Reviews
Moshi Moshi
Info
Musikrichtung:
Krautrock
VÖ: 11.11.2005 (1997) (Revisted / SPV) Gesamtspielzeit: 59:23 Internet: http://www.guru-guru.com |
Vor diesem Album hatte ich ein wenig Manschetten. Bekanntermaßen macht der potenziell abgedrehte Mani Neumeier in den letzten Jahren mit dem immer abgedrehten Kawabata Makoto und seinem Acid Mothers Temple gemeinsame Sache. Als ich die japanische Aufmachung des Covers sah, befürchtete ich, dass ich es hier mit einem ersten Produkt einer entsprechenden deutsch-japanischen Kooperation zu tun hätte.
Entwarnung! Im Gegenteil: Obwohl Moshi Moshi durch den ersten Japan-Aufenthalt Neumeiers inspiriert ist - ausgelöst durch seine Aufnahme in ein Tokioer Wachsfigurenkabinett(!); „Nur sieben Meter neben Frank Zappa“ Neumeier Originalton - gehört es, ähnlich wie Shake well zu den „normalsten“ Alben aus dem Guru Guru-Universum.
Asiatisch klingt hier vor allem eine merkwürdige Tröte, die man zum Beispiel bei „Tamil Nadu“ und im Titelstück hört. Dabei dürfte es sich einmal nicht um das Saxophon handeln, sondern um ein Nadaswaram, eine indische Kegeloboe mit Doppelrohrblatt, wie uns Wikipedia belehrt. (Da wir gerade beim Bildungsprogramm sind, kann noch kurz erwähnt werden, dass das Koto, das Mani Neumeier spielt, eine japanische Zither ist.)
Die Normalität des Albums bringt es mit sich, dass Guru Guru mit Moshi Moshi einiges an Alleinstellungsmerkmalen aufgeben und damit ein wenig in der Masse versinken. Wir bekommen phantasievolle, meist auch kraftvolle Rockmusik geboten, die überwiegend gefällt, manchmal aber auch etwas belanglos vorüber plätschert.
Es dürfte sich hier um ein Album handeln, auf dem Guru Guru-Freunde, die bei ihren Faves nicht nur den Wahnsinn lieben, einige Perlen entdecken können, aber kaum um eine Möglichkeit viel neue Aufmerksamkeit zu erregen.
Anspieltipps:
- der kraftvolle Titeltrack, bei dem zumindest der Titel und einige „Guru Guru“-Shouts an den schrägen Humor der Band erinnern.
- das von Schaeffer geschriebene „Tamil Nadu“, eine leicht rhythmische Nummer mit dem erwähntem orientalischen Getröte. Das Stück würde sich hervorragend als Begleitmusik für eine Filmszene eignen, in der eine Sänften tragende Elefantenkarawane sanft hin und her schwankend voran rückt.
- der „Inkarnation-Stomp“, ein toller Groove-Rocker auf Blues-Basis
Der Re-Release kommt als schön aufgemachtes Digi-Pack mit informativem Booklet und als Bonus-Track einer eher überflüssigen Live-Version des „Elektrolursch“, eingespielt am 3. Juni 1998 beim Immeldorf Open Air.
Trackliste
1 | Moshi Moshi | 3:10 |
2 | Jet Lag | 5:07 |
3 | Tamil Nadu | 5:18 |
4 | Il Maestroso | 3:13 |
5 | Inkarnation-Stomp | 4:16 |
6 | XL Generation | 3:35 |
7 | Jonny Filter | 6:31 |
8 | Skylab | 7:41 |
9 | Don't worry about the Koto | 5:43 |
10 | Bonusdreck | 1:19 |
11 | Elektrolurch-Mutation (Live-Bonus) | 13:33 |
Besetzung
Roland Schaeffer (Sax, Git, Nadaswaram, Voc)
Peter Kühmstedt (B, Voc)
Luigi Archetti (Git, Voc)
Gast:
Hans Reffert (Git, B, Voc)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |