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Brahms, J. (Kirchschlager)

The Songs of Johannes Brahms ~ 1

Info Musikrichtung: Romantik VÖ: 25.06.2010 (Hyperion / Codaex / CD / DDD / 2008 / CDJ33121) Gesamtspielzeit: 71:28

Der britische Pianist Graham Johnson ist nicht nur ein Ausnahmetalent, sondern auch ein echter Ausdauerkünstler: Nachdem er bereits den Klavierpart in den Einspielungen aller Lieder von Franz Schubert und Robert Schumann bei Hyperion versehen hat, legt er nunmehr den ersten Teil der Gesamteinspielung des Liedschaffens von Johannes Brahms vor - in Konkurrenz zum selben Projekt beim Label cpo. Dass Brahms erst an dritter Stelle folgt, mag kein Zufall sein, steht dieser doch noch immer im Schatten der beiden Vorgenannten, so dass man von Brahms vor allem seine Liedsätze für Chor und seine Arrangements deutscher Volkslieder kennt. Doch das Oeuvre ist weit umfangreicher und verdient ganz unbedingt eine solch sorgfältig edierte Aufbereitung. Brahms mischte im Rahmen häuslichen Musizierens gerne Volks- und Kunstlieder. Ihre Wechselbeziehung wird auch auf dieser ersten CD der Reihe deutlich, deren letzte Tracks Stücken aus den Deutschen Volksliedern vorbehalten sind. Hier erst wird deutlich, wie Brahms von diesem Schatz musikalischer Tradition profitierte und wie stark er sich hiervon inspirieren ließ. In seinen Kunstliedern gelingt es ihm nämlich stets, den Anschein melodischer, volksliedhafter Einfachheit zu erwecken, so dass man auch bei ihnen schnell versucht ist, mitzusingen. Dies wiederum wäre freilich alles andere als leicht, denn in Wahrheit sind seine Kunstlieder natürlich höchst feinsinnig verfertigt und um manchen dramatischen Kunstgriff angereichert, dazu mit einer delikaten Begleitung versehen.

Die Edition verfolgt ein etwas eigenwilliges Konzept der Veröffentlichungsreihenfolge: Die Lieder sind nicht chronologisch geordnet, sondern in der Reihenfolge, in welcher sie ehemals publiziert wurden. Hinzu kommt die Verteilung der Volkslieder auf alle CDs der Reihe, so dass jeder Interpret in den Genuss kommt, einige von ihnen vortragen zu dürfen. Immerhin ist auf diese Weise bestens für Abwechslung gesorgt. Ein besonderes Plus sind die kundigen, englischsprachigen Erläuterungen im Booklet, das mit einer Fülle von Details zu jedem einzelnen Lied aufwartet.

Für den Gesangspart von Volume 1 zeichnet Angelika Kirchschlager verantwortlich. Sie wählt einen leichten Ansatz, dem sie von Zeit zu Zeit das richtige Maß romantischer Schwärmerei und Schwermut beizumischen versteht. In den dramatischeren Momenten färbt sie die Spitzentöne allerdings bisweilen recht grell.
Graham Johnson zeigt auch nach Schubert und Schumann keinerlei Ermüdungserscheinungen, sondern fungiert als souveräner Begleiter, der den Liedern erst ihren wahren Reichtum an Nuancen gibt.

Insgesamt ein gelungener Auftakt.

Sven Kerkhoff