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Miniman

En Marche Pour Sion

Info Musikrichtung: Instrumental Reggae / Dub VÖ: 15.12.2003 (The Age of Venus Records) Gesamtspielzeit: 50:24 Internet: www.TheAgeOfVenusRecords.com

Wer glaubt, Reggae müsse immer mit relaxten Ohrwürmern, "crying women" und jeder Menge Drogen zusammenhängen, der führe sich einmal das aktuelle Werk des Franzosen Roland Rougé aka Miniman zu Gemüte. Die Sache mit dem Dope vermag er zwar auf den ersten Blick auch nicht zu wiederlegen (im Gegenteil), aber zumindest beweist er, dass Reggae als Genre bei weitem nicht so eingegrenzt und festgefahren ist wie manch Bob Marley Verehrer vielleicht glaubt.

Klassisch ausgebildete Pianisten mit U-musikalischem Experimentierdrang - das kommt vielleicht dem einen oder anderen bekannt vor. Tatsächlich könnte man Miniman als eine Art Sven Väth des Reggae bezeichnen, wenngleich es bis dahin noch ein weiter Weg für ihn werden wird. Denn da, wo ein Sven Väth auch mal bereit ist Kompromisse einzugehen, die Klangexperimente für einen oder zwei Songs sein zu lassen und einfach unterhaltsame Musik zu machen, da zieht Roland Rougé gnadenlos sein Ding durch. Seine Fans werden ihn dafür lieben, alle anderen werden es dafür umso schwerer haben sein Fan zu werden.

Seine Musik ist (bis auf wenige Samples, etwa in "Dub Land") rein instrumental und sehr elektronisch. Dabei greift er auf unheimlich viele verschiedene Sounds zurück und die einzigen Konstanten sind der Bass und der typische Reggae-Beat, der oft und gerne durch Keyboards verstärkt wird. Wirklich melodisch aufgebaute Parts sind die Ausnahme, dennoch gibt es sie: "Jah Times" ist nicht nur wegen der relativ hohen Eingängigkeit als Anspieltipp geeignet, das Stück spiegelt auch sehr gut die Grundstimmung auf En Marche pour Sion" wider. Kühl, getragen, etwas düster - eigentlich fast unverschämt düster für ein Reggae Album.

Neben weltoffenen Reggaeanern wird auch der eine oder andere Elektro- oder Ambientfan mit Miniman etwas anfangen können - hohe Toleranz für sich austobende Musiker vorausgesetzt. Abgedrehte Musik für abgedrehte Leute eben...

Hendrik Stahl