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farfarello

Glück!

Info Musikrichtung: Folk / Pop / Rock VÖ: 26.01.2011 farfarello/Records (Eigenvertrieb) Gesamtspielzeit: 50:10 Internet: http://www.farfarello.de http://www.myspace.com/farfarelloontour

Einer der ersten musikalischen Namen, der mir im noch frischen Jahr 2011 unterkam, war farfarello. farfarello? Da war doch was, oder? Muss aber schon lange her sein... Und fehlt da nicht ein "Trio" vor dem Namen? Und tatsächlich, es ist schon sehr lange her: kurzes Nachdenken und Recherchieren führt mich in die 80er Jahre zurück. Damals hieß man noch "Trio Farfarello" und hatte in der Bundesrepublik tatsächlich einen relativ großen Bekanntheitsgrad und damit auch mich erreicht.

Reine Instrumentalstücke, die vor allem vom Violinenspiel Mani Neumanns lebten und von Gitarre und Bass begleitet wurden, waren damals eine interessante und anspruchsvolle Alternative zur sonstigen Musik aus Deutschland, die vor allem noch von der Neuen Deutschen Welle geprägt war (ob man das "Trio" aus dem Bandnamen wegen einer Band aus Großenkneten irgendwann aufgab...?). Zahlreiche Auftritte im Fernsehen und drei LP's in diesem Jahrzehnt taten ihr Übriges, das "Trio Farfarello" populär zu machen (Best-Of-Zusammenstellungen dieser zum Teil auf CD nie erschienenen Stücke gibt es übrigens auf der Homepage von farfarello).

Mit den 90er Jahren verliert sich nicht nur meine Erinnerung an farfarello, auch aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwinden sie zunehmend, obwohl in den vergangenen 20 Jahren durchaus auch neue Studio- und Live-CD's veröffentlicht wurden (mittlerweile ohne den Zusatz "Trio"). Mit Glück! liegt nun das offiziell 8. Studioalbum vor und überrascht vor allem durch die Tatsache, dass nach über 20 Jahren bei farfarello wieder gesungen wird (1990 hat letztmals kein geringerer als Chris Thompson von Manfred Mann's Earth Band ein Stück mit farfarello eingesungen). Der Gesang stammt von DIA., die mittlerweile fester Bestandteil der Band ist und gleich auf vier der insgesamt elf Stücke zu hören ist ("Wiege meine Seele", "Seit dieser Nacht", "Glück" und "Ein Freund"). Instrumental sind farfarello damit ja immer noch überwiegend geblieben - ob der Gesang bei ihnen nun wirklich notwendig ist oder nicht und ob die Kombination Schlagzeug/Akustikgitarre/Geige/deutscher Text beim oberflächlichen ersten Hördurchgang sogar etwas an Schlagermusik erinnert, darüber kann man sicherlich streiten. Nicht aber über den Gesang von DIA., denn dieser passt wirklich gut zur Musik und Mani Neumanns Geige. Ansonsten bleibt es aber wohl Geschmackssache, ob man farfarello lieber mit oder ohne Gesang und Texte mag. Ein paar Hördurchläufe Geduld lohnen sich aber allemal.

Die elf Stücke sind überwiegend Eigenkompositionen - mit zwei Ausnahmen: "Jovano" ist ein traditionelles Stück aus Mazedonien, "Felix" eine Bearbeitung des Violinkonzertes in e-Moll von Felix Mendelssohn Bartholdy und neben dem Walzer "schwerelos" eines der beste Stücke des Albums. Von den gesungenen Stücken ist vor allem das Titelstück "Glück" sehr gelungen und wäre vielleicht als Single noch geeigneter als "Wiege meine Seele" gewesen.

Ich kannte farfarello bislang nur aus den 80er Jahren und nun eben auch dieses neue Album - die Jahre dazwischen sind an mir vorbei gegangen. Was fällt beim direkten Vergleich auf? Nun, insgesamt sind sich farfarello selbst treu geblieben: Der "Teufelsgeiger" Mani Neumann fiedelt immer noch so, als sei Luzifer höchstpersönlich hinter ihm her - mal romantisch und gefühlvoll, dann wieder wild und hektisch, aber stets gut. Den Gesang zur Musik sollte man dabei meiner Meinung nach als gelegentliche Abwechslung und Bereicherung sehen und nicht als Königsweg - ganz ohne Instrumentalstücke würde die Musik von farfarello wohl nicht funktionieren. Die auf Glück! präsentierte Mischung findet hier aber eigentlich noch einen guten Kompromiss.

Fazit: Wer zum täglichen Radio-Pop-Mischmasch mal eine klassisch angehauchte Alternative sucht, sollte hier doch unbedingt mal reinhören. farfarello sind wieder da!

Jürgen Weber