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Binchois, G. (Lesne)

L’Argument de Beauté

Info Musikrichtung: Renaissance Vokal VÖ: 01.11.2010 (AEON / Note 1 / CD / DDD / 2010 / Best. Nr. ACD 1096) Gesamtspielzeit: 57:26

Die betörendsten Klänge auf dieser CD mit - schwerpunktmäßig - Musik von Gilles Binchois (1400-1460) entstehen immer dann, wenn das Damenensemble von Discantus beim Singen die Handglocken anschlägt. Das ist eine Kunst, die die Sängerinnen unter der Leitung von Brigitte Lesne schon auf anderen Aufnahmen erprobt und verfeinert haben. Es gibt sogar ein reines Glockenstück über das anonym überlieferte Weihnachtslied Ecce quod natura - ein wahres Feen-Konzert. Auch wenn diese Assoziation für manche Leser ein Sakrileg darstellen mag: So könnte Weihnachten in Hogwarts klingen. Seien wir also froh, dass der unersättliche Magen der Filmindustrie diese Klänge noch nicht verdaut hat …

Gilles Binchois ist ein Komponist der blühenden Renaissance. Mittelalterliche Archaik und frühneuzeitliche Sensibilität mischen sich bei ihm auf exquisite Weise. Die polyphonen Preziosen werden auf dieser Produktion großzügig von gregorianischen und anonymen weihnachtlichen Weisen gerahmt. Das schafft Raum und sorgt angesichts der rein femininen Besetzung für Abwechslung.
An ein Engelkonzert lässt dabei der höhenbetonte Klang von Discantus denken. Dass die Stimmen nicht bloß süß und rein, sondern von einer feinen Herbheit sind, steigert den Eindruck sogar noch. Ein Moment tönt da entrückter als der andere. Auch deswegen empfiehlt es sich, die CD nicht am Stück oder nebenbei zu hören. Denn dann könnte es doch zu einer gewissen Eintönigkeit kommen. Besser, man hört sich ganz wach in die Musik ein, nimmt jeden Moment, wie er ist und schwingt innerlich mit. Dann kann einem diese Platte wirklich eine Stunde echte Andacht schenken.

Georg Henkel