Reviews

Johnny Cash

From Memphis to Hollywood: Bootleg Vol. 2

Info Musikrichtung: Country & Western VÖ: 18.02.2011 (Columbia / Legacy / Sony) Gesamtspielzeit: 123:53

In den Jahren 1968 bis 1971 hat Johnny Cash die ersten sechs seiner 15(!) Grammies erhalten. Diese Demo- und Bootleg-Compilation begleitet ihn auf seinem Weg zu dieser ersten Karriere-Höchst-Phase.

Nicht alle Klassiker aus dieser Zeit sind vertreten. Eine Best of der 50er und 60er müsste zumindest noch den „Folsom Prison Blues“ und natürlich „Ring of Fire“ enthalten. „A Boy named Sue“ wäre durch das sehr späte Erscheinen Ende der 60er halb entschuldigt.
Mit „Get Rhythm“, „Big River“ und „I walk the Line“ sind aber mindestens drei Stücke dabei, die zur musikalischen Allgemeinbildung gehören sollten.

Musik und vor allem der Sound der beiden CDs unterscheiden sich gravierend.
Die 60er Jahre sind technisch tadellose Demos, die sich musikalisch gelegentlich aber schon recht deutlich in den Bereich des Country-Schnulzes begeben, der das US-Pendant zum deutschen Schlager ist.

Die 50er Jahre bauen stärker am Rock'n'Roll. Man hört hier oft sehr deutlich, warum Elvis und Johnny Cash beide von der selben Plattenfirma, Sun Records, angeheuert wurden. Natürlich gibt es auch hier Schnulzen. Die sind bei dieser stilistischen Verortnug aber besser zu ertragen. Immer wieder finden sich hier auch biblische Motive in den Texten („Belshazzar“ und Noah in „I'll be a Friend“).
Qualitativ sind das hier echte Demos. Bei den Sun Demos gibt es mehrfach Neueinsätze nach einem „Fehlstart“. Die frühen Demos versprühen eine merkwürdige Live-Atmosphäre ohne Publikum und Übergänge.

Am interessantesten ist die eröffnende Radio Show, die mit allen Ansagen, Intros und vor allem Werbeblöcken gefeatured wird. Und die sind nicht als Jingles eingespielt, sondern gehören zur Moderation. Wenn ich es richtig höre, darf auch Herr Cash höchstselbst für die wunderbaren Leistungen eines Haushaltswarenladens sprechen.
Das hat hohen Dokumentarwert.

Norbert von Fransecky