Reviews
Sixth Sense
Info
Musikrichtung:
deutsch-indischer Sounddiskurs
VÖ: 15.10.2010 (Ozella Music/Galileo-MC) Gesamtspielzeit: 60:03 |
Der indische Tabla-Virtuose Tanmoy Bose trifft auf Berliner Jazzmusiker - daraus entsteht The Taal Tantra Experience und Sixth Sense eine "Meditation über Rhythmus".
Was hier entsteht ist keine "indische Musik" und ist kein "Jazz", auch wenn die Einflüsse des Raga, also der melodischen Grundstrukturen der klassischen indischen Musik und das "Jazzige" im Sinne einer Lust an der Improvisation allgegenwärtig sind. "Khandam" macht das als Einstieg deutlich: Ist das Scat? Oder eine Jazz-Impro über indische Melodien? Ungewöhnlich in jedem Fall und verwirrend.
"It´s been a long Way" teilt sich noch einmal in drei Teile auf: Teil eins dominiert ein Gitarrensolo, im zweiten Teil übernimmt ein Chorus die Ausgestaltung, Teil drei leitet das Sax ein. Dazwischen immer wieder Gesangselemente, Hintergrundgeräusche einer Stadt... Dieses Stück stellt einen hohe, vielleicht einen viel zu hohen Anspruch an die imaginativen Fähigkeiten des Hörers, eventuell helfen die Bilder, aus denen das Booklet besteht hier weiter, sich diesen Diskurs aneignen zu können.
Angesichts meiner offensichtlichen Überforderung bin ich für das folgende "Bhairabi" fast dankbar, denn dies ist nun recht eindeutig eine Improvisation ÜBER indische Musik, die jedoch zum Ende hin fast in etwas abrutscht, das man mit dem Ausdruck "Zirkusmusik" belegen müßte. "What we need" ist zwar nicht anders angelegt, vermeidet diese Eindruck aber. Damit ist aber auch der Reit des Ungewöhnlichen bereits verflogen, "Between the Worlds" und "Rikshaws on Rash Bihari" machen das, ebenso wie die weiteren Lieder, deutlich. Nur noch eine Ausnahme folgt: "The Cobra", und hier auch nur, weil der Song etwas von einem Jungle-Dance-Song hat....
Sixth Sense ist ein Album geworden, dass als solches kaum funktioniert. Es bedürfte einer Umwelt, in der sich der Hörer von allen äußeren Sinneseindrücken frei machen müßte, um die musikalisch umschriebenen Farben, Gerüche und Stimmungen vor einem "sechsten Sinn" entwickeln zu können. Live dagegen dürfte die Gruppe eine spannende Erfahrung sein, weil die Kompositionen auf Sixth Sense viel Platz für Improvisationen und Spontaneität lassen...
Andreas Matena
Trackliste
1 | Khandam | 5:08 |
2 | It´s been a long Way | 12:26 |
3 | Bhairabi | 4:56 |
4 | What we need | 6:39 |
5 | Between the Worlds | 5:43 |
6 | Rikshaws on Rash Bihari | 3:57 |
7 | Trip to Kolkata | 8:50 |
8 | The Cobra | 3:44 |
9 | Puri | 3:45 |
10 | Howrah Bridge | 4:55 |
Besetzung
Andreas Weiser: percussion, vocals, sounds
Kai Brückner: electric and accustic guitars, sarod
Tilmann Dehnhard: flutes, tenor sax
Jan van Klewitz: alto sax
Max Hughes: bass
Detlev Beier: contrabass
Debashish Bhattacharya: slide guitar
Martin Klingeberg: trumpet
Ravichandra Kulur: bansuri flute
Nina Ernst, Mainak, Debasmi: vocals
Basudev das Baul: vocals, dotara
Lukas W. Vargas: sanfona
Debashis: sarangi
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |