. Dezember 1975 im Bodukan Tokio zeigt. Lange galt der Film als verschollen. Als kleines Zuckerl für die Fans wurde er jetzt restauriert und kommt in dem Paket Phoenix Rising erstmals digital auf den Markt. Dabei muss man über diesen Namen schon etwas schmunzeln. Denn Deep Purple feierten damals keine große Auferstehung, sondern standen kurz davor, sich in ihre Bestandteile aufzulösen. Das lag beileibe nicht nur an den verschiedenen musikalischen Vorstellungen der einzelnen Mitglieder und dem relativen Misserfolg des damals aktuellen Albums Come taste the band, sondern auch an den massiven Drogenproblemen von Basssist/Sänger Glenn Hughes und Neu-Gitarrist Tommy Bolin.

Das interessierte das Publikum in Tokio allerdings nicht. Die Halle war brechend voll und die Fans feierten die Lieblinge gebührend ab. Davon angestachelt legten die Musiker auch einen guten Auftritt hin (heimlicher Star ist mal wieder Schlagzeuger Ian Paice) - bis auf Tommy Bolin. Dieser hatte zu diesem Zeitpunkt mit Lähmungserscheinungen in seinem linken Arm zu kämpfen und konnte kein Saiteninferno entfachen. Vielfach übernahm John Lord seine Soloparts auf der Orgel. Das klingt natürlich erst einmal etwas gewöhnungsbedürftig. Trotzdem ist es ein interessantes Zeitdokument, welches nebenbei auch noch ansprechend digitalisiert wurde. Zwar nur im damals üblichen Format 4:3, doch aus der eher minderen Bildqualität hat man einiges herausgeholt. Und auch der vom Haus- und Hofproduzenten Martin Birch aufgezeichnete Sound wurde gut aufpoliert.

Mit auf der DVD befindet sich eine aktuelle, 80-minütige Dokumentation, welche die Bandgeschichte in den Jahren 1974 bis 76, vom Einstieg Coverdales und Hughes’ bis zum letzten Auftritt in Liverpool beleuchtet. Dazu hat man zahlreiche alte Konzert- und Interviewaufnahmen ausgegraben und neue Interviews mit John Lord und Glenn Hughes geführt. Beide berichten sehr offen und selbstreflektiv über die damalige Zeit. Seien es über den Ausstieg von Ritchie Blackmore, die musikalischen Änderungen, die Geschehnisse rund um einen Auftritt in Jakarta (bei denen ein Crewmitglied sein Leben lassen musste) oder die eigenen Drogenprobleme. Das ist sehr interessant und aufschlussreich.

Als Bonus liegt noch eine 70-minütige Live-CD dieser Besetzung mit acht Titeln bei. Die Aufnahmen stammen dabei von dem erwähnten Japan-Auftritt, sowie einem Konzert aus Longbeach. Beides dürfte Fans aber bereits einschlägig bekannt sein. Als Kaufargument zählt da nur der aktualisierte Sound, der sich wirklich hören lassen kann und die alten Aufnahmen in neuem Glanz erstrahlen lässt. Ein richtiges Bandhighlight ist die CD zwar nicht, aber allemal unterhaltsam. Besonders die das grandiose „You keep on moving“ und das funkige Bolin-Instrumental „Homeward strut“.

Betrachtet man den dokumentarischen Charakter von Pheoenix Rising, haben wir es hier mit einem durchaus interessanten Paket zu tun. Auch wenn Diehard-Fans das meiste davon schon kennen werden. Die letzte Deep Purple-Besetzung vor der zwischenzeitlichen Auflösung wird damit jedenfalls abschließend und würdig dokumentiert.

Mario Karl