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Reviews

Dvorak, A. (Stryncl)

Sinfonien Nr. 7 & 8


Info

Musikrichtung: Romantik

VÖ: 4.5.2010

(Arta / Klassik Center Kassel / 2 CDs / DDD / 2009 / live / Best. ARTA F10180)

Gesamtspielzeit: 114:14

Internet:

Musica Florea

ORIGINALE KRAFT

Authentischer geht´s nimmer: Nicht nur, dass hier ein tschechisches Orchester Dvoraks (1841-1904) Musik spielt, es tut dies auch noch auf historischen Instrumenten, wobei die einzelnen Instrumenet teils aus dem 18., teils aus dem 19. und bisweilen auch aus dem 20. Jahrhundert stammen, also durchaus nicht den Orchesterklang zu einem bestimmten historischen Zeitpunkt abbilden. Aber dies ist auch nicht entscheidend, denn auch so ist der Effekt, den die Aufnahme macht, bemerkenswert. Dvoraks Sinfonien wirken leicht aufgeraut, der sonst oft sämige Streicherklang wird durch einen obertonreicheren, schlankeren Sound ersetzt und das Orchester zeigt eine überwältigende klangfarbliche Vielfalt. Gerade die typischen Einsprengsel folkloristischer Elemente und tonmalerischer Ansätze bekommen dadurch eine ungeahnte Leuchtkraft. Egal, ob Volkstanz oder Vogelgezwitscher: noch in den kürzesten Einwürfen dieser Art wird Dvoraks Originalität hörbar und erfahrbar.

Aber der Dirigent Marek Stryncl arbeitet mit seinem Orchester Musica Florea noch andere Aspekte plastisch heraus und gelangt damit zu einer wahrhaft zwingenden Interpretation. So tritt uns die ohnehin schon düstere d-moll-Sinfonie hier mit einem ungeahnten Maß an Energie und teils erschreckender Aggressivität gegenüber. Vieles wirkt ganz ungewohnt abgründig. Dabei betont Stryncl bewusst die Kontraste und lässt dem dramatisch aufgeladenen ersten einen sehr sanglichen zweiten Satz folgen. Das zunächst blühend und atmend ansetzende Scherzo wird sodann nach und nach energisch zugespitzt. Dem hochromantischen, zerklüfteten Finale werden teils gespenstische Züge verliehen, teils drängt es mit ungestümer Brachialität voran, um alsbald wieder umzuschlagen in einen ländlich-pastroalen Tonfall.
Ein nicht weniger überzeugend dargebotenes musikalisches Wechselbad ist die achte Sinfonie, die allerdings mit ihrem tschechischen Lokalkolorit von gänzlich anderem Grundcharakter ist. Sehr duftig gelingt hier vor allem der Walzer-Schwung des Scherzos und auch das in Variationsform angelegte Finale besticht durch den perfekt nachvollzogenen Wechsel zwischen charmanten und emotionalen Momenten.

Dvoraks Liebe zum Tanz und seine Begabung, hieraus symphonische Formen zu entwickeln und durch Variationen in gänzlich andere Höhen zu führen, lassen auch die "Zugabe" erkennen. Unter ihnen sind vor allem die äußerst kunstvollen Variationen op. 78 der Beachtung wert. Trotz aller Komplexität ist das Werk derart ausdrucksstark und vielfarbig, dass man sich fragt, warum es hierzulande so selten zu hören ist.



Sven Kerkhoff

Trackliste

CD I:
1-4 Sinfonie Nr. 7 d-moll, op. 70
5 Symphonische Variationen, op. 78

CD II
1-4 Sinfonie Nr. 8 G-Dur, op. 88
5 Ouvertüre zur Oper "Vanda",op. 25
6 Prager Walzer
7 Polka "Für die Prager Studenten", op. 53

Besetzung

Musica Florea

Mark Stryncl: Ltg.
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger