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Psycho-Suite u. a.
Info
Musikrichtung:
Klassische Moderne Streichquartett
VÖ: 01.02.2011 (Signum / Note 1 / CD / DDD / 2009 / Best. Nr. SIGCD234) Gesamtspielzeit: 56:59 |
MESSERSCHARF
Es ist nicht zuletzt die kongeniale Filmmusik Bernhard Herrmanns, durch die der berüchtigte Duschmord in Hitchcocks Film Psycho so unter die Haut geht. Außer einem wild geschwungenen Messer, einer schreienden Frau und Schokoblut im Abfluss gibt es ja gar nichts zu sehen. Die glissandierend angeschärften Streicherattacken sorgen aber dafür, dass man ständig meint, das Messer auch im Körper der Schauspielerin Janet Leigh zu sehen. Grässlich genial! Herrmann selbst sprach von einem „sound of pure ice-water“. Auch die Verächter von derlei Funktionsmusik müssen Herrmann zugestehen, dass sein im Grunde völlig abstrakter Soundtrack die Atmosphäre des Films von Anfang an nicht nur entscheidend prägt, sondern auch ganz ohne die Bilder funktioniert: als „absolute“ Musik!
Auf dieser CD befindet sich eine rund zehnminütige Psycho-Suite, für Streichquartett arrangiert von Richard Birchall. Finale ist der berühmte Mord, vorher strebt die Musik mal atemlos gespannt und dann wieder lauernd auf dieses Finale zu. Wenn man will, kann man den ganzen Film bis dahin im Schnelldurchlauf vor den inneren Augen sehen.
Die beiden anderen Werken zeigen Herrmann als modernen Komponisten für den Konzertsaal. Aber sowohl das Streichquartett Echoes (1965) wie das Klarinettenquintett Souvenirs de Voyage (1967) muten dem Ohr nicht allzuviel an schrägen Tönen zu. Im ersten Fall ist die Musik lakonisch bis melancholisch, bis nach etwa zwölf Minuten die Spannungskurve steigt und nervöse Tremoli und Flageoletts auf einen dramatischen Höhepunkt zusteuern. Das ist dem Psycho-Soundtrack nicht ganz unähnlich, man könnte sich zu dieser Musik durchaus einen Film vorstellen. Ähnlich verhält es sich mit dem Quintett. Da blättert man durch ein Soundalbum mit folkloristischen Zitaten - akustische Reisemitbringsel, die ebenfalls beim Hören sofort Bilder erzeugen. Herrmann versteht sein Metier, die Musik gefällt durch eine Unmittelbarkeit ohne Sentimentalität und platte Effekte. Die Kurzfassung des Soundtracks überzeugt dabei am allermeisten.
Das Tippett Quartett und der Klarinettist Julian Bliss widmen sich dieser Musik mit Delikatesse und Thriller-Schärfe.
Georg Henkel
Besetzung
Jeremy Isaac: Violine
Julia O’Riordan: Viola
Bozidar Vukotic: Cello
Julian Bliss: Klarinette
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |