Reviews

Brahms, J. (Laurenceau)

Violinsonaten

Info Musikrichtung: Romantik VÖ: 1.9.2010 (ZigZag / Note 1 / CD / 2010 / Best. Nr. ZZT100802) Gesamtspielzeit: 68:21

Sie gehören fraglos zu den schönsten und tiefgründigsten Werken der Kammermusik: Brahms Violinsonaten. Entstanden zwischen 1878 und 1888, mithin in der gleichen Zeit wie sein Violin-, das Doppelekonzert und die letzten beiden Sinfonien, erweisen sie sich als ebenso eingängig wie komplex. Violine und Klavier agieren in ihnen gleichberechtigt, beide Partien ergänzen nicht nur einander, sondern sind gleichsam ineinander verwoben. Dabei sind die drei Sonaten von höchst unterschiedlichem Charakter. Begegnet uns die erste verträumt, sanglich, melancholisch (eine Reaktion auf den allzu frühen Tod von Brahms´ geliebtem Patenkind Felix Schumann?), so erscheint die zweite Sonate heiter, gelöst, die dritte hingegen dramatisch und für beide Instrumentalisten virtuos.

Die Aufnahme mit Geneviève Laurenceau an der Violine und Johan Farjot am Klavier nimmt vor allem durch die perfekte Interaktion der beiden Musiker für sich ein. Tatsächlich gelingt es ihnen, beide Partien wie nahtlos miteinander zu verschmelzen. Ihr Interpretationsansatz ist klug ausdifferenziert, die dramatischen Steigerungen kommen ebenso zu ihrem Recht wie das liedhafte Moment. Nur in einigen Passagen hätte man sich von Laurenceau einen etwas sanglicheren, weniger druckvollen Ton gewünscht, den sie zwar durchaus beherrscht, aber - womöglich aus Angst vor zu viel romantischem Schmelz - nur zurückhaltend einsetzt. Wie kontrast- und ausdrucksstark das Ganze gerät, wenn sie es dennoch tut, kann man vor allem am Adagio der ersten Sonate ablesen, das ideal zwischen lauter Verzweiflung und stiller Resignation changiert.

Sven Kerkhoff