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Schütz, Rosenmüller, Schein u.a. (amarcord)

Von den letzten Dingen

Info Musikrichtung: Barock VÖ: 15.10.2010 (Raumklang / Note 1 / CD / DDD / 2006, 2008 / Best. Nr. RKap30107) Gesamtspielzeit: 72:34 Internet: amarcord

Dass ein breit gefächertes Repertoire kein Nachteil sein muss, wenn es um die Intepretation von Werken geht, die vorwiegend von Spezialensembles präsentiert wird, zeigt das Vokalensemble amarcord auf seiner aktuellen CD. 1992 von ehemaligen Thomanern gegründet, widmen sich die Sänger nicht nur dem Gesang von A-cappella-Arrangements, sondern auch der Neuen Musik, dem Jazz und der Vokalmusik vom Mittelalter über die Renaissance bis zur Romantik. In ihrer Diskographie nicht vertreten war bislang der Frühbarock. Diese Lücke wird nunmehr gefüllt mit einem hochambitionierten Programm, das unter dem Titel "Von den letzten Dingen" barocke Trauermusiken aus Mitteldeutschland vereint. Die bekannteste davon stellen ohne Zweifel Heinrich Schütz´ "Musikalische Exequien" dar, die hier nicht nur in edlem Klang, sondern auch unter konsequenter Verwendung des vom damaligen Auftraggeber gewünschten Fernchores geboten werden. Als formidable Entdeckung darf demgegenüber die an den Beginn gestellte Bußpsalm-Vertonung "Gott, sei mir gnädig" gelten. Komponist und exakte Entstehungszeit sind unbekannt, aber diese Weltpremiere hat es ungeachtet dessen in sich: Der einleitenden Sonata schließen sich sechzehn Sätze an, die den Psalmtext kleinteilig, aber außerordentlich farbig und ausdrucksstark vertonen. Daneben ragen Johann Rosenmüllers eindringliche Begräbnisaria "Welt ade ich bin dein müde", sowie Johann Hermann Scheins kunstvoll ausdifferenzierte Trauermotette "Threnus" hervor.

Diese wie auch die weiteren Stücke formen amarcord mit großer Behutsamkeit und einem wunderbar homogenen Klang. Wenngleich die Wechsel in den Besetzungen scheinbar geringfügig ausfallen, wird mit ihnen doch stets eine Verschiebung des klangfarblichen Spektrums erreicht, die hinreichend Abwechslung bietet. Das alles ruht auf dem soliden, souverän gerabeiteten Instrumentalfundament der Cappella Sagittariana Dresden.
Eine verdienstvolle, auch tontechnisch superb gestaffelte Aufnahme, die unmittelbar für sich einnimmt.

Sven Kerkhoff