····· Hansjörg Kohli komponiert Krimis für’s Ohr ····· Forgotten Shrine covern Skillets „ Hero" ····· Mit Falco eröffnet das Slam-Magazin den 2025er Sonderheft-Reigen ····· David Gilmour lebt die Globalisierung auf seine Weise ····· Savatage nach 23 Jahren wieder live auf Europa-Tour ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Reviews

Dowland, J. (Guillon – Bellocq)

Lautenlieder


Info

Musikrichtung: Barock Lied

VÖ: 01.03.2011

(Zig-Zag-Territoires / Note 1 / CD / DDD / 2009 / Best. Nr. Alpha ZZT 110102)

Gesamtspielzeit: 60:08

VOKALE LEUCHTKUGELN

Man hört, dass Damien Guillon ein Schüler von Andreas Scholl ist. Da ist eine vergleichbare Feinheit in der Linienführung und eine nicht minder exquisite Formung der Klangfarbe. Wenn man aber Guillons erstes Recital mit Lautenliedern John Dowlands mit einem ähnlich gelagerten Programm Scholls vergleicht (A musicall Banquet, Decca 2001), fallen auch die Unterschiede unmittelbar ins Ohr: Scholls Stimme ist fruchtiger, körperlicher, mit einem opaken Schleier überzogen. Er verleiht den Lieder an der Epochenschwelle von Renaissance und Barock aufgrund der flexibel gehaltenen, dabei insgesamt langsamen Tempi außerdem eine eher romantische Tönung.

Guillon widmet sich seiner reinen Dowland-Auswahl mit einem offeneren, höhenbetonteren Klang. Vibratolos lässt er die Töne in den langsamen, melancholischen Stücke mit wunderbarer Ruhe wie Leuchtkugeln im Raum schweben. Die sehr diskrete Kirchenakustik verleiht dem graziösen Klang ausreichend Substanz. Das wirkt mühelos, natürlich und ergreifend. Da die Rahmenteile des Programms vor allem aus solchen Perlen der Innerlichkeit bestehen, kann sich der Hörer mit Guillon genussvoll in den wechselnden Schattierungen Dowlandschen Weltschmerzes ergehen.
Die rhythmische Lebendigkeit von Eric Bellocqs zart funkelndem Lautenspiel setzt dazu einen stimmigen Kontrast. Obwohl dieses Album im Instrumentalen viel schlichter angelegt ist als Scholls musikalisches Bankett, wirkt sie vielleicht gerade aufgrund der Konzentration der Mittel anregender und hält durchgängig die Spannung. Vielleicht ergibt sich ja die Gelegenheit, dass Bellocq sich auf einem eigenen Album einmal exklusiver mit den herrlichen Lautenstücken Dowlands beschäftigen kann …

Dass Guillon nicht nur ebenmäßig schön, sondern auch dramatisch und klangfarblich differenziert singen kann, zeigt er im Mittelteil, wo er sich dem unterhaltsamen, heiteren und auch koketten Dowland widmet - diese Seite des Komponisten ist unter all den berühmten Lachrymae-Variationen ja etwas in den Hintergrund geraten. Guillon gelingt bei den meist temporeicheren Stücken eine überzeugende Verblendung der hohen und tiefen Register, wenngleich - aber das ist eher stimmfachbedingt - der geschmeidige Fluss hier zugunsten einer artifizielleren, weniger entspannten Klangwirkung zurücktritt.



Georg Henkel

Trackliste

1Can She Excuse My Wrongs2:42
2What Then Is Love but Mourning2:04
3Come Away, Come Sweet Love2:21
4Sir John Smith, His Almain2:45
5Sorrow, Stay3:33
6Burst Forth My Tears4:23
7Galliard to Lachrimae3:29
8Flow My Tears4:06
9The Eglantine Branche1:45
10A Shepherd In a Shade2:33
11Away With These Self-Loving Lads2:37
12The Gilly Flower0:56
13Say Love If Ever Thou Didst Find1:52
14Almayn0:49
15Fine Knacks for Ladies2:15
16Awake Sweet Love2:40
17I Saw My Lady Weep5:27
18Mr Dowland's Midnight0:56
19Dear, If You Change3:20
20Now, O Now I Needs Must Part4:36
21Come Heavy Sleep4:59

Besetzung

Damien Guillon: Altus
Eric Bellocq: Laute
Zurück zum Review-Archiv
 


So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger