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Reviews

Randy Thompson

That´s not me


Info

Musikrichtung: Country / Country Songwriter

VÖ: 10.02.2004

(Jackpot-Records)

Gesamtspielzeit: 34:41

Internet:

www.RandyThompson.net

Randy Thompson, der junge Mann aus Virginia, legt mit That´s not me sein drittes Album vor und bleibt seiner Devise treu, es nicht auf die einfache Art zu versuchen und chart-orientierte Countrymusik zu produzieren. Er will sich nicht vorschreiben, wie er klingen soll und wessen Ideen er umzusetzen hat und orientiert sich somit an seinen Vorbildern Hank Williams, Waylon Jennings, Joe Ely und Steve Young. Das Albumcover weist auch in Richtung Eigenständigkeit und zeigt den Sänger mit seiner Gitarre inmitten einem Kornfeld, das schon Phil Vassar´s Album American Child als Kulisse diente, und lässt da schon den Eindruck des Einzelgängers aufkommen. Doch lassen wir uns nicht von Äußerlichkeiten leiten und legen den Silberling ein.

Im Einzelnen:

"The whole world" ist ein Klagelied, wenn man einen einminütigen Track überhaupt "Lied" nennen darf, in dem es um die Liebe geht, wenn man in dieser Zeit überhaupt dies Thema anschneiden kann. Aber schon kommt der Gedanke auf, Mr. Thompson könnte leicht ins Depressive abrutschen und wünscht sich (und ihm) schnelle Genesung. Bei "Sound of the rain" hat ihn das Leben aber wieder und ein simpler Rhythmus liefert den passenden Background für seine Stimme, die an Gary Allan erinnert, dessen Alben auch mit Ecken und Kanten bestückt sind. Zu hören gibt es eine Mischung aus Americana und Alternative Country mit eventuellen Ambitionen auf eine Chart-Platzierung, da inzwischen (gottlob) auch nichtpoppige Songs den Einzug in die Charts finden. Aber "Sound of the rain" ist nicht nur kantig, sondern auch gradlinig umgesetzt.

"That´s not me" beginnt mit einem dezenten Piano, zu dem sich eine ebenso zurückhaltende Rhythmusgruppe gesellt, die Randy´s Stimme jede Menge Platz lässt. Und das ist gut so, denn bereits diese Rangfolge lässt die Erwartung zu, einem gehaltvollen Text zu begegnen, und so ist es, denn er berichtet von einem Typen, der völlig daneben ist, weil eine anscheinend ewige Liebe bereits nach erheblich kürzerer Zeit ihr Ende fand und er immer beteuert: Nein, der kaputte Kerl bin ich nicht! Die Gefühlslage wird musikalisch richtig gut umgesetzt und die brüchig-raue Stimme passt wie die berühmte Faust aufs Auge! Nun wissen wir auch, wie der Albumtitel zustande kam und sind beruhigt, dass Mr. Thompson seine Persönlichkeit für dieses Album nicht umkrempeln musste. Wiederum auf einen simplen Background wird bei dem beschwingten "The lovin´ shown" gesetzt, um die Prioritäten klar zu setzen, denn auf diesem Album ist nicht wichtiger als der Text und die Stimme. Daher kann man sich Randy Thompson auch als One-man-show vorstellen, wie er nur mit seiner Gitarre bewaffnet einen Saal in seinen Bann zieht und man sicher ist, dass man keine Show gesehen hat, sondern einen Menschen, der sagt und erzählt, was ihm auf der Seele brennt. Die Ehrlichkeit und Klarheit dieser Musik mag darin begründet sein, dass sein erstes Album bereits 1988 auf den Markt kam, er sich dann aber - auch aus familiären Gründen - aus dem Geschäft zurückzog, nochmals an die Roots der Musik zurückkehrte um dann gestärkt, zum einen als Opener für George Jones, Sawyer Brown, Kevin Welch und andere, zum anderen als Interpret gehaltvoller Songs zurückzukehren.

"Dance until dawn" behält die beschwingte Art des Vorgängers bei, bevor "If love is what you want" wieder in sehr ruhige Gefilde entführt. Die Suche nach der Liebe ist zwar ein beliebtes Reservoir für Songtexte, bei denen neben viel Licht auch viel Schatten zu beklagen ist. Auf diesem Song liegt stimmungsmäßig einiges an Schatten, aber als Gesamtbild bietet dieses Lied schöpferisches Sonnenlicht, da er einfach gut umgesetzt ist. Dass ein Megaphon (auch Flüstertüte genannt) als Gesangseffekt in Studios eingesetzt wird, ist dankenswerterweise recht selten. Hier macht Randy Thompson bei "Unknown zone" von diesem Stimmverblecherungsgerät Gebrauch und erzwingt so schon einmal die Aufmerksamkeit des Hörers, schaltet dann aber schon bald auf seine gottgegebene Stimme um und erzählt von Geistern, Schatten und rastlosen Seelen in Virginia. Ob der Titel in dem besungenen Bundesstaat zu einem großen Erfolg wird, darf bezweifelt werden, doch der Rest der Welt könnte dem Song - wiederum ob seiner Gradlinigkeit - viele positive Aspekte abgewinnen. Dies gilt ebenfalls für "If that wasn´t love", bevor "Only one way" mit einfacher Gitarrenbegleitung (und später einsetzender Drums) die Aufmerksamkeit auf die markante Stimme von Randy Thompson lenkt und einen typischen Schlusspunkt unter das Album setzt.

Fazit:

Randy Thompson ist kein Interpret aus dem Easy-Country-Segment, der seine Songs nach den Trends der Billboard-Charts ausrichtet. Vielmehr begegnet man hier einem Künstler, dem der Inhalt seiner Texte eindeutig vorrangig am Herzen liegt, denn der Sänger mit den schulterlangen Haaren, dem melancholischen Blick und der markanten rauen Stimme befindet sich im selben "Topf" wie Steve Earle und Gary Allan, die durch ihre etwas andre Art der Songs und der Interpretationen überaus erfolgreich sind. Seinen Weg in Europa kann ihm dabei eine Zusammenarbeit mit Sony helfen, die ihm Vertriebsmöglichkeiten in Belgien, den Niederlanden und Luxemburg sichert.

Für die Freunde der Stilrichtungen Americana, Alternative und Progressive Country und Singer/Songwriter liegt hier ein absolut ehrliches Album vor, dass durch seine einfache musikalische Struktur wieder zu den Roots führt und dem chartorientierten Produzentendiktat den Rücken zukehrt. Ein erfrischendes Stück Country, das hoffentlich trotzdem seinen Weg in die Charts und Anerkennung finden wird, aber leider nur über 9 Songs verfügt, von denen der erste auch lediglich die Bezeichnung "Intro" verdient hat.



Lothar Heising

Trackliste

1The whole world 1:12
2Sound of the rain 4:23
3That´s not me 3:51
4The lovin´ shown 4:51
5Dance until dawn 3:50
6If love is what you want 4:29
7Unknown zone 3:30
8If that wasn´t love 3:54
9Only one way 4:41

Besetzung

Randy Thompson - Gesang, Guitars
Garrick Alden - Guitar, Bass, Mandolin
Rick West - Guitars, Bass, Piano Mandolin
Pete Kennedy - Guitar, Bongo, Mandolin
Rickie Simpkins - Fiddle
Mike Auldridge - Steel Guitar
Maura Kennedy - Harmony Vocals
Andy Hamburger - Drums
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So bewerten wir:

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