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Barbara ninfa ingrata - Kantaten
MIT FEINEM STRICH
Die eindrucksvolle Zahl von 283 Solokantaten hat Giovanni Bononcini (1670-1747) hinterlassen. Sie reihen sich stilistisch ein in die Reihe vergleichbarer Werke etwa von Antonio Scarlatti oder Attilio Ariosti, sind aber deshalb durchaus keine Massenware. Bei den Arien erweist Bononcini sich, wie auch in seinen Opern, vor allem als Meister der zärtlich, ausdrucksvollen Klage. Nicht von ungefähr lautet die häufigste Spielanweisung in seinem Notentext "Affetuoso", was bei ihm einen lebhaften, aber zugleich ausdrucksvollen, sanften Vortrag meint. Dem stehen Rezitative gegenüber, die von oft überraschender Chromatik und dramatischem Gehalt sind und in der hierdurch erzeugten Dramatik noch im Zeichen des großen Monteverdi stehen.
Der Tenor Cyril Auvity versteht sich auf beide Seiten dieser Medaille, wobei ihm gerade die Arien in ihrem sich verströmenden Melos besonders klangschön gelingen. Auvity erliegt nicht der Versuchung, die kammermusikalischen Kantaten opernhaft auszuschlachten, sondern zeichnet die Figuren und Affekte mit feinem Strich und nur zurückhaltend, damit aber um so effektvoller gesetzten Akzenten. Seine in allen Lage angenehm runde, warme Tenorstimme bleibt dabei frei von jeglicher Trübung und schmeichelt dem Ohr ganz so, wie die die Melodien selbst. Aus den wie am Fließband produzierten Kantaten werden auf diese Weise echte Kostbarkeiten, die das Ensemble L´Yriade mit atmendem Spiel veredelt.
Sven Kerkhoff
Trackliste
5-8 Quando parli 10:08
9-13 Barbara ninfa ingrate 13:36
14-20 Sinfonia duodecima 08:49
21-24 Alle sue pene intorno 09:11
25-31 Ecco Dorinda il giorno 17:14
Besetzung
Léonore Recondo, Birgit Goris: Violine
Elisa Joglar: Violoncello
Isabelle Sauveur: Cembalo
André Henrich: Erzlaute, Gitarre
Cyril Auvity: Tenor
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |