Reviews
Lucrezia Borgia
Info
Musikrichtung:
Belcanto Oper
VÖ: 15.11.2010 (Nightingale Classics / Naxos / 2 CD / DDD / 2010 / live / Best. Nr. NC 000100-2) Gesamtspielzeit: 135:45 Internet: Edita Gruberova |
DOKUMENT EINES GROSSEN ABENDS
Über Edita Gruberovas fulminanten Auftritt als Lucrezia Borgia bei der Aufführung in der Kölner Philharmonie im Sommer dieses Jahres ist hier bereits an andere Stelle berichtet worden (MAS-Konzertbericht). Zum Glück für alle Belcanto-Fans veröffentlicht das Hauslabel der Primadonna nun den in Zusammenarbeit mit dem WDR entstandenen Konzertmitschnitt. Bei einer insgesamt recht trockenen Akustik ist das Klangbild der Live-Aufnahme recht ausgewogen, wobei der oft überforcierte Einsatz von José Bros dezent heruntergeregelt wurde. Im Vergleich mit der auf DVD erschienenen Bühnenfassung der Produktion (siehe MAS-Review) fällt noch einmal auf, wie stark der Belcanto auch die Kunst der Improvisation ist: Viele Verzierungen tönen in der Kölner-Einspielung dann doch deutlich anders. Insgesamt gerät hier die Lucrezia etwas aggressiver gefärbt als jene auf der Münchner Opernbühne. Und obwohl die Kölner Aufführung rein konzertant war, erhält die Hauptfigur damit sogar ein noch höheres Maß an Lebendigkeit und Glaubwürdigkeit. Dass der Gesang im Ganzen nicht so lupenrein wie auf der DVD ist, kann man dafür durchaus in Kauf nehmen. Es lohnt sich also, beide Fassungen zu besitzen und zu vergleichen. Ein Manko allerdings bleibt: José Bros vermag mit Pavol Breslik, der auf der DVD den Gennaro gibt, nicht ansatzweise zu konkurrieren und kann schon stimmfarblich kaum als jugendlicher Sohn der Lucrezia durchgehen. Dafür schlägt der Maffio Orsini von Silvia Tro Santafé durch Frechheit und Leichtigkeit die Darstellung der Alice Coote locker aus dem Feld. Beim Orchester wiederum hat das Bayerische Staatsorchester aus der DVD-Produktion deutlich die Nase vorn, wohingegen das WDR Rundfunkorchester dann doch eher solide Hausmannskost abliefert.
Sven Kerkhoff
Besetzung
Franco Vassallo: Alfonso
José Bros: Gennaro
Silvia Tro Santafé: Maffio Orsini
Bernardo Kim: Jeppo
Thomas Laske: Don Apostolo
Il Hong: Ascanio
Tansel Akzeybek: Oloferno
Sebastian Geyer: Gubetta
Thomas Blondelle: Rustighello
Shadi Torbey: Astolfo
Chor der Oper Köln
Andrew Ollivant: Einstudierung
WDR Rundfunkorchester Köln
Andriy Yurkevych: Leitung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |