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Les Musiciens de Saint-Julien

La Veillée Imaginaire

Info Musikrichtung: Volkslied / Kunstlied VÖ: 01.03.2010 (Alpha / Note 1 / CD / DDD / 2009 / Alpha 528 ) Gesamtspielzeit: 64:32 Internet: Les Musiciens de Saint-Julien

Wer den Hochsommer nicht erwarten kann und sich schon einmal auf Phantasiereise in Richtung südfranzösische Lavendelfelder begeben möchte, findet auf dieser CD die passende Unterstützung. In seiner Reihe Les chants de la terre wendet sich das Label Alpha diesmal dem reichen Schatz überlieferter französischer Volkslieder und -tänze zu. Sie erfuhren Aufmerksamkeit und Wertschätzung - wie fast überall in Europa - vor allem im Kulturleben des 19. Jahrhunderts, als man angesichts der aufkommenden Industrialisierung das ländliche Idyll vergangener Zeiten beschwor. Doch es erwies sich als gar nicht so leicht, diese flüchtigen, nur mündlich tradierten Stücke "einzufangen". Viele unterschiedliche Versionen waren zumeist im Umlauf und in das harmonische Gerüst der Kunstmusik wollten sie sich mit ihren Wendungen oftmals so gar nicht einfügen. Zahlreiche Komponisten haben daher die Vorlagen überarbeitet, veredelt, teils mit weitgehenden Eingriffen, die das ganze dann eher in Richtung Kunstlied schoben. Auch Chopin, Bizet, Ravel oder Liszt waren sich für solche Arbeit keineswegs zu schade, kaum jemand aber hat sich ihr so intensiv gewidmet wie Canteloube. Von ihnen allen und noch von einigen mehr finden sich Beiträge auf dieser CD, dazu auch zahlreiche traditionelle Versionen von Liedern und Tänzen.

François Lazarevitch betont in der Vielfalt und Bandbreite dieser Bearbeitungen durchweg den ursprünglichen Charme der Musik, ihre Unbekümmertheit, ihre Ecken und Kanten und auch ihre bisweilen rührende musikalische Naivität. Durch die Instrumentalbegleitung, in der Flöte, Drehleier und Cornemuse (eine Sackpfeife) dominieren, wird diese Rustikalität unterstützt. Die Cornemuse spielt sich mit ihrem durchdringend, näselnden Ton dabei allerdings recht häufig in den Vordergrund.
Die Sopranistin Françoise Masset verfolgt den Ansatz eines wandlungsfähigen, leichten Tons, der sie mal als keckes Bauernmädchen, mal als kernige Bauersfrau erscheinen lässt. In der Höhe allerdings ist ihre Stimme oft mit einer gewissen Schärfe versehen.

Sven Kerkhoff