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Quand le Chant Grégorien s'appelait chant Messin
Info
Musikrichtung:
Choralgesang
VÖ: 06.02.2004 Ligia Digital / Klassik Center Kassel (CD DDD (AD 2003) Best. Nr. Lidi 0202132-03) Gesamtspielzeit: 62:55 |
ALS DER GREGORIANISCHE GESANG NOCH METZER GESANG HIESS
... so lautet der Titel dieser Sammlung, die den neugierigen Hörer so nahe wie möglich an die ältesten Wurzeln der (nord)abendländischen Kirchenmusik heran führen möchte. Dafür steht ja gemeinhin die altehrwürdige Tradition des Gregorianischen Chorals. Nun ist Papst Gregor der Große (594-604) erwiesenermaßen nicht der Schöpfer dieser großartigen Musik gewesen, hat aber die älteren römischen Gesänge sammeln lassen. Der sogenannte Gregorianische Choral ist dann hervorgegangen aus der Verschmelzung des altrömischen Kirchengesangs mit den gallisch-fränkischen Traditionen jenseits der Alpen. Das Ergebnis dieser Fusion war der Cantilena Metensis, der (nach dem für die Entwicklung einflussreichen Kloster benannte) Metzer Gesang, aus dem dann erst später der Gregorianische Gesang mit seiner eigenen, wechselvollen Geschichte hervorgegangen ist (auf die übrigens die ebenfalls in dieser MAS-Nummer vorgestellt Aufnahme mit der Ostermesse von Heinrich-Isaac ein faszinierendes Licht wirft).
Aber was sagen schon solche sekundären Bezeichnungen über die Kraft und Schönheit dieser Musik aus, sei es in der Metzer Urform oder in der überarbeiteten gregorianischen Fassung? In der heutigen Liturgie fristet die Gregorianik ein klägliches Schattendasein und ist mehr oder weniger zu einer Sache von Spezialisten geworden. Vom Metzer Gesang einmal ganz zu schweigen. Gerade diese "Mischform" bietet noch einen Reichtum an Formen, Rhythmen und modalen Farben, die der "ausgereifte" und monumentalisierte Gregorianische Gesang so schon nicht mehr kennt.
Dabei erscheint der Metzer Gesang für moderne Ohren nicht weniger zeitlos: frei von der betroffen-gefühligen, häufig banalen Süßlichkeit des sogenannten Sacro Pop, aber auch ohne die fromme Betulichkeit mancher "Gesangbuchhits" aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert. In den ebenso üppigen wie eigenwilligen Verzierungen, den expansiven Melodien und endlos ausschwingenden Melismen (besonders bei den Allelujas) klingt Griechisch-Byzantinisches ebenso an wie die bis dahin mündlich überlieferten Gesänge der fränkischen Kirche.
Das gemischte Ensemble Scola Metensis hat sich dieser vergessenen Musik angenommen und präsentiert eine Auswahl der meist kurzen Stücke in einer programmatisch schlüssigen, interpretatorisch überzeugenden, dabei bewegend intensiven Einspielung. Der bewußt didaktische Ansatz (z. B. die Gruppierung der Stücke nach den drei zentralen Tonarten D, C und E) hilft den wissenschaftlich orientierten Hörern sicher bei der Beschäftigung mit den Quellen. Hilfreich dafür ist gewiss auch der ausführliche Booklettext - hat man sich erst an die sehr eigenwillige, gelegentlich rätselhafte deutsche Übersetzung gewöhnt.
Der offene, unbefangene Hörer wird aber auch ohne derartige Gerüste und Hilfsmittel schnell in diese reiche und inspirierte Musik hineinfinden. Aufgelockert wird die Darbietung durch die wechselnden Solo- und Ensemblebesetzungen. Der ruhige und konzentrierte, dabei sehr natürliche, unaufdringlich virtuose Gesangsstil der Scola ist dieser Musik zudem äußerst angemessen. Da klingt nichts nach falschem Weihrauch oder gleitet in pseudomeditativen Singsang ab.
Georg Henkel
Trackliste
1 | Galli cantu | 2:40 |
2 | Gloriosus | 1:30 |
3 | Ego dixi | 0:35 |
4 | Dominie audivi | 5:47 |
5 | Vultum tuum | 3:22 |
6 | O sapientia | 0:44 |
7 | O Oriens | 0:32 |
8 | Alleluia Exsultate Deo | 3:10 |
9 | Deus qui claro lumine | 2:24 |
10 | Quam magnificata sunt | 1:10 |
11 | Omnes gentes | 1:39 |
12 | Quae mulier | 0:40 |
13 | Ascendente Jesu | 0:54 |
14 | Deus, in simplicitate | 7:45 |
15 | Alleluia Deus iudex | 2:44 |
16 | Deus in loco | 2:26 |
17 | Misit Dominus | 3:24 |
18 | Aurora lucis | 2:46 |
19 | Responsum | 2:32 |
20 | Veni ad liberandum nos | 0:50 |
21 | Misericordia Domini | 1:50 |
22 | Vidi speciosam | 2:50 |
23 | Caritas Dei | 2:27 |
24 | Alleluia Iubilate Dei | 1:50 |
25 | Ecce quam bonum | 4:22 |
26 | Iam Christus astra ascenderat | 2:02 |
Besetzung
Ltg. Marie-Reine Demollière
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |