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Vêpres pour Saint Louis
Info
Musikrichtung:
Geistliche Musik
VÖ: 01.03.2004 Alpha / Note 1 (CD DDD (AD 2003) / Best. Nr. Alpha 050) Gesamtspielzeit: 71:06 Internet: Alpha |
LITURGISCHE KLANGFARBEN ZUM CHARPENTIER-JUBILÄUM
2004 jährt sich der Todestag von Marc Antoine Charpentier (1643-1704) zum 300. Mal. Grund genug also, diesen Großmeister der französischen Barock-Musik auch mit Neuaufnahmen zu ehren. Dass dabei in diesem Fall nicht das berühmte Te Deum auf dem Programm steht (das mit der "Eurovisionsfanfare"), braucht man angesichts der vielen Einspielungen dieses Hits nicht zu bedauern. Angesichts von Charpentiers umfangreichen und vielfältigen Oeuvre - der Katalog der erhaltenen Werke von H. Wiley Hitchcock umfasst 551 Nummern! - gibt es noch genug Unbekanntes und Hörenswertes zu entdecken. Obwohl sich Charpentier im Laufe seiner Komponistenlaufbahn allen damals populären Gattungen inklusive der Oper wenigstens einmal gewidmet hat, macht die geistliche Musik berufsbedingt doch den Großteil seines Werkes aus.
Insbesondere während der zehn Jahre, die er in den Diensten der Pariser Jesuiten an der Kirche St. Louis stand, komponierte er für die repräsentativen Gottesdienste dort eine große Anzahl von Stücken in den unterschiedlichsten Besetzungen: liturgische "Gebrauchsmusik" von hoher Qualität, die den Ansprüchen der theologisch ebenso gebildeten wie prestigebewussten Auftraggeber entsprach. Die Gottesdienste in St. Louis waren nämlich nicht nur wegen ihrer Prediger berühmt, sondern auch wegen des ostentativen liturgischen Prunks, wobei der Musik natürlich eine bedeutende Rolle zukam.
VESPER IN ST. LOUIS
Die vorliegende Aufnahme bündelt vierzehn Werke Charpentiers zu einer fiktiven Vesper zu Ehren des Hl. Ludwig, dem bevorzugten Namenspatron der französischen Könige. Das macht Sinn, weil das liturgische Formular die auf den Gottestdienst abgestimmte musikalische Dramaturgie der Musik sinnfällig werden läßt. So kann man Charpentiers Einfallsreichtum in der "kleinen" Form bei den Psalmvertonungen, konzertanten Antiphonen und Motetten bewundern, auch wenn ein dem großen Te Deum vergleichbarer Höhepunkt mit Pauken und Trompeten hier fehlt.
Aufnahmeort war allerdings nicht die Wirkungsstätte Charpentiers, sondern die grandiose Schlosskapelle von Versailles, deren prachtvoll klingende Orgel (beeindruckend gespielt von Frédéric Desenclos) hier für das instrumentale Fundament sorgt und in einigen Sätzen auch solistisch hervortritt.
Neben den Solisten, die der Dirigent Oliver Schneebeli zu einem expressiv deklamierenden Gesang animiert, kommt vor allem dem Chor eine wichtige Aufgabe zu. Dieser ist mit Les Pages & Les Chantres des Centre de Musique Baroque de Versailles zwar nach historischem Vorbild, für heutige Ohren aber eher ungewöhnlich besetzt: Während es sich bei den Pages um einen von Knabenstimmen dominierten (professionellen) Kinderchor handelt, bestehen die Chantres aus erwachsenen Sängerinnen und Sängern. Der Klang besticht durch Transparenz und Farbigkeit, wobei, trotz der auch immer etwas "fragilen" Intonation, vor allem das "Blockflöten"-Register der Knaben für ein besonderes Timbre sorgt. Dass es auch jenseits der englischen Kathedralchöre und Tölzer Knaben noch gute Stimmen zu entdecken gibt, davon kann man sich beim Solo von Stéphane Ung und Alexis Galli (Serve bone) überzeugen.
Während es den älteren Aufnahmen der Pages & Chantres (Virgin Veritas) wegen der eher distanzierten Tontechnik etwas an Kontrasten und Tiefenschärfe mangelt, sorgt hier Hugues Deschaux für einen präsenten und resonanzreichen Klang: großräumig im Tutti, intim bei den kleineren Besetzungen. So kommen die unterschiedlichen Besetzungen und "Registrierungen" ebenso zur Geltung wie die um differenzierten Ausdruck bemühte Interpretation.
Ein gelungener Beitrag zum Charpentier-Jahr.
Georg Henkel
Trackliste
1 | Prélude du 1er ton (Nivers) | 2:53 |
2 | Deus in adjutorium (faux-bourdon) | 1:13 |
3 | Domine quinque talenta (H.33) | 2:06 |
4 | Dixit Dominus (H.197) | 4:24 |
5 | Euge serve bone (H.375) | 2:06 |
6 | Confitebor tibi Domine (H.220) | 9:57 |
7 | Fidelis servus (H.34) | 3:45 |
8 | Beatus vir (H. 221) | 8:55 |
9 | Fugue grave (Nivers) | 2:41 |
10 | Beatus vir qui inventus est (H.376) | 1:37 |
11 | Laudate pueri Dominum (H.203) | 8:11 |
12 | Serve bone (H.35) | 2:14 |
13 | Laudate Dominum (H.214) | 2:59 |
14 | In honorem sancti (Motet pour Saint-Louis) (H.323) | 6:56 |
15 | Magnificat (H.76) | 6:22 |
16 | Prélude du 2e ton (Nivers) | 2:41 |
17 | Domine salvum (H.292) | 2:06 |
Besetzung
Hervé Lamy (Bariton)
Alain Buet (Bass)
Chor und Solisten der Les Pages & Les Chantres
Frédéric Desenclos (Orgel)
Matthieu Lusson & Yuka Saïto (Gamben)
Benjamin Perrot (Theorbe)
Alexandre Salles (Fagott)
Ltg. Oliver Schneebeli
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |