····· Wolvespirit verkaufen Bullshit ····· Rock of Ages - Zusatzshows in 2025 ····· Ally Venable veröffentlicht Video zur neuen Single „Do you cry“ ····· Das zweite Album von Wizrd kommt zum Nikolaus ····· 40 Jahre Helloween - Das muss gefeiert werden ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Reviews

Aumann, F. J. (Letzbor)

Requiem


Info

Musikrichtung: Wiener Klassik

VÖ: 1.3.2011

(PAN Classics / Note 1 / CD / DDD / 2008 / Best. Nr. PC 10234)

Gesamtspielzeit: 48:02

HANDMADE

Es ist ein erhellendes Klangerlebnis von herbem Reiz, das dem Alte Musik-Spezialist Gunar Letzbor hier gelungen ist: Wir hören Kirchenmusik des Augustinerpaters Franz Joseph Aumann (1728-1798) so, wie sie einst im Stift St. Florian erklungen sein mag. Eine fast solistische Besetzung der Instrumentalstimmen, ein nur in den Knabenstimmen Sopran und Alt mehrfach besetzter, von einem Tenor und einem Bass verstärkter Chor. Die Solo-Partien werden von den Knaben übernommen. Es ist nur natürlich, dass mit diesen Gegebenheiten der Klang alles andere als glatt wirkt, sondern oft eher musikantisch handgemacht und damit dem volkstümlichen Ton, den Aumann bisweilen anschlägt, durchaus angemessen. Es ergibt sich manch harmonische Reibung, die Instrumente tönen unverholen rau. Die rustikale Tongebung der St. Florianer Sängerknaben hat zugleich zwar nichts von absichtsvoller Naivität, ist aber eben auch weit entfernt vom ätherischen Klang, den manch groß besetzter Knabenchor zu produzieren vermag.
Frappierend wird die Wirkung dieser Klangwelt in den satztechnisch verzwickteren Passagen, die sich bei Aumann in rascher Folge mit eher simpel ausgeführten Teilen abwechseln: alles wirkt sehr transparent und unmittelbar, jedes Kunstvolle wird auf ein menschliches Maß heruntergeborchen. Man muss dies nicht im herkömmlichen Sinne als schön empfinden, aber wer sich mit offenen Ohren auf dieses Experiment einläßt, wird noch einmal ins Grübeln geraten, wie nahe wir mit der historischen Aufführungspraxis der Wahrheit bislang eigentlich gekommen sind.

Aumanns Requiem, bei dem die Sequenz Dies irae nur teilweise vertont wurde, ist der Mode der Zeit entsprechend in sehr knappe Sätze gegliedert. Manche Ähnlichkeit zur Kirchenmusik Michael Haydns lässt sich finden, doch stehen bei Aumann barocke Versatzstücke oft merkwürdig kontrastierend und ohne Verschmelzung Elementen der Wiener Klassik gegenüber. Am ausladensten und auffälligsten ist das solistisch auszuführende Tuba mirum geraten: die letzte Posauen tönt hier überraschend sanft und zurückhaltend. Auch ansonsten ist der Grundton des Werkes eher zuversichtlich als trauerschwer oder pompös. Dies mag einiges darüber aussagen, wie man im Kloster dem Tod gegenüberzutreten pflegte. Bemerkenswert ist, dass Anton Bruckner, der später in St. Florian wirkte, sich noch mit Aumanns Musik beschäftigt und diese z.T. ergänzt hat. So finden sich neben dem Requiem zwei Einzelstücke, deren Posaunensatz von Bruckner stammt. Den heiter-beschwingten Abschluss bildet das knapp gehaltene Te Deum.

Insgesamt ein Experiment, das den aufgeschlossenen Hörer erfordert, ihn aber auch belohnt.



Sven Kerkhoff

Trackliste

1-17 Requiem
18 Ecce quomodo (Posaunensatz: A. Bruckner)
19 Tenebrae (Posaunensatz: A. Bruckner)
20-24 Te Deum

Besetzung

St. Florianer Sängerknaben
Ars Antiqua Austria

Gunar Letzbor: Ltg
Zurück zum Review-Archiv
 


So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger