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Reviews

Nukular

Schere im Kopf


Info

Musikrichtung: Deutschrock

VÖ: 19.02.2010

(LTM/Rough Trade)

Gesamtspielzeit: 57:04

Internet:

http://www.myspace.com/nukularium

"Simpson, aufgrund ihrer jahrelangen Erfahrung als Nukleartechniker kommen Sie auf ein Atom-U-Boot." - "Nukular, das Wort heißt Nukular." - "Ach, wie auch immer!" - "Nukular!"... Vielleicht einer der großartigsten Simpsons-Dialoge überhaupt, und insofern schon einmal ein Aufmerksamkeitsbonus für das Debut der gleichnamigen Band. Deren vier Mitglieder lernen sich in Hamburg im Kontaktstudiengang Popmusik an der dortigen Popakademie, an denen auch andere deutsche Popgrößen bereits regen Anteil genommen haben (Wir sind Helden, Revolverheld, Texas Lightning, Die Happy, Peter Fox...). Mehr gibt das Presseinfo der Promotionfirma auch nicht unbedingt her, oder bzw. viel zu viel: Zu massiv wird versucht, Rio Reiser, Ton Steine Scherben, Selig , "Unabhängigkeit", "Spielfreude", "Ausgelassenheit", "Bohemian" u.v.m. in eine Beziehung zu setzen. Was man statt dessen machen sollte, ist das Nukular-Album Schere im Kopf einfach mal in den Player packen...

Was sich an Unangenehmen durch das gesamte Album hindurchziehen wird sind die Texte, die sich durchgehend auf einer Ebene zwischen Grönemeyer-Metaphern und Platituden bewegen, den Bogen von der Metapher zur Konkretheit aber nicht schlagen können, und somit leider nur platt wirken - das Songwriting ist an dieser Stelle sicherlich mehr als verbesserungswürdig.
Auch die Songs wirken seltsam uneigenständig. Assoziationen legen sich zu unterschiedlichen Gruppen und Stilen nahe, als da etwa zu nennen wären Sortfreunde Stiller ("Schere im Kopf" klingt bis in den Gesang hinein, nur als eine rockigere Version). Auch bei "Ohne Dich" ist harter Rock die Grundzutat, versehen mit einem nicht geringen Einschlag an NDW. Nach dem Genuß von "Unbekannte Welt" wird dann deutlich, dass Nukular dort am besten klingen, wo sie rocken, und live dürften dann auch der Saal toben - auf Platte zündet das einfach nicht richtig!
Auch bei anderen Songs schimmern immer wieder Vorbilder/Einflüsse durch, als da wären Selig ("Im freien Fall"), Wir sind Helden in düster ("Alles nur Schein"), und noch bei den punkrockig angehauchten Stücken ("Notausgang", "Mehr als nur ein Wort"), von denen das letztere durchaus noch mit einigen Ska-Anleihen, das erstere mit Keyboard-Passagen à la Pyogenesis/Liquido... Vollkommen unverständlich wirken die insgesamt drei (!) Interludien, deren Sinn ich einfach nicht verstehe - liegt aber wohl sicher an mir!

In dieses massierte Gemecker über fehlende Eigenständigkeit und fehlendes Sprachgefühl mischt sich aber immer die Bewunderung für die spielerischen Fähigkeiten aller Bandmitglieder sowie den Druck, den Nukular mit ihrer Musik aufzubauen imstande sind. Deswegen noch einmal: Live dürfte die Band mitreißen, Schere im Kopf ist und bleibt trotzdem damit kein gutes Album, sondern leider nur nichtssagend. Trotzdem besteht begründete Hoffnung auf einen gelungeren Nachfolger...



Andreas Matena

Trackliste

1Schere im Kopf3:24
2Notausgang4:27
3Ohne Dich3:53
4Deine Feinde4:03
5Interlude0:28
6Im freien Fall4:12
7Alles nur Schein5:26
8Unbekannte Welt5:30
9Mehr als nur ein Wort4:36
10Interlude II3:24
11Hinterher3:32
12Mädchen für alles2:51
13Unerreichbar5:06
14Interlude III1:28
15Riesenapparat4:44

Besetzung

William Veder: guitars, vocals, keys
Martin Berger: guitars
Dominik Gruszczyk:bass
Ralf Schumacher: drums
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger