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Tageszeitenliturgie (Klöckner)

Morgenlob – Abendlob

Info Musikrichtung: Neue Geistliche Musik VÖ: 01.02.2009 (Carus / Note 1 CD / DDD / 2009 / Best. Nr. 19.009/99) Gesamtspielzeit: 76:19

Das Programm dieser CD ist keine klassische Musik im eigentlichen Sinne, steht aber in der großen Tradition abendländischer liturgischer Musik: die Tageszeitenliturgie, über Jahrhunderte das Standardprogramm für Mönche und später auch Kleriker. Aus dem jesuanischen Gebot „Betet ohne Unterlass“ entwickelte sich eine über die Stunden des Tages bis in die Nacht hinziehende Gebetsordnung aus Hymnen, Psalmen, Lesungen und Fürbitten. Bei Sonnenaufgang beginnt der Tag mit der Laudes (Morgenlob), zwischen 9.00 und 15.00 Uhr folgen Terz & Sext & Non, des Abends dann Vesper und schließlich die Komplet (Nachtgebet). Diese Gebetszeiten haben sich so als kleine Gottesdienste über den Tag verteilt etabliert. Vor allem das Abendgebet, die Vesper, wurde durch die Jahrhunderte immer wieder durch kunstvoll komponierte Musik zu einer repräsentativen Veranstaltung ausgebaut; Monteverdis mehrchörige „Marienvesper“ oder Mozarts prächtige „Vesperae solennes“ sind prominente Beispiele. Bei aller Kunst und Schönheit sollte man aber nicht vergessen, dass der Kern dieser konzertanten Vespern liturgische Texte sind, die u. a. sonntäglich von allen Gläubigen in der Römisch-Katholischen Kirche zur Vesperzeit gebetet werden (können) und keinesfalls das Privileg von Priestern oder Musikern.

Auch wenn den meisten Menschen die Zeit fehlen wird, die vollständige Gebetsordnung pünktlich zu jeder dritten Stunde mitzuvollziehen und auch die Möglichkeiten zur musikalischen Gestaltung im Gemeindealltag beschränkt sind, sollen nach Vorstellung der Bischöfe zumindest die Eckpfeiler, das Morgen-, Abend- und Nachtgebet, auch für die „normalen“ Gläubigen eine spirituelle Quelle werden.
Wie das in einer einfachen, aber schönen und zudem musikalisch angemessenen Form gehen kann, demonstrieren drei Musterliturgien auf dieser CD. Aus den eigens dafür produzierten Notenausgaben des Carus-Verlages wurde je eine Laudes, eine Vesper und eine Komplet zusammengestellt, inklusive aller gesprochenen Texte. Zwanglos verbindet sich die alte Tradition der litaneiartigen Psalmtöne mit alten und neuen geistlichen Liedern; je nach Belieben oder Verfügbarkeit können Orgel, Klavier oder Flöte Akzente setzten. Dass es aber auch a capella geht, zeigen die Ausführenden, die Choralschola der Folkwang Hochschule, ebenfalls. Ihre Ausführung ist klar, einfach, schön. Eine beispielhafte Einladung zum Stundengebet für alle. Allerdings fragt man sich, wieso dann nur Männerstimmen zu hören sind …

Georg Henkel