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Just For you
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200 Words on How I survived Lionel Richie.
Lionel Richie ist eine albtraumhafte Gestalt, die durch die Musikgeschichte geistert: Ob als Balladenfabrikant mit den Commodores, ob als Solokünstler mit abartigen Danceplatten in den 80ern, er ist immer irgendwie präsent.
Doch nun hat er ein neues Album und wenn ich auch sonst keinen Rat geben kann, dann will ich zumindest jeden Leser davor warnen, sich die Scheibe anzutun.
Nun, wenn man gerne schlechten Pop hört, dann wird man es unter Umständen auch mit LR versuchen, aber falls Sie nur einen der folgenden Künstler mögen, bleiben sie dieser Platte fern: [Stellen Sie sich hier ausführliche Listen und Tabellen vor]
Um fair zu bleiben, Lionel Richie will keine großen Texte schreiben, dennoch ist das was man hier findet unterste Schublade: "Golden days/ Life was play/ Pain was all a world away/ We went to school/ we learned the rules/ We trusted all they had to say" ("Just For You").
Selbst vor grammatikalisch fragwürdigen Zeilen schreckt er nicht zurück ("Endless always is my love for you"). Und wenn ein Mensch ernsthaft noch "funny" mit "money" reimt, dann ist es meist ohnehin zu spät
Es gibt ein paar Stellen auf dem Album, bei denen der Brechreiz etwas zurückgeht, etwa die zwei Kollaborationen mit Lenny Kravitz ("Time of Our Life", "Road To Heaven"): Die sind zwar auch noch schlimm, aber wenigstens musikalisch interessanter. Die Streicherarrangements sind nicht schlecht und die blechernen Drummachines werden durch den Schlagzeuger Kravitz (nicht unbedingt erstklassig, aber in Ordnung) ersetzt.
Ich will jetzt nicht anfangen, mich zu fragen, auf welche Zielgruppe es der Sänger abgesehen hat. Den älteren Semestern mit Geschmack werden die Popsongs ebensowenig Freude bereiten wie Teenagern. Dazwischen gibt es nichts. Außer selbstverständlich Lionel Richie Fans (ich glaube, ich bin da einer Lösung des Problems gefährlich nahe). Die werden es hören, vielleicht auch der eine oder andere typische Kommerzradiohörer. Es ist slick, unerhört banal und eigentlich unverschämt geschmacklos. So ist das Styling und Design des Albums ungefähr so klischeehaft wie die Songtexte: Richie mit Goldkettchen, Hüten, Jeansjacken, meistens in irgendwelchen Ecken irgendwelcher Hauseingänge lungernd.
Ich will den Lesern nichts vormachen, das Album ist natürlich zu durchschnittlich, um eventuell als absoluter Mist Kult zu werden. Songs wie "Do Ya" (mit Daniel Bedingfield, whoever he might be) oder das obligate "change the world" Nümmerchen "Dance for the World" (als ob das etwas helfen würde) sind zwar einfach grausam, aber immer im Schema F gehalten.
Ich habe das Album mit einigem Schmerz und qualvollen Momenten in einem durchgehört (ob der Finger vom fast forward Button wegblieb, sei hier nicht verraten). Es schlummern keine Schätze darauf, selbst die weniger schlimmen Songs sind noch schlecht. Es ist auch keine herausragende Leistung in der Kategorie einfallsloser Pop mit Beat.
Es ist einfach eine Sauerei, ein Witz von einem Album.
Wie ich es dennoch überlebt habe? Mit Zappas "The Grand Wazoo" auf voller Läutstärke danach.
Daniel Syrovy
Trackliste
2. I Still Believe
3. Just To Be With You Again
4. She's Amazing
5. Ball And Chain
6. The World Is A Party
7. Time Of Our Life (mit Lenny Kravitz)
8. Outrageous
9. Road To Heaven
10. Dance For The World
11. Do Ya (mit Daniel Bedingfield)
12. In My Dreams
13. One World
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |