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Odi Euterpe. Frühe Monodien des 17. Jahrhunderts
Info
Musikrichtung:
Barock Ensemble
VÖ: 01.05.2010 (Glossa / Note 1 / CD / DDD / 2008 / Best. Nr. GCD 922502) Gesamtspielzeit: 57:22 |
MONODISCHE GENÜSSE
Diese erlesene Sammlung mit einstimmiger, bassbegleiteter italienischer Musik des Frühbarock versetzt den Hörer in ein goldenes Zeitalter: Die Entwicklung des Sologesangs und die Entfaltung menschlicher Leidenschaften in Musik steht in Italien noch am Anfang - und wirkt doch vollendet. Nicht erst durch Claudio Monteverdi, der ja eher ein konservativer Komponist mit offenen Ohren war, sondern durch seine aufgeschlossenen, experimentierfreudigen Zeitgenossen Giulio Caccini oder Sigismondo d’India wurden die Möglichkeiten des expressiven Sologesangs über einem Continuobass erschlossen.
Caccini ist von den beiden der geradlinigere Komponist. Stets nah am Text, setzt er dissonante Wendungen dosiert ein, um den Ausdruck zu schärfen. Oberstimme und Begleitung sind griffig und einprägsam formuliert. Aus seiner Sammlung Le nuove Musiche haben die Musikerinnen der vorliegenden Produktion einige Stücke ausgewählt, die das damals noch junge Ideal der Affektkonzentration repräsentieren: Gesang als eine Art „harmonische Rede“. Wobei die delikate Stimme von Rosa Dominguez nun nicht gerade den Eindruck erweckt, als würde der Gesang hier, wie der Caccini im Vorwort schrieb, mit „edler Verachtung“ behandelt.
Dominiguez klingt sicherlicher weicher und feiner als z. B. der Bass Marco Horvat, der 2003 Werke Caccinis in der Personalunion von Sänger & Lautenist eingespielt hat (Rezension) und mehr rhythmisch pointierte Sprachnähe und rustikale Farbe riskierte. Das ist aber lediglich eine andere Möglichkeit, wie die Noten zum Leben erweckt werden können.
Dominguez’ Stimme wird außerdem durch zwei exquisite Begleiterinnen gerahmt. Mónica Pustilnik und Dolores Costoyas bezaubern auf diversen Zupfinstrumenten und einem Orgelpositiv auch in der instrumentalen Solo- oder Duobesetzung durch lässige Virtuosität. Davon profitieren nicht nur diverse Stücke von Johann Hieronymus Kapsberger, sondern auch die harmonisch reichen Stücke von Sigismondo d’India. Verglichen mit Caccini steht er dem verfeinerten Manierismus Monteverdis näher. Chromatisch reich und voll ungewöhnlicher Auflösungen, halten seine Sologesänge für die Ohren und das Gemüt des Hörers noch einmal besondere Genüsse bereit, die in der souveränen Darbietung der drei Interpretinnen vortrefflich angerichtet werden.
Georg Henkel
Trackliste
1 | Giulio Caccini: Dalla porta d’oriente |
2 | Giovanni Girolamo Kapsberger: Prima Toccata |
3 | Giulio Caccini: Amor io parto |
4 | Giovanni G. Kapsberger: Seconda Arpeggiata |
5 | Alessandro Piccinini: Toccata V |
6 | Girolamo Frescobaldi: Ti lascio anima mia |
7 | Giulio Caccini: Odi Euterpe |
8 | Sigismondo d’India: Ma che? Squallido e oscuro |
9 | Sigismondo d’India: Piange Madonna |
10 | Sigismondo d’India: Piangono al pianger mio |
11 | Benedetto Ferrari: Voglio di vita uscir |
12 | Giovanni Girolamo Kapsberger: Gagliarda |
13 | Girolamo Frescobaldi: Ardo e taccio |
14 | Domenico Pellegrini: Chiaccona |
15 | Benedetto Ferrari: Amanti io vi so dire |
Besetzung
Mónica Pustilnik: Erzlaute, Renaissancegitarre und Orgel
Dolores Costoyas: Theorbe and Barockgitarre
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |