Reviews

Morgan

Nova Solis

Info Musikrichtung: 70s Prog VÖ: 28.09.2009 (1972) (Esoteric / Cherry Red / Rough Trade) Gesamtspielzeit: 40:44

Die Geschichte von Morgan ist so skurril, wie tragisch. Das britische Quartett ergatterte eher aus Zufall einen Vertrag bei RCA Rom(!); nicht unbedingt der typische Weg für britische Bands, aber auch nicht ganz unverständlich, wenn man von der Blüte progressiver Bands im Italien der frühen 70er Jahre weiß.

Morgans Debüt Nova solis schlug so gut ein, dass etwas Ungewöhnliches passierte. RCA Rom musste der amerikanischen Mutter pro forma sämtliche Veröffentlichungen zur Lizenzierung anbieten. In der Regel passierte dann gar nichts. Was sollte aus Italien schon an Musik kommen, was das große Amerika nicht im Dutzend besser hatte?
Aber ein rühriger Mitarbeiter jenseits des großen Teiches war von Morgan so angetan, dass er es durchsetzte, dass die Option zur Veröffentlichung genutzt werden sollte.

Freude löste das in Rom allerdings nicht aus. Man war dort ganz zufrieden damit, dass sich beim Mutterkonzern niemand dafür interessierte, was genau in Rom passierte. So konnte man ungestört vor sich hin werkeln. Das sollte sich nicht ändern.
Also wurde für die Lizenz eine derart astronomische Summe verlangt, dass die USA schnell abwinkte. Damit war das Interesse an Italien genauso schnell wieder erloschen, wie die Karriere von Morgan, von denen nach Nova solis nichts mehr erscheinen sollte.

Was extrem bedauerlich ist. Denn Nova solis verbindet das unbeschwerte Lebensgefühl Italiens mit dem britischen Händchen für Pop-Melodien und der fehlenden Scheu vor Experimenten des deutschen Krautrocks.

„Samarkhand the Golden” beginnt mit spacigen Synthies und wird mit klaren hohen Vocals fortgsetzt. Ruhige Phasen des Songs erinnern an UK. Windsounds leiten über zu „Alone“, das mit einem klaren, längeren Beatles Zitat („She s leaving home“) beginnt. Sehr ruhig mit gezupften Gitarren und darüber liegenden Synthies ist das Stück einfach nur zauberhaft.

Die „War Games” spielen dann sehr flott auf. Zu Beginn führen Bass und Piano, dann übernehmen die Vocals die Regie.

Damit dürfte bei der Erstveröffentlichung die erste LP-Seite beendet sein. Seite 2 beherbergt die in neun Untersequenzen strukturierte „Nova solis Suite“. Phantasievoll wird hier das auf der ersten Seite Angelegte ausgeführt.

Norbert von Fransecky