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Mozart, W. A. (van Bruggen – Veenhoff - Rogers)

Phantasia (Kegelstatt Trio, C-Moll-Fantasie, Grande Sonate)

Info Musikrichtung: Klassik Kammermusik VÖ: 21.05.2010 (Ramée / Codaex CD / DDD / 2009 / Best. Nr. RAM 1002)

Auch bei Mozart gibt es immer wieder was zu entdecken. Z. B. eine Grande Sonate für Bassettklarinette und Hammerklavier. Das Werk ist allerdings eine Bearbeitung des berühmten Klarinetten-Quintetts aus Mozarts später Zeit, von dem es kein handschriftliches Original gibt. Komplexer besetzte Werke so für den Hausgebrauch einzurichten, war vor dem Zeitalter der Schallplatte ein übliches Verfahren. Spannend ist in diesem Fall Folgendes: Der anonyme Bearbeiter von Mozarts Quintett hat offenbar eine Quelle benutzt, die nahe am leider verschollenen Autographen Mozarts war (oder vielleicht sogar damit identisch?). Nicole van Bruggen (Bassettklarinette) und Anneke Veenhoff (Hammerklavier) haben sich vor allem bei der Dynamik und Phrasierung von dieser Vorlage anregen lassen, denn sie weicht in manchem von der gebräuchlichen Druckfassung des Klarinetten-Quintetts ab, erschien ihnen aber im Ganzen schlüssiger, da im Hinblick auf die Klarinette instrumentengerechter. So hört man nicht nur eine gelungene Bearbeitung, bei der der Streichersatz ebenbürtig auf das Klavier übertragen wurde, sondern auch einen ausgesprochen geschmeidigen, natürlichen Mozart-Sound. Zumal auch der Einsatz der Bassettklarinette, die in den erhaltenen Abschriften durch eine Klarinette ersetzt wurde, auf der Grundlage der Quelle überzeugend rekonstruiert werden konnte.
Von dieser Quellenforschung profitierte auch das sogenannte Kegelstatt Trio. Hier haben die Musikerinnen, zu denen sich in diesem Fall noch Jane Rogers (Viola) gesellt, gleichfalls ihrem praktischen Instinkt und den Erfahrungen mit der Bearbeitung vertraut, wenn sie auf heikle Stellen gestoßen sind. Mitte des Programms ist die Fantasie in C Moll. Hier wie auch bei den übrigen Stücken macht sich das Hammerklavier, übrigens ein Nachbau, durch eine gewisse Fragilität bemerkbar. Doch zum sensiblen Ansatz der Interpretation fügt sich dieser zarte Klang insgesamt gut und die Schönheit von Mozarts Musik ist sowieso über jeden Zweifel erhaben.

Georg Henkel