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Reviews

Therapy?

We’re here to the end


Info

Musikrichtung: Punk, Metal, Noise

VÖ: 05.11.2010

(DR2 Records/H'art)

Gesamtspielzeit: 135:52

Internet:

http://www.therapyquestionmark.co.uk
http://www.myspace.com/therapyquestionmark

Therapy?, das war doch in den 1990ern ein ziemlich großes Ding. Damals sorgte das Trio, welches geschickt an der Nahstelle zwischen Punk, Alternative, Metal und Noise agiert, stets für gut gefüllte Konzerthallen und jede Menge Schweiß. Doch ihre konsequente Verweigerungshaltung, der hungrigen Meute immer weiter nur einen Aufguss von Troublegum und/oder Infernal love zu geben, verwehrte der Band dann doch den ganz großen Durchbruch und sorgte wechselnd für Kopfschütteln auf der einen Seite oder Respekt aus dem Indielager auf der anderen. Soweit, so gut. Therapy? waren schon immer eine gute Liveband und sind es auch noch heute (s. Konzertbericht). Da ist es eigentlich verwunderlich, dass es in ihrer mittlerweile über 20 Jahre währenden Karriere noch nie ein richtiges, abendfüllendes Livealbum gab. Dem wird jetzt mit dem ironisch betitelten We're here to the end Abhilfe geschaffen.

Zwei gut gefüllte CDs, 36 Songs und rund 136 Minuten Spielzeit - das sind die Rohdaten der Veröffentlichung. Aufgenommen wurde dieses Spektakel an drei Abenden im März 2010 im Londoner Water Rats Theatre, im Rahmen der Feierlichkeiten zum zwei Dekaden währenden Bandbestehen. Und verdammt, diese beiden Silberscheiben klingen haargenau so, wie Therapy? live auch tatsächlich rüberkommen! Hart, dreckig, kantig, brachial, verschwitzt und ziemlich mitreißend. Hier wurde wirklich nichts beschönigt. Der Sound ist nämlich ziemlich roh und einfach so wie er ist. Gerne zieht man dafür das Adjektiv authentisch aus der Schublade. Der hörbar gealterte Andy Cairns steht hier zu seinen stimmlichen Unzulänglichkeiten, spielt dafür aber genauso euphorisierend wie seine Bandkollegen Michael McKeegan und Neil Cooper auf. Hier sitzt jedes Lick und jeder Groove. Dabei fällt mal wieder auf, welcher Glücksgriff Schlagzeuger Cooper für die Nordiren war. Ob einfach nach vorne oder etwas verwinkelt, wie bei den Songs des sperrigen Crooked Timber - der Mann hat alles parat.

Die enthaltenen Songs sind ein wahrer Rundumschlag und man lässt wirklich (fast) kein Highlight aus. Von atmosphärischen Titeln wie „A moment of clarity“ oder „Exiles“, über die brachialen Punkgrooves von „Trigger inside“, „Rain hates concrete“ oder „Die like a motherfucker“ und Noise-Granten der Marke „Teethgrinder“ und „Church of noise“, bis zu alten Partysmashern wie „Screamager“ oder „Die laughing“ - hier wird man pausenlos durchgeschüttelt. Die Begeisterung des Publikums ist ebenfalls gut zu spüren und vor allem zu hören. Hier wird ordentlich mitgebrüllt. Die Konzerte müssen richtige Sausen gewesen sein. Man ergibt sich Gott sei Dank nicht der Versuchung, das Ganze auf Stadiongröße aufzublasen. Das ist hier ist eben eine heiße Clubshow.

Ob man das Ganze jetzt geil oder Scheiße findet, hängt schwer davon ab, ob man ein Hochglanzprodukt oder das wahre Ding möchte. Denn wenn man ehrlich ist, klingt We're here to the end einfach nur wie ein ziemlich gutes und überarbeitetes Bootleg. Aber dafür hat die Doppel-CD ausreichend Charme und vor alle eine losgelöst agierende und lebendige Band. Ähnliches galt 1998 für Social Distortions Live at the Roxy. Und das ist doch heute auch irgendwie ein Klassiker, oder nicht?



Mario Karl

Trackliste

CD1:
1. Screamager (2:53)
2. Sister (5:09)
3. Turn (3:34)
4. Enjoy The Struggle (4:03)
5. Die Like A Motherfucker (3:21)
6. Stories (2:53)
7. Meat Abstract (4:03)
8. Exiles (5:14)
9. Skyward (2:53)
10. Moment Of Clarity (4:59)
11. Sprung (3:34)
12. Neck Freak (4:57)
13. Diane (4:17)
14. Potato Junkie (3:46)
15. Dancing With Manson (5:02)
16. If It Kills Me (3:30)
17. Rust (3:26)

CD2:
1. Nausea (3:47)
2. Knives (1:52)
3. Nowhere (2:32)
4. Evil Elvis (2:24)
5. Epilepsy (3:39)
6. Rain Hits Concrete (2:47)
7. Our White Noise (3:32)
8. Opal Mantra (2:30)
9. Fantasy Bag (3:52)
10. Church Of Noise (2:26)
11. The Head That Tried To Strangle Itself (3:13)
12. Polar Bear (3:43)
13. Crooked Timber (6:51)
14. Punishment Kiss (4:45)
15. Trigger Inside (4:13)
16. Innocent X (3:46)
17. Die Laughing (2:46)
18. Isolation (5:33)
19. Teethgrinder (4:01)

Besetzung

Andy Cairns (Gesang, Gitarre)
Michael McKeegan (Bass)
Neil Cooper (Schlagzeug)
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So bewerten wir:

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19 bis 20 Überflieger