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Acis and Galatea (DVD)
Info
Musikrichtung:
Barockoper
VÖ: 29.03.2010 (Opus Arte / Naxos / DVD / 2009, live / Best. Nr. OA1025D) Gesamtspielzeit: 110:00 |
GEWALT IM IDYLL
Dass Händels “Acis and Galatea” selten auf der Bühne zu sehen ist, liegt an zwei misslichen Umständen: zum einen ist es keine Oper in unserem heutigen Sinne, andererseits auch kein zur bloß konzertanten Aufführung gedachtes Werk, sondern ein Zwitterwesen - ursprünglich wohl von kostümierten Sängern vor gemaltem Hintergrund aber ohne darstellerische Aktion präsentiert. Zum anderen leidet das Libretto an einer gewissen Handlungs- und Personenarmut, denn schnell erzählt ist die Geschichte um die Liebe zwischen dem Hirten Acis und der Nymphe Galatea, welche den Riesen Polyphem so rasend vor Eifersucht macht, dass er Acis erschlägt und Galatea als Trost nur bleibt, ihren toten Geliebten in einen lieblichen, unsterblichen Fluss zu verwandeln.
Es war daher schon immer eine Herausforderung, dieses musikalisch so außerordentlich reizvolle Werk adäquat zu präsentieren. Für die Royal Opera hat sich im vergangenen Jahr Wayne McGregor dieser Herausforderung angenommen und eine äußerst stimmige Lösung gefunden. Das Spiel der Personen bleibt überwiegend zurückhaltend, der gemalte Hintergrund deutet Wald- und Felslandschaften an, die um wenige Requisiten (Schäferhütte, Kaminfeuer, Flusslauf) zum Idyll angereichert werden. Dafür wird die Szenerie ergänzt durch Balletttänzer, die teils allein, teils als Alter Ego der Sänger agieren. Die Tanzfiguren sind dabei anmutig und weitgehend klassisch, eine Art schmückendes Bei- und Rankwerk, so dass die gewollte Einfachheit nicht gebrochen wird.
Christopher Hogwood schlägt mit seinem Orchestra of the Age of Enlightenment dazu eher gemäßigte Tempi an, lässt aber die Instrumentalfarben sehr schön aufblühen und gibt in den passenden Momenten auch den nötigen Schuss Dramatik hinzu. Sein Duktus ist allerdings nicht so konsequent tänzerisch, wie jener in William Christies Referenzaufnahme (Erato, 1998), obwohl dies der Inszenierung gut zu Gesicht gestanden hätte.
Danielle de Niese und Charles Workman bilden ein hervorragendes Protagonistenpaar: sie mit mädchen- bzw. nymphenhaft leichter, verspielter Tongebung und sinnlichem Charme, er mit kraftvollem Timbre. Eindrucksvoll die Leistung von Matthew Rose, der dem Riesen nicht nur stimmlich Gewicht verleiht, sondern mit feiner Gestik und Mimik das psychologische Portrait einer einsamen, verzweifelten und daher zum letzten Mittel der Gewalt greifenden Kreatur zeichnet. Auch Paul Agnew als Schäfer Damon hinterlässt einen positiven Eindruck, wohingegen Ji-Min Park in seiner einzigen Arie recht matt wirkt.
Sven Kerkhoff
Trackliste
+ Bonusmaterial (ca. 10 Min)
Besetzung
Charles Workman: Acis
Paul Agnew: Damon
Matthew Rose: Polyphem
Ji-Min Park: Coridon
Dancers of the Royal Ballet
Orchestra of the Age of Enlightenment
Christopher Hogwood: Leitung
Wayne McGregor: Regie und Choreographie
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |