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Bach, C. Ph. E. (Cooper)

Sinfonien und Konzerte

Info Musikrichtung: Barock Konzert VÖ: 03.12.2010 (early-music.com / Codaex CD / DDD / 2009 / Best. Nr. EMCCD7771)

Mit diesen vier Sinfonien bzw. Konzerten von Carl Philipp Emanuel Bach katapultieren sich das kanadische Arion Baroque Orchester und sein Primarius, der Cembalist Gary Cooper sogleich an die diskographische Spitze. So feurig, klangintensiv und leidenschaftlich möchte man diese stürmerisch-drängerische, in den langsamen Mittelsätzen empfindsam-galante Musik eigentlich immer hören. Der jüngste Bach-Sohn trug einiges dazu bei, die standardisierte Affektsprache des Spätbarock aufzubrechen und die stilisierten Leidenschaften in authentischen, subjektiven Ausdruck umzuformen. Um die Gemüter zu bewegen, so der Komponist, müsse der ausführende Musiker selbst bewegt sein. Damit wird der Weg hin zur seelischen Selbstentäußerung und zur Romantik beschritten.
Die Musiker des Arion-Ensembles beherzigen C. Ph. E. Bachs Hinweis. Der Ansatz bei den dominierenden Streichern ist leicht und doch pointiert. So gewinnen die oft homophon aufbereiteten passionierten Gesten, pochenden Bassfiguren und die eingängigen Rhythmen einen unwiderstehlichen Schwung. Und in den langsamen, individuelleren (und darum interessanteren) Mittelsätzen wandelt sich unter Coopers Fingern das solistische Cembalo in Wq 38 (H 454) zu einer überraschend ausdrucksvollen Singstimme. Dies mag nicht zuletzt an der Geschmeidigkeit des Tempos und der quasi-improvisatorischen Anmutung liegen, mit der Cooper seinen Part darbietet.
Die „neue“ Einfachheit von C. Ph. E. Bachs Musik, die sich so radikal von den dichten Stimmverzahnungen seines Vaters unterscheidet, kann eigentlich nur so wirklich ansprechend rüberkommen: unter Auskostung all ihrer Spannungspunkte und Kontraste, ohne dies gleich wieder zu übertreiben. Überdies haben sich Cooper und seine MitstreiterInnen, darunter die Solo-Flötistin Claire Guimond, für besonders ohrengängige, anspringende Werke aus Bachs Feder entschieden. Kein wirklich neues Repertoire zwar, aber so dargeboten, dass man die Qualität dieser Musik neu entdeckt.

Georg Henkel