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Babylon 23

Die Bibel in Dub

Info Musikrichtung: Hörbuch / Dub VÖ: 2003 (Echo Beach / Indigo) Gesamtspielzeit: 78:23

Als Beitrag zum Jahr der Bibel (2003) versteht sich dieses Werk, das kaum einsortierbar ist. Hilfreich ist der Hinweis auf dem Cover, dass man es unter „Hörbuch“ ablegen soll. Das ist adäquat. Denn textlich besteht das Ganze nicht aus vertonten, sondern schlicht gesprochenen Bibeltexten.

„In Dub“ bedeutet, wenn ich das Cover richtig deute, dass diese Bibeltexte mit Dub-Stücken unterlegt wurden - oder zu Dub-Stücken gesprochen wurden. Wobei es den Machern durchaus gelingt, meine Vorstellung von Dub weit zu sprengen. Die wabernden Keyboardklänge von “Healer & Dealer“ hätte ich ohne den Hinweis des CD-Titels nie als Dub identifiziert. “Year 2749“ arbeitet mit einem Basslauf, der an Extrabreits “Polizisten“ erinnert. Zwischendurch gibt es immer wieder verwirrende Samples von John F. Kennedy bis zu den Sex Pistols.

Ebenso mysteriös ist die Auswahl der Bibeltexte. „Standards“ (Vater unser, Seligpreisungen, 10 Gebote, ...) fehlen völlig. Dafür gibt es einige Texte, die bibelunerfahrene Hörer sicher überraschen werden: sehr erotisch geprägte Vorwürfe wegen mangelnder Treue zu Gott, Heldenverehrungspoeme, Gesetzessammlungen, blutrünstige Strafvisionen für Abgefallene und ähnliches mehr.

Erst wenn man sich die Mühe macht, in der Bibel nachzuschlagen, stellt man fest, dass die Zahl „23“ offenbar Auswahlkriterium war. Fünf der neun Texte sind schlicht das jeweils 23. Kapitel der betreffenden Schrift. Die Frage, wie ernst es jemandem mit der Bibel ist, der so per Zufall auswählt, muss hier erlaubt sein; ebenso wie die Verwunderung, warum es dann nicht den Psalm 23 getroffen hat.

Eine merkwürdige Scheibe, die jedes mögliche Bewertungsschema sprengt. Darum auch keine Punkte.

Norbert von Fransecky