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Mattheson, J. (Willens)

Weihnachtsoratorium "Die heilsame Geburt" / Magnificat

Info Musikrichtung: Barock VÖ: 20.9.2010 (cpo / jpc / CD / DDD / 2009 / Best. Nr. 777274-2) Gesamtspielzeit: 55:03 Internet: Die Kölner Akademie

Was dem Einzelhandelskunden die Spekulatius, sind dem Rezensenten die Weihnachts-CDs: Pünktlich im September wird der Markt damit überschwemmt, zu einer Zeit, wo man doch so gerne den Sommer noch festhalten möchte. Aber das eine wie das andere können auch schon vorab Genuß oder Verdruß bereiten, je nach Qualität.
Genußreich ist zum Beispiel diese Einspielung des Weihnachtsoratoriums aus der Feder von Johann Mattheson (1681-174), der in letzter Zeit ja endlich wieder verstärkt Beachtung findet. Es handelt sich um ein recht frühes Werk, das 1715 in Hamburg seine Uraufführung erlebte und noch nicht jenen Zug ins Opernhafte und Galante aufweist, der Matthesons spätere Kompositionen prägt. Der Reiz liegt vielmehr darin, dass Mattheson überkommene Mittel und Topoi (Fuge, imitatorischen Chorsatz, Rückgriff auf einen schon damals fast vergessenen Choralsatz Luthers) mit einem modernen Verständnis und Einsatz der Tonarten und rhythmischen Mittel kombiniert. Hinzu tritt eine farbliche abwechslungsreiche Instrumentierung, die die betrachtenden, das Geschehen des Lukas-Evangeliums kommentierenden Arien auszeichnet.
Ähnlich vielgestaltig, wenngleich im Gesamteindruck etwas strenger angelegt, zeigt sich das feierliche, zweichörige deutsche Magnificat.

Michael Alexander Willens lässt all dies schlank und oft mit einem elegant tänzerischen Schwung musizieren. In den Chorteilen beweisen die acht Sänger erneut, dass eine größere Besetzung durchaus nicht erforderlich ist, um einen vollen Klangeindruck zu bewirken. Unter den Solisten verdienen besonderes Lob der Tenor Andreas Post - nicht zuletzt wegen seiner zurückhaltend und doch ausdrucksstarken Auftritte als Evangelist - und die Sopranistin Nicki Kennedy, die mit vollständig reiner, heller Stimme für sich einzunehmen versteht.

Sven Kerkhoff