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Reviews

Praetorius - Boesset – Guédron u.a. (Lazarevitch)

Et la fleur vole. Airs à danser & airs de cour autour de 1600


Info

Musikrichtung: Barock Ensemble

VÖ: 01.10.2010

(Alpha / Note 1 / CD / DDD / 2010 / Best. Nr. 167)

Gesamtspielzeit: 65:57

EXOTISCHE REIZE

Die französische Musette, die Edelvariante des Dudelsacks, ist zweifelsohne eine besonders markante Farbe im barocken Orchester. Ihr näselnd-leiernder Klang ist weniger derb als der ihres größeren schottischen Verwandten, aber trotzdem so dominant, dass sie sich mühelos Gehör verschafft und für eine besondere Atmosphäre sorgt. Der Musik verleiht sie eine ebenso rustikale wie exotische Note; das archaische Timbre mit den „leeren“ Mixturklängen beschwört ein zeitloses Mittelalter, passt zu Ritterepen ebenso wie zu feudalen Landpartien oder den ewigen Frühlingstagen auf der Liebesinsel Kythera. Nur gut dosiert und arrangiert muss dieser spezielle Sound sein - sonst findet man sich schnell in einer eintönigen Wüste wieder.
So gesehen machen es Les Musiciens de Saint-Julien auch bei ihrem vierten Ausflug in die tausendjährige Geschichte der cornemuse richtig (allein die erste Folge überforderte auch das geneigteste Ohr wegen der endlosen leiernden Seligkeiten …). Wie schon bei der CD A l’ombre d’un ormeau. Brunettes & contredanses verzaubert die Mischung aus eingängigen Tanz- und Gesangsnummern. Diesmal liegt der Schwerpunkt auf den berühmten Tänzen des Michael Praetorius, deren Herkunft vom französischen Tanz in dieser Version einmal besonders eindrücklich vor Ohren geführt wird: Ebenso elegant wie verspielt klingen die Bouréen, Passepieds und Couranten hier. Im Wechsel dazu gibt es solistische Airs de cour, u.a. von Antoine Boesset oder Pierre Guédron. Das sind echte Ohrwürmer, meist sehnsuchtvoll und melancholisch, aber auch von schwungvoller Freude, durchsetzt mit exquisiten Ornamenten und veredelt durch diverse instrumentale Begleitstimmen.
Annie Dufresne und gegebenenfalls noch ein kleiner Damenchor bieten diese schönen Miniaturen in bestechender Klarheit und Klangschönheit dar. Dieser völlig mühelosen Durchdringung von (sogenannter) Volks- und Kunstmusik, von Gesang und Tanz, von barocker Band und höfischem Kammerensemble vom Anfang des 17. Jahrhundert ist schwerlich zu widerstehen. E- und U-Musik sind hier noch wirklich ein und dasselbe. Gerne mehr davon!



Georg Henkel

Trackliste

1Ballet – La bourrée4:08
2Suite de branles: Branles de la cornemuse – Tandis que je m'arreste – Bransles doubles – Bransle de Village5:16
3L'oeil noir de ma chaste brunette2:41
4Spagnoletta5:40
5Je voudrois bien ô Cloris6:05
6Gaillardes2:16
7Bransles de la Grenée – Puisque le ciel veut ainsi4:07
8Sortés soupirs témoins de mon martire6:08
9Et la fleur vole – Passepiedz de Bretaigne3:33
10Si jamais mon ame blessée2:36
11Courante – Courante la bergère2:40
12Pressé d'ennuis2:46
13Si c'est pour mon pucelage – Amour n'a point des ayles3:59
14Un jour Amarille et Tircis4:41
15Bransles gays – Rosette pour un peu d'absence4:19
16J'ay un oiseau qui vole – Ceste beauté supresme – J'estois bien malheureuse5:02

Besetzung

Les Musiciens de Saint-Julien

Francois Lazarevitch: Musette, Flöten & Leitung
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So bewerten wir:

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06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger