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Haydn, J. (Spering)

Applausus

Info Musikrichtung: Wiener Klassik VÖ: 19.4.2010 (Capriccio / Naxos / 2 CDs / DDD / 2008 / live / Best. Nr. 5036) Gesamtspielzeit: 99:35

Mit der ursprünglichen Idee von Einfachheit, Demut und Bescheidenheit des Zisterzienserordens hatten die Geschenk, welche der Abt des Klosters Zwettl zum 50. Jahrestag seines Ordensgelübdes von seinen Mitbrüdern erhielt, nur noch wenig zu tun: Zu einem prachtvollen Tafelgeschirr kam eine nicht minder prachtvolle Musik hinzu. Kein geringerer als Joseph Haydn war beauftragt worden, den „Applausus“, also die Fest- und Huldigungsmusik auf den Jubilar zu komponieren. Von demütiger Zurückhaltung findet sich in ihr keine Spur. In allegorischer Form treten die personifizierten Tugenden des Klostervorstehers auf - Mäßigung, Vorsicht, Gerechtigkeit, Stärke und Theologie. Mal vereint, mal im Duett, vor allem aber in weit ausladenden Arien besingen sie die Qualitäten des Abtes. Das bedingt eine gewisse Abstraktheit, die Haydn zwar musikalisch durch das Einstreuen dramatischer Momente abgefedert hat. Letztlich aber bleibt es ein feierliches, staatsmännisch orientiertes Auftragswerk, in dem Haydn weder seinen musikalischen Witz, noch die ihm eigene Stärke der Affektzeichnung konsequent ausspielen konnte.
Sei's drum: Von einer üppigen Instrumentierung befeuert, haben Gesangssolisten und diverse Instrumentalisten hinreichend Gelegenheit, virtuos zu glänzen, auch wenn ihre Nummern eher Einzelstücke bleiben und das Werk sich nicht recht zu einem großen Ganzen zusammenfügen will.

Dieses Manko überspielt Andreas Spering geschickt durch einen kraftvollen, temporeichen Zugriff seiner Capella Augustina. Erwähnung verdient die Leistung des Tenors Donát Havár, der sich gleich durch zwei jeweils knapp viertelstündige Arien zu kämpfen hat und diesen Part nicht nur mit der nötigen Luft und Ausdauer, sondern auch mit erstaunlicher Leichtigkeit versieht. Im reizvollen Duett „Dictamina mea“ überflügelt die Sopranistin Anna Palimina ihre Mezzo-Partnerin Marina de Liso, die nicht immer das gleiche Maß an intonatorischer Sicherheit aufweist.

Sven Kerkhoff