Reviews
Dancing backward in High Heels
Info
Musikrichtung:
(Glam) Rock
VÖ: 18.03.2011 (Blast Records / H'art) Gesamtspielzeit: 37:10 Internet: http://www.nydolls.org http://www.myspace.com/newyorkdolls |
Da schau mal einer an, jetzt haben die semi-legendären New York Dolls seit ihrer Reunion im Jahre 2004 mehr Alben veröffentlicht, als in ihren „Jugendjahren“! Damals brachte man es in sechs Jahren auf zwei Platten, bevor man endgültig irgendwo im Drogenrausch versumpfte. Dancing backwards in High Heels ist dagegen schon das dritte Scheibchen im aktuellen Jahrthundert. Übrig von damals sind nur noch die Überlebenden David Johansen und Sylvain Sylvain, die etwas wie die abseitige Version von Mick Jagger und Keith Richards wirken. In seinen Reihen begrüßt man dieses Mal unter anderem den ehemaligen Blondie-Gitarristen Frank Infante.
Für dieses Album hat die Band den Moloch New York hinter sich gelassen und sich stattdessen für ein paar Wochen im vergleichsweise provinziellen Newcastle in England einquartiert. Vielleicht hat diese Arbeiterumgebung auch dafür gesorgt, dass die Dolls den letzten verbliebenen und fast lächerlichen Rest gespielter Jugendlichkeit über Bord geworfen haben. Denn wer würde den reifen Herren noch den glamigen Punk abnehmen? Denn wenn man so will, ist Dancing backward in High Heels so etwas wie ihr Alterswerk geworden. Und das gar nicht mal ohne Stil - wenn auch einen etwas schrägen. Denn das Ganze klingt auf seine ganz eigene Art und Weise sympathisch schäbig.
Legt man das Ding ein, wähnt man sich gleich um 40 Jahre zurück versetzt. Hier wimmelt es von kratzigem Rock'n'Roll á la Mitch Ryder, netten Blues- und Soulversatzstücken, scheppernden und schludrig gespielten Gitarren, organischen Orgelklängen, schwitzenden Bläsersounds und noch so einigem mehr. Hin und wieder lässt man es noch etwas lauter krachen, wie beim fetzigen „Round and round she goes“ oder in Form von „I'm so fabulous“. Dem gegenüber steht dann eine Ballade wie „Kids like you“, bei der man sich anfangs aufgrund der Orgel in einem Procul Harom-Song wähnt, oder die 60's-Popnummer „I sold my heart to the junkman“, welche Phil Spector früher zur absoluten Hitsingle aufgebrezelt hätte. Ein bisschen dampfenden Funk hat man auch noch auf Lager („Funky but chic“) und mit „End of the summer“ wird vorgeführt, was man selbst unter Reggae versteht.
Tja, das ist alles irgendwie recht nett und hat zeitweise auch seinen Reiz. Aber es haben sich auch ein paar richtige Langweiler eingeschlichen, die es nicht gebraucht hätte. Richtig gute Songwriter sind die Herren auch nicht wirklich. Den positiven Eindruck verbessert auf jeden Fall die beiliegende Bonus-DVD, die neben ein paar Audio-Livetracks eine einstündige Doku zur Entstehung der Platte enthält. Dort gewinnt man den Eindruck, dass Dancing backward in High Heels definitiv eine Herzensangelegenheit ist. Aber ob das Ding auf breite Zustimmung trifft? Naja, ich weiß nicht so recht… Gegönnt sei es der Band auf jeden Fall.
Mario Karl
Trackliste
2. Talk to me baby (3:03)
3. Fabulous rant (0:25)
4. I'm so fabulous (2:26)
5. Fool for you baby (2:38)
6. Kids like you (3:52)
7. Round and round she goes (3:46)
8. You don't have to cry (3:03)
9. I sold my heart to the junkman (2:24)
10. Baby tell me what you're on (3:57)
11. Funky but chic (4:01)
12. End of the summer (4:17)
Bonus-DVD:
- Dokumentation
- 4 Audio-Livetracks („Cause I sez so“, „Funky but chic“, „Hey Bo Diddley“, „Pills“)
Besetzung
Sylvain Sylvain (Gitarre, Bass, Orgel/Piano)
Brian Delaney (Schlagzeug)
Jason Hill (Bass)
Frank Infante (Gitarre)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |