Reviews
Blessed are the meek
Info
Musikrichtung:
Singer/Songwriter - Alternate Country
VÖ: 11.03.2011 (Schönklang) Gesamtspielzeit: 51:43 Internet: http://www.thomaswissing.com |
Es ist immer eine willkommene Abwechslung, wenn man auch mal wieder über einen Künstler aus Deutschland berichten kann, der auf den Pfaden der American Songwriter wandelt. Wenn man, um das schon mal vorweg zu nehmen, dann auch noch ein Album vorgelegt bekommt, das mit amerikanischen Produktionen wirklich mithalten kann, ist das umso erfreulicher.
Wir sprechen von Thomas Wissing, der sein neues Studioalbum unter dem Titel Blessed are the meek auf den Markt bringt. Der Singer/Songwriter mit der dunklen, charismatischen Gesangsstimme liefert ein Werk ab, das mit einem ganz eigenen Stil besticht, der sich nicht so einfach in die berühmten Schubladen einordnen lässt.
Stilbegriffe wie American Songwriter, Alternate Country, Folk, Americana, Acoustic Country, Traditional Country, Honky Tonk bis hin zu Blues, irgendwie findet man von allem etwas in den Songs des aus Gronau stammenden Künstlers und diese Elemente vermischen sich zu seinem ganz persönlichen Sound.
Wie man es auch immer bezeichnen mag, Fakt ist, die Songs überzeugen mit einer ungeheuren Bodenständigkeit und Einfachheit. Handgemachte, ehrliche und geradlinige Musik nach alter Schule, die ohne jeglichen Schnickschnack und aufgeblasene Arrangements auskommt. Kommerzieller Mainstream-Sound ist hier ein echtes Fremdwort, eine Wohltat, wenn man sich anhört, was zur Zeit so alles an weichgespültem, ewig gleich klingendem Country-Pop sein Unwesen treibt. Davon ist Thomas Wissing meilenweit entfernt.
Auch wenn er es selbst die Vergleiche wohl nicht so gerne hört, aber er erinnert gesanglich wie musikalisch doch hin und wieder an den legendären Johnny Cash, wenn man da etwa an dessen American Recording-Serie, denkt. So z.B. beim atmosphärischen, düster klingenden Opener „The beautiful beast“, dem twangend vor sich hin stampfenden, energiegeladenen „Honey, don't come back“ oder dem mächtig mitreißenden Ohrwurm „Lady Truck Driver“, der so richtig großen Spaßfaktor mitbringt und bei dem auch Dale Watson schön grüßen lässt. Auch wenn man hier Vergleiche zu anderen Künstlern zieht, Thomas Wissing liefert keine bemühten Kopien ab, sondern er klingt auf seine Weise doch eigenständig und stilsicher.
Wunderbar klingen auch die spärlich instrumentierten, emotionalen Balladen, wie etwa „Walking like a ghost“, das von klarem Akustikgitarren-Sound geprägt ist. Eine pure Country-Ballade mit feiner Steel-Guitar Untermalung präsentiert „We all fall down“, sie zählt sicherlich zu den Highlights des Albums. Ein Traumhaft schöner Melodieverlauf und sehr gefühlsbetonter Gesang lassen den Song direkt unter die Haut gehen.
Auch „Storms“ lässt den prägnanten Gesang von Thomas Wissing herrlich zur Geltung kommen, das sind Songs zum Zurücklehnen und Genießen. Die astreine, wunderbar abgestimmte Instrumentierung steht dem Ganzen dabei in nichts nach. Thomas zeigt uns immer wieder seine Klasse als begabter Songwriter, der textlich sowie melodisch immer wieder ganz feine Ware scheinbar mühelos aus dem Ärmel schüttelt. Sämtliche Titel stammen aus eigener Feder, für das Album zeigt er sich zudem als Produzent verantwortlich.
Knackiger, enorm dynamischer Honky-Tonk-Sound mischt sich bei „Cold blooded Redhead“ unter und geht mit unwiderstehlichem Rhythmus ins Ohr und in die Beine. Groovenden Country Blues bringt „Cowboys don't cry“ an den Tag, der diesmal auch mit Hammondorgel-Klängen unterlegt ist und sehr cool rüberkommt. Mächtig Druck entwickelt der staubtrockene, düstere Country-Rocker „Gasoline“, der mit verzerrter E-Gitarre, satter Akustikgitarre und treibendem Schlagzeug volle Power abfeuert und eine weitere musikalische Facette des Songwriters an den Tag legt. Absolut gelungen!
Zum Abschluss mischt sich sogar noch eine gute Portion Bluegrass mit unter und sorgt mit „Ain't that tough“ für einen fulminanten, quirligen Abschluss eines hervorragenden Albums.
Fazit:
Wow, eine CD die wirklich rundum überzeugen kann. Inhaltsvolle, ideenreiche Songs, gepaart mit feinen Melodien und starken Arrangements. Getreu dem Motto „weniger ist mehr“ begeistert gerade die transparente Instrumentierung, die dem sehr ausdrucksstarken Gesang von Thomas Wissing genügend Raum lässt. Die insgesamt 14 Titel bringen viel Abwechslung mit sich und sorgen für sehr kurzweilige Unterhaltung. Feinste Songwritermusik, mal ruhig zum Genießen, mal mit mitreißender Power. Eine deutsche Produktion, der man das absolut nicht anhört, sondern die Pure American Feeling verströmt, man spürt förmlich die enge Verbundenheit des Künstlers mit dieser Musik. Blessed are the meek ist ein Album, das der Retourn-Taste des CD-Spielers einen Sinn gibt.
Gerald Halbig
Trackliste
1 | The Beautiful Beast | 3:37 |
2 | Honey, don't come back | 2:58 |
3 | Walking like a ghost | 3:19 |
4 | Farewell my friend | 5:13 |
5 | Cold blooded Redhead | 3:16 |
6 | We all fall down | 3:29 |
7 | Cowboys don't cry | 3:51 |
8 | Lady Truck Driver | 2:59 |
9 | Storms | 5:10 |
10 | Like there is no tomorrow | 4:39 |
11 | Gasoline (gonna feed my Demon) | 5:00 |
12 | Saviour Bleed | 2:52 |
13 | Carry on | 3:33 |
14 | Ain't that tough | 1:47 |
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |