Reviews
United States of Africa
Info
Musikrichtung:
Reggae
VÖ: 09.07.2010 (VP / Groove Attack) Gesamtspielzeit: 56:32 |
„United States of Europe ’79” hieß es 1976 bei der Band Wishful Thinking, die mit „Hiroshima” von diesem Album einen Riesen-Hit hat. Man wird ja mal träumen dürfen. Okay, die vereinigten Staaten von Europa gibt es 35 Jahre später nicht, aber vieles, was in der EU heute möglich ist, wäre damals als Mischung aus Utopie und Fantasy verspottet worden.
Lassen wir Luciano also davon träumen, das „Afrika“ sein Schicksal beherzt in die eigene Hand nimmt und Stammesfürsten, Potentaten und sich im Stile absoluter Fürsten selbst bereichernde Staatenlenker in die Schranken weist. Es sind oft genug „weltfremde“ Künstler gewesen, die als erste die zukunftsträchtigen Gedanken formuliert haben.
Das Schicksal von Lucianos neustem Album wird aber durch anderes als das politische Schicksal Afrikas bestimmt. Und da sehen die verheißungsvollen Perspektiven wesentlich nahe liegender aus.
United States of Africa ist ein solide durchproduziertes Reggae-Album - was in dem Genre keine Selbstverständlichkeit ist. Und auch der Gesang Lucianos selber bedarf nie der mitfühlenden Solidarität eingeschworener Fans.
Leider fehlt, wie bei den meisten Reggae-CDs unverständlicher Weise eine Textbeilage, aber dass sich Lucinao gegen die Unterdrückung der schwarzen Rasse äußert und kritisch mit dem Weltwirtschaftssystem ins Gericht geht, ist eindeutig. Weniger eindeutig ist - zumindest für mich - seine religiöse Position. Mal klingt das sehr christlich, an anderen Stellen scheint er auf Rastafari-Gleisen zu laufen.
Musikalisch ist das Album sehr abwechslungsreich. Der sanfte „Feuerzeug-Song“ „Only Jah can save us now” weiß nichts mehr von Reggae und könnte von einer Lobpreisband stammen, während sofort danach einer der druckvollsten Titel „Another Terrorist Attack“ in großer Marley-Nähe folgt.
Auch Dub, Crooner-Songs im 50er Jahres Stil, ratternde Vocals, gelassene Saxophon-Soli und elegante Balladen stecken im Köcher des Sängers.
„Be aware“ mit seiner schaurig-schönen Hookline zu „Demons and Pestillence“ und das gut einlaufende „Moving on“ mit Pop-Crossover-Potenzial und dezenten Streicher-Arrangements im Hintergrund könnten Anwärter auf Mainstream-Erfolge sein.
Eins der besten Reggae-Alben, die ich in der letzten Zeit gehört habe!
Trackliste
1 | United States of Africa | 3:53 |
2 | Footstool | 4:04 |
3 | In this Recession | 3:57 |
4 | I will follow | 3:41 |
5 | Moving on | 3:16 |
6 | Murder and Thief | 4:02 |
7 | Invasion | 3:58 |
8 | Be aware | 4:06 |
9 | King of Kings | 3:56 |
10 | A no like we no like them | 3:23 |
11 | Unite Africa | 3:22 |
12 | Nubian Queen | 4:05 |
13 | Hosanna | 3:18 |
14 | Only Jah can save us now | 3:32 |
15 | Another Terrorist Attack (feat. Fantan Mojah) | 3:57 |
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |