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Rachmaninoff, S. (Andsnes)

Klavierkonzerte 3 & 4

Info Musikrichtung: Spätromantik VÖ: 20.10.2010 (EMI Classics / EMI / CD / DDD / 2009-2010 / Best. Nr. 5099964051628) Gesamtspielzeit: 67:03 Internet: Leif Ove Andsnes

17 Jahre und ein großer Ozean liegen zwischen Rachmaninoffs drittem und viertem Klavierkonzert. Obgleich schon das dritte für eine Uraufführung in New York entstand, so lebte der Komponist zu jener Zeit doch noch in Russland und das Idiom seiner Heimat findet nicht nur im charakteristischen, fast volksliedhaften Haupthema des Kopfsatzes seinen Niederschlag. Hingegen ist das vierte und letzte Konzert eine Frucht des Exils in den USA - die Musik der Neuen Welt, nicht zuletzt der Jazz haben in ihm hörbar ihre Spuren hinterlassen.

Knapp fünf Jahre nach der fulminanten Aufnahme der Konzerte Nr. 1 & 2 (vgl. MAS-Review) legen Leif Ove Andsnes und Antonio Pappano endlich nach und beweisen erneut, dass diese Werke keine romantischen Schinken für Tastenlöwen sind, sondern wahrhaft große und gehaltvolle Musik. Kraftvoll und aggressiv, weniger elegisch schwelgend gehen beide das Konzert in d-moll an, dessen symphonische Ausmaße dennoch unverändert machtvoll wirken, aber zusätzlich leuchtende Glut annehmen. Der Schlusssatz gerät gleichermaßen ekstatisch wie virtuos.
Voller Unrast präsentiert sich der Eingangssatz des g-moll-Konzerts. In schönen Kontrast tritt hierzu der Mittelsatz mit seinem an Bar-Piano-Musik erinnernden Anfang und jenem furchterregenden "Absturz" in düstere Klangwelten. Das zerklüftete Finale findet ein rasantes Ende in Läufen, die dank des Tempos und des des leichten Anschlags, den Andesnes wählt, wie hochfein mit dem Lineal gezogene Striche wirken.

Das London Symphony Orchestra musiziert druckvoll, aber nicht so rauschaft mitreißend wie die Berliner Philharmoniker in der Einspielung der Vorgängerwerke.

Sven Kerkhoff